Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer
»Ich habe mit Plummy - das ist Vivian Plumley - zu Abend gegessen, dann haben wir uns im Fernsehen etwas angesehen. Leider kann ich mich nicht mehr erinnern, was es war. Spielt das eine Rolle?«
»Was haben Sie danach getan?«
»Plummy hat uns einen Kakao gekocht, das muß so gegen zehn gewesen sein. Wir haben uns noch eine Weile unterhalten, dann sind wir beide zu Bett gegangen.« Beinahe entschuldigend fügte sie hinzu: »Es war ein ganz normaler Abend, Sergeant.«
»Erinnern Sie sich, um welche Zeit Ihr Mann nach Hause kam?«
»Nein, leider nicht. Ich habe einen sehr gesunden Schlaf, und wir haben getrennte Betten. Da stört er mich nur selten, wenn er nach einer Vorstellung spät nach Hause kommt.«
»Und Ihre Tochter hat Sie auch nicht geweckt, als sie in den frühen Morgenstunden nach Hause kam?« fragte Gemma, die den Wunsch hatte, Carolines selbstzufriedene Gelassenheit ein wenig zu erschüttern.
»Nein. Meine Tochter ist eine erwachsene Frau und kommt und geht, wie es ihr paßt. Es ist nicht meine Art, sie zu kontrollieren.«
Mitten ins Schwarze, dachte Gemma. Sie hatte offensichtlich einen wunden Punkt getroffen. »Von Mrs. Plumley hörte ich eben, daß Ihre Tochter in die Wohnung zurückgekehrt ist, die sie mit ihrem Mann geteilt hat. War es Ihnen angesichts der Umstände recht, daß sie so bald wieder Ihr Haus verließ?«
Caroline schien eine scharfe Erwiderung zu unterdrücken, dann seufzte sie. »Ich fand es etwas unbedacht, aber auf meine Meinung hat Julia nie viel gegeben. Sie hat sich meiner Ansicht nach in dieser Sache - ich meine, Connors Tod - von Anfang an unmöglich verhalten.« Plötzlich müde wirkend, rieb Caroline sich mit den Fingern über ihre Wangenknochen, aber Gemma fiel auf, daß sie darauf achtete, die Haut nicht zu dehnen.
»In welcher Hinsicht?« fragte Gemma, obwohl sie bereits Beweise genug hatte, daß Julia nicht die trauernde Witwe spielte.
Mit einem Achselzucken antwortete Caroline: »Es gibt gewisse Dinge, die nun mal getan werden müssen, und die Leute haben gewisse Erwartungen ... Julia ist schlicht und einfach ihren Verpflichtungen ausgewichen.«
Gemma fragte sich, ob Julia sich anders verhalten hätte, wenn sie nicht sicher gewesen wäre, daß ihre Eltern für sie ein-springen und alles erledigen würden. Die Tatsache, daß Julia genau das übelzunehmen schien, war nur ein Ausdruck der Verdrehtheit der menschlichen Natur, und Gemma gewann langsam den Eindruck, daß die Beziehung zwischen Julia und ihren Eltern verdrehter war als die meisten.
Sie schlug eine neue Seite in ihrem Block auf und sagte: »Soviel ich weiß, war Connor Swann am letzten Donnerstag zum Mittagessen hier.« Auf Carolines Nicken fuhr sie fort: »Ist Ihnen da an seinem Verhalten irgend etwas Ungewöhnliches auf-gefallen?«
Lächelnd erwiderte Caroline: »Con war sehr amüsant, aber das war nichts Ungewöhnliches.«
»Erinnern Sie sich, worüber Sie sich unterhalten haben?« fragte Gemma und dachte, sie habe noch nie zuvor eine Frau so anmutig ihre Stirn runzeln sehen.
»Ach, wir haben im Grunde nur über Belanglosigkeiten gesprochen, Sergeant. Über Klatschgeschichten, die wir gehört hatten, über Geralds Vorstellung am Abend -«
»Connor Swann wußte also, daß Ihr Mann in London sein würde?«
Perplex entgegnete Caroline: »Aber natürlich wußte er das.«
»Haben Sie eine Ahnung, warum Ihr Schwiegersohn am selben Nachmittag im Coliseum gewesen sein könnte?«
»Nein. Das kann ich mir nicht vorstellen. Zu uns hat er jedenfalls nichts davon gesagt, daß er nach London wollte - wollen Sie damit sagen, daß er im Theater war?«
»So steht es jedenfalls im Anmeldebogen des Portiers, aber bis jetzt hat niemand sonst das bestätigen können.«
»Wie merkwürdig«, sagte Caroline langsam, und zum erstenmal hatte Gemma den Eindruck, daß sie von einem wohl-einstudierten Skript abwich. »Hm, sein Abgang war natürlich ziemlich -«
»Was war denn los?« Gemma spürte ein Prickeln der Erregung. »Sie sagten doch eben, er hätte sich in keiner Weise ungewöhnlich verhalten.«
»Ich weiß nicht, ob ich das als ungewöhnlich beschreiben würde. Con war nun mal ein ruheloser Mensch. Das Stillsitzen lag ihm nicht. Als Gerald und ich unseren Kaffee tranken, entschuldigte er sich einen Moment. Er sagte, er wolle Plummy in der Küche helfen, und weg war er. Ein paar Minuten später hörten wir ihn
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