Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer
Jahre später hat sie dann Gilbert geheiratet.«
Jackie leckte sich die letzten Krümel von den Fingern. »Ich weiß, wer uns da vielleicht weiterhelfen kann - erinnerst du dich an Sergeant Talley? Der sitzt seit Ewigkeiten in Notting Hill und weiß alles über jeden.«
»Er hat mir gesagt, wo ich dich finde.« Gemma schaute auf ihr Croissant und ihren Tee. »Halt mal.« Sie drückte Jackie das Croissant in die Hand und zog ihr Heft aus ihrer Tasche. »Ich geh noch mal auf die Dienststelle und schau, ob ich ...«
»Warte, Gemma, laß mich das machen«, unterbrach Jackie. »Talley muß man kennen. Er ist vielleicht das größte Klatschmaul von der Welt, aber er selbst sieht sich nicht so. Er würde nie im Leben einem Außenstehenden was über die Leute unserer Dienststelle erzählen - und du bist jetzt eine Außenstehende.«
»Das tut weh.« Gemma verzog das Gesicht.
»Tut mir leid«, sagte Jackie lachend. »Aber du weißt schon, was ich meine.« Und es stimmte, dachte sie. Heute konnte sie an Gemma sehen, was gestern nicht so zum Vorschein gekommen war - die Zielstrebigkeit, die Dynamik, die das Rüstzeug für eine gute Kriminalbeamtin waren. Es war nicht etwa so, daß Gemma sich wesentlich verändert hatte, diese Eigenschaften hatte sie immer besessen, aber sie hatte jetzt den Platz gefunden, an dem sie ihre Talente nutzen konnte, und damit hatte sie sich von Jackie und dem Leben, das sie einmal geteilt hatten, entfernt.
»Es würde dir nichts ausmachen, mal mit ihm zu reden?« Gemma klemmte ihr Heft unter den Arm und holte sich ihr Croissant zurück.
»Ich versuche, ihn zu einer Tasse Tee in die Kantine zu locken, wenn ich fertig bin, und laß ihn ein bißchen in Erinnerungen kramen. Es macht mir überhaupt nichts aus«, sagte Jackie. »Du hast mich neugierig gemacht. Ich hoffe nur, dieses Detektivspielen ist nicht ansteckend.«
»Er ist vorbestraft«, sagte Nick Deveney zum Empfang, als Kincaid und Gemma in den für ihren Fall zur Verfügung gestellten Ereignisraum in der Polizeidienststelle Guildford traten. Er und Will Darling saßen über einen Computerausdruck gebeugt, und das flüchtige Lächeln, mit dem er Gemma bedachte, war seine einzige Begrüßung. »Ich habe Ihre Freundin Madeleine Wade erst heute morgen erwischt, und es stellte sich heraus, daß er für sie auch gearbeitet hat. Er hat im Laden Kisten geschleppt und oben die Wohnung gestrichen.«
Verwundert über den spöttischen Nachdruck, den Deveney den Worten »Ihre Freundin« verlieh, sah Gemma Kincaid an, doch der schien nur erheitert. »Wer ist vorbestraft?« fragte sie. »Worum geht’s hier überhaupt?«
»Um Geoff Genovase«, antwortete Will. »Er ist vor fünf Jahren wegen Einbruchs verknackt worden. Er hat damals in einem Hi-Fi-Laden in Wimbledon gearbeitet, und anscheinend hatten er und einer seiner Kollegen beschlossen, einen Teil der Ware aus dem Lager des Lieferanten locker zu machen. Leider wußten sie nicht, wie man die Alarmanlage abstellt, also landete Genovase in einem der besten staatlichen Hotels.«
Gemma ließ sich auf den nächsten Stuhl fallen. »Das glaube ich nicht.«
»Er hat für jeden im Dorf, der einen Diebstahl gemeldet hat, irgendwann mal Aushilfsarbeiten gemacht«, sagte Deveney. »Solche Zufälle gibt’s nicht. Und wenn er die anderen beklaut hat, warum nicht auch die Gilberts? Nur ist da leider was schief gegangen.«
Sie dachte an den sanftmütigen jungen Mann, der sie so fürsorglich bedient hatte, sah das Gesicht vor sich, das voll kindlichen Eifers aufgeleuchtet hatte, als sie sich nach dem Computerspiel erkundigt hatte. »Warum haben Sie mir nichts gesagt?« Ihre Stimme schwoll an, als sie die Frage an Kincaid richtete.
Erstaunt sah er von dem Computerausdruck auf, den Deveney ihm gegeben hatte. »Es war nur ein Gefühl. Ich hatte keine Ahnung, daß es sich als richtig herausstellen würde.«
»Ich habe einen Durchsuchungsbefehl beantragt«, sagte Deveney. »Hoffentlich müssen wir nicht das ganze verdammte Pub durchsuchen.«
Kincaid reichte den Ausdruck Will Darling zurück und Starrte einen Moment nachdenklich ins Leere. Dann richtete er sich auf und sagte entschieden: »Hören Sie, Nick, ich bin nicht bereit, alles andere sausen zu lassen und mich einzig auf diese Geschichte zu konzentrieren. Ich denke, wir sollten trotzdem Reid und die Londoner Möglichkeiten überprüfen.«
Er wandte sich Gemma zu. »Am besten fahren Sie
Weitere Kostenlose Bücher