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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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hinübergehen, wenn Sie wollen.«
      Kincaid sah zu. Die Ventilatoren bliesen ihm kalte Luft ins Genick. Wenigstens war der Geruch nicht allzu stark, da das kalte Wasser und die Unterkühlung den natürlichen Zerfallsprozeß der Leiche verzögert hatten.
      Eine junge Frau in Grün kam herein und sagte: »Bist du soweit, Winnie?«
      »Die Säuberungsarbeiten überlasse ich jetzt meiner Assistentin«, bemerkte Winstead über seine Schulter hinweg zu Kincaid. »Sie hat ein Händchen für die Feinarbeit. Stimmt’s nicht, Heather, mein Schatz?« fügte er mit einem Lächeln zu ihr hinzu. »Das gibt ihr ein Gefühl der Befriedigung.« Er streifte seine Handschuhe ab, warf sie in einen Abfalleimer und wusch sich am Becken die Hände.
      Heather verdrehte leicht genervt die Augen. »Er ist nur eifersüchtig«, sagte sie leise zu Kincaid, »weil ich ordentlicher bin als er.« Während sie sich ein Paar Handschuhe überstreifte, fuhr sie fort: »Wenn ich mit unserem Freund hier fertig bin, wäre selbst Mama stolz auf ihren Jungen, richtig, Winnie?«
      Wenigstens war es Connor Swanns Mutter erspart geblieben, Heathers Künste bewundern zu müssen, dachte Kincaid. Er überlegte, ob Julia der Konvention so weit trotzen würde, auf den Besuch im Leichenschauhaus und die Teilnahme an der Beerdigung zu verzichten.
      Als Winstead Kincaid hinausbegleitete, sagte er: »Sie hat leider recht. Ich bin mehr der Mann fürs Grobe. Sie hingegen ist eine Perfektionistin.« Er führte Kincaid durch mehrere Korridore, machte unterwegs einmal vor einem Automaten halt, um zwei Becher Kaffee mitzunehmen. »Schwarz?« fragte er, die Knöpfe drückend.
      Kincaid nahm den Pappbecher entgegen, trank einen Schluck und fand das Gebräu genauso ekelhaft wie das Zeug im Yard. Er folgte Winstead in sein Büro und blieb stehen, um den Schädel zu studieren, der den Schreibtisch des Arztes schmückte. Auf der Gesichtsfläche saßen, mit Nadeln befestigt, kleine Gummizylinder unterschiedlicher Höhe, jeder mit einer Ziffer in Schwarz gekennzeichnet. »Voodoo oder Kunst, Doktor?«
      »Eine Technik der Gesichtsrekonstruktion. Das Ding hat mir ein Freund, der Anthropologe ist, geliehen. Nach Messung gewisser charakteristischer Stellen des Schädels kann man auf Geschlecht und Klasse schließen. Dann setzt man gemäß statistischer Informationen diese Markierungen, die die Dicke der Haut anzeigen. Man füllt Ton in Höhe der Markierungen auf, und fertig ist der Lack, man hat wieder ein menschliches Gesicht. Eine sehr effektive Methode, auch wenn es in diesem Stadium mehr nach einem Alptraum aussieht. Heather interessiert sich sehr für diese Wiederaufbautechnik. Sie ist mit ihrer Handfertigkeit zweifellos die Richtige dafür.«
      Ehe Winstead sich weiter über die Eigenschaften der hübschen Heather verbreiten konnte, kam Kincaid wieder zur Sache. »Wie sieht es aus, Doktor«, fragte er, als sie sich in abgewetzten Ledersesseln niederließen, »ist Connor Swann nun ertrunken?«
      Winstead zog die Brauen zusammen, was seinem Gesicht ein eher komisches als grimmiges Aussehen gab, und schien sich einen Moment zu sammeln. »Tja, das ist ein Problem, Superintendent, wie Sie sicher wissen. Es läßt sich durch eine Autopsie nicht eindeutig feststellen, ob jemand ertrunken ist. Da muß man die Diagnose eher durch Ausschluß anderer Möglichkeiten stellen.«
      »Aber es wird sich doch feststellen lassen, ob er Wasser in der Lunge hatte -«
      »Einen Moment noch, Superintendent, lassen Sie mich das ausführen. Wasser in der Lunge ist nicht unbedingt signifikant. Ich habe ja nicht gesagt, daß ich Ihnen gar nichts sagen kann, nur daß es sich nicht beweisen läßt.« Winstead machte eine Pause, um von seinem Kaffee zu trinken, und schnitt ein Gesicht. »Ich bin wahrscheinlich ein ewiger Optimist - jedesmal erwarte ich, daß dieses Zeug besser schmeckt, als es tatsächlich ist. - Also, wo war ich stehengeblieben?« Er lächelte freundlich und nahm noch einmal einen Schluck von seinem Kaffee.
      Kincaid hatte den Eindruck, daß Winstead ihn absichtlich auf die Folter spannen wollte und daß er den Befund um so schneller zu hören bekommen würde, je weniger er drängte. »Sie wollten mir sagen, was Sie nicht nachweisen konnten.«
      »Schußwunden, Messerstiche, Schlag- und Stoßverletzungen - das sind alles ziemlich klare Sachen, da läßt sich die Todesursache leicht feststellen. Ein Fall wie dieser jedoch ist immer eine harte Nuß,

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