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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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offen zu bleiben.
      Das Pfarrhaus, das zwischen dem Pub und dem kleinen Sträßchen zur Kirche stand, blickte direkt auf den Dorfanger. Deveney, der immer noch vor sich hin knurrte, parkte den Wagen am Rand des Angers. Kincaid streckte sich, als er ausstieg; die Sonne hatte die herbstliche Luft so erwärmt, daß sie beinahe milde wirkte. Ein leichter Wind strich über das grüne Gras und versetzte es in sachte Wellenbewegungen.
      Sie gingen über die Straße und traten durch die Pforte in den Garten des Pfarrhauses, das stämmig und solide, mit roter Backsteinfassade, hinter hohen Hecken zu schlafen schien. Der Garten hingegen rebellierte mit lebendiger Pracht gegen solche Verschlafenheit. Ein Meer von Farben stemmte sich tapfer gegen die gedämpften Herbsttöne von Hecken und Bäumen. Es blühte alles, was um diese Zeit noch zur Blüte fähig war - Fleißiges Lieschen, Begonien, Stiefmütterchen, Fuchsien, Dahlien, Primeln, Verbenen und die letzten Rosen, vollerblühte Köpfe auf spindeldürren Stengeln.
      Kincaid stieß einen Pfiff der Bewunderung aus. »Ich würde sagen, der Pfarrer hat eine ganz andere Gabe.« Und der Versuchung nachgebend, Deveney ein wenig zu necken, fügte er hinzu: »Würde mich interessieren, wie er mit Madeleine Wade zurechtkommt.«
      Deveney warf ihm einen irritierenden Blick zu, und sie warteten eine Weile schweigend auf der Veranda vor dem Haus. Als sicher schien, daß Deveneys Attacken auf die Türglocke keine Reaktion zeitigen würden, wandte sich Kincaid ab. »Versuchen wir’s mal in der Kirche.«
      Er ließ Deveney durch die Pforte vorausgehen und warf einen letzten Blick auf den Garten. Die Luft flirrte ein wenig, wie gestört durch ihre Anwesenheit, und wurde still. Widerstrebend schloß er das Törchen und folgte Deveney. Er machte einen kleinen Abstecher, um die Anschläge auf dem Schwarzen Brett am Ende des Wegs zu lesen. Sie kündeten von den Aktivitäten der Gemeindekirche St. Mary und erinnerten Kincaid daran, daß die jahreszeitlichen Rhythmen seiner Kindheit und Jugend vom Kirchenkalender bestimmt gewesen waren.
      Der Friedhof lag zu ihrer Linken, als sie langsam anstiegen, die stumpf grauen Grabsteine von welkem Laub bedeckt. Oberhalb, auf dem Hügel, stand die Kirche, herausfordernd beinahe. Kincaid lächelte - der Architekt hatte offensichtlich einen Sinn für das Demonstrative und eine Portion Humor gehabt; von hier aus hatte man das ganze Dorf im Blick.
      Als sie sich der Kirche näherten, zog Deveney sein Heft heraus und blätterte es durch.
      »Wie heißt der Pfarrer?« fragte Kincaid.
      »Fielding«, antwortete Deveney nach weiterem Blättern. »R. Fielding. Oh, Mist!«
      »R. Fielding O. Mist? Merkwürdiger Name«, bemerkte Kincaid grinsend.
      »Ach was, ich hab einen Stein im Schuh. Gehen Sie ruhig schon voraus.« Deveney bückte sich und begann, seinen Schuh aufzuschnüren.
      Das Kirchenportal war unverschlossen. Nachdem Kincaid eingetreten war, blieb er einen Moment stehen und schloß die Augen. Überall hätte er diesen Geruch wiedererkannt - kühle Feuchtigkeit und Politur, überlagert von einem Hauch Blumenduft - fromm und kirchlich und so beruhigend wie schöne Kindheitserinnerungen.
      Er öffnete die Augen wieder, und als auf sein gedämpftes »Hallo, ist hier jemand?« nichts geschah, ging er weiter in den kühlen Schatten des Kirchenschiffs. Hier war die Stille beinahe greifbar. Nichts regte sich außer den Staubkörnchen, die im regenbogenfarbenen Licht, das durch die hohen Fenster fiel, tanzten.
      Die Tür knarrte,und gleich darauf ertönte Deveneys Stimme: »Glück gehabt?«
      Kincaid kehrte mit einem gewissen Bedauern zu ihm zurück und sagte: »Nein, aber ich glaube, wir haben noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft.« Er öffnete die Tür gegenüber vom Portal, und sie gelangten in einen Korridor mit abgetretenem Linoleum. Links befanden sich Toilettenräume und eine kleine Küche, rechts war ein Versammlungsraum mit gestapelten Plastikstühlen.
      »Ein neuer Anbau«, stellte Kincaid fest. »Aber gut gemacht, von außen ist er mir gar nicht aufgefallen. Nur ist hier leider auch niemand. Wir werden den ehrenwerten Herrn Pfarrer wohl ...«
      Die Tür der Damentoilette öffnete sich, und eine Frau kam heraus. Um die dreißig, schätzte Kincaid, mit einem sympathischen Gesicht unter dunklen Wüschellocken. Sie hatte Jeans an und einen alten Pulli, und in den Händen, die in Gummihandschuhen

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