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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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obersten Schublade lagen sauber geordnet Schreibmaterialien, einige Briefe auf Papier mit einer Blumenborte, Computerspielhandbücher. In der untersten Schublade entdeckte er die vergilbte Fotografie einer jungen Frau, die die auf den Hüften sitzenden Schlaghosen der späten Sechzigerjahre anhatte. Nackter Bauch, langes glattes braunes Haar, das in der Mitte gescheitelt war, riesige Kreolen in den Ohren, ein ernster, leicht gelangweilter Gesichtsausdruck. Er fragte sich, wer die junge Frau war und warum Geoff Genovase ihr Foto aufgehoben hatte.
      Im Bücherregal neben dem Fenster standen größtenteils Taschenbücher - Fantasy, Grusel, ein paar historische Romane. Kincaid sah sie durch, blieb dann vor dem Fenster stehen und blickte zum roten Dach der Marienkirche, das über den Hecken des Pfarrgartens zu schweben schien. Er versuchte, sich darüber klar zu werden, worin der Unterschied zwischen der Ordnung in diesem Zimmer und der in Alastair Gilberts Arbeitszimmer bestand. Die Ordnung in Gilberts Zimmer sprach von Pedanterie und einem Zwang zur Kontrolle, während dieser Raum eine Ausstrahlung sorgsam gehüteter und bedacht gepflegter Heiterkeit hatte. So empfand er es jedenfalls.
      »Treffer«, sagte Deveney nicht im geringsten triumphierend. Auf dem Teppich kniend, hob er eine geschnitzte Holzkassette aus der untersten Schublade einer Kommode und trug sie zum Schreibtisch. Er fluchte leise vor sich hin, als er sie öffnete. »Ach, verflucht. Der arme Brian.«
      Die kleinen Schmuckstücke waren säuberlich auf dem Samtfutter ausgelegt.
      Sie fanden Madeleine Wades Silber und Percy Bainbridges Fotos hinter einem Schuhkarton auf dem Bord in dem kleinen Schrank.
      »Er hat sich nicht sonderlich bemüht, die Sachen zu verstecken«, stellte Deveney fest, als er die Liste aus seiner Tasche zog.
      »Ich glaube, ums Verstecken geht’s hier gar nicht.« Kincaid nahm eine verschnörkelte antike Brosche zur Hand und dann ein Paar Ohrringe mit in Gold gefaßten Perlen. »Sind das die Ohrringe der Pfarrerin?«
      Deveney suchte auf seiner Liste. »Ja, sieht so aus.«
      »Aber ein zweites Paar ist nicht dabei. Die Ohrringe von Claire Gilbert sind nicht hier. Es sei denn, wir haben sie übersehen.«
      »Vielleicht hat er sie in seiner Panik nach dem, was er getan hatte, irgendwo in die Hecke geschmissen«, sagte Deveney und bemerkte, als sie von unten schwache Stimmen hörten: »Der verlorene Sohn scheint heimgekehrt zu sein. Wir funken die Freunde von der Dienststelle an, die können das Zimmer auseinandernehmen. Und wir unterhalten uns jetzt mal mit dem kleinen Geoff.«
      Brian Genovase hielt seinen Sohn mit beiden Armen umschlungen, und im ersten Moment glaubte Kincaid, er versuchte mit Gewalt, ihn von einer Flucht zurückzuhalten. Aber als sie näher kamen, und Brian wegtrat, sah Kincaid, daß der junge Mann so heftig zitterte, daß er sich kaum auf den Beinen halten konnte.
      »GeofF.« Deveneys tonlose Stimme sagte alles. Geoffs Knie gaben nach.
      »Um Gottes willen, Mann, er wird ohnmächtig!« Kincaid sprang auf den jungen Mann zu, doch Brian hatte seinen Sohn schon um die Mitte gefaßt und führte ihn zu einer Bank.
      »Kopf runter. Zwischen die Knie«, befahl er, und Geoff gehorchte. Sein Atem ging pfeifend.
      Deveney eilte hinaus,und als er kurz darauf wieder kam, sagte er: »Tut mir leid, Brian. Wir müssen ihn mitnehmen. Ich habe schon einen Wagen angefordert«, fügte er zu Kincaid gewandt gedämpft hinzu.
      Brian stellte sich vor Geoff hin und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Das dürfen Sie nicht. Sie dürfen ihn nicht von hier wegbringen. Sie verstehen das nicht.«
      »Wir müssen ihn unter Anklage stellen, Brian«, entgegnete Deveney behutsam. »Aber ich verspreche Ihnen, daß ihm auf der Dienststelle nichts geschehen wird.«
      Geoffhob den Kopf und sprach zum erstenmal. »Es ist schon in Ordnung, Dad.« Er strich sich das blonde Haar aus dem Gesicht und holte einmal tief und zitternd Atem. »Ich muß die Wahrheit sagen. Es geht nicht anders.«
      Brian Genovase ließ es sich nicht nehmen, seinen Sohn nach Guildford zu begleiten. Als die beiden schließlich hinten in den Wagen stiegen, und Deveney sich vorn zum Fahrer setzte, hatten sich einige Nachbarn eingefunden, die die Vorgänge aus der Ferne beobachteten. Doc Wilson flitzte in ihrem kleinen Mini am Anger vorbei und bremste scharf ab, als sie das Polizeifahrzeug sah.
      Kincaid wünschte jetzt,

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