Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer
der besten chinesischen Schwarztees meiner Meinung nach.«
»Erzählen Sie mir von Ihrem Gespräch mit Connor«, sagte Gemma, während sie Erdbeermarmelade und dicke Sahne auf ihr Scone gab.
»Da gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen. Ich habe mich, wie Sie schon sagten, im Red Lion mit ihm getroffen. Er benahm sich von Anfang an sehr merkwürdig. Ich hatte ihn nie so erlebt, obwohl ich Geschichten über die Zeit nach seiner Trennung von Julia gehört hatte. Er hatte getrunken, aber ich glaube nicht so viel, daß das eine Erklärung für sein Verhalten gewesen wäre. Es war - ich weiß auch nicht -, es hatte beinahe etwas Hysterisches.«
»Und warum wollte er Sie sehen?«
Godwin spülte einen Bissen Scone mit Tee hinunter. »Das hab ich bald genug erfahren. Er sagte, er wolle seine alte Stellung wiederhaben - er hätte genug davon, sich mit kleinstädtischen Pipikunden abzugeben, und er bat mich, für ihn zu vermitteln.«
»Hätten Sie das denn tun können?« fragte Gemma einigermaßen verwundert.
»Nun ja, ich denke schon. Ich kenne den Seniorpartner der Firma seit Jahren. Ich war derjenige, der ihm den Tip gegeben hat, sich den ENO-Werbeetat zu sichern.« Über den Rand seiner Tasse, die er in beiden Händen vor sich hielt, sah er Gemma an. »Tja, leider können wir die Konsequenzen unserer Handlungen nicht immer voraussehen. Hätte ich das nicht getan, so hätte Connor Gerald und Caro nie kennengelernt und natürlich auch Julia nicht.«
»Aber Sie haben Connor Swanns Bitte abgelehnt.«
»Ganz höflich zunächst. Ich habe ihm erklärt, daß es auch um meinen Ruf ginge, wenn ich ihn empfehlen würde, und daß ich das angesichts seines früheren Verhaltens nicht riskieren könnte. Die Wahrheit ist«, fügte er hinzu, ohne Gemma anzusehen, »daß ich ihn nie gemocht habe. Nicht gerade sehr diplomatisch, das zu sagen, wenn man eines Verbrechens verdächtigt wird, nicht wahr, Sergeant?« Er lächelte mit leichtem Spott, ehe er nachdenklich sagte: »Ich kann mich noch lebhaft an den Hochzeitstag der beiden erinnern. Es war im Juni, im Garten des Hauses von Julias Eltern - Sie haben ihn sicher nicht gesehen, aber um diese Jahreszeit ist er sehr schön. Alles Plummy zu verdanken, obwohl Julia ihr eine Menge geholfen hat, wenn sie Zeit hatte.
Alle sagten damals, Julia und Connor seien wie füreinander geschaffen, und ich muß zugeben, sie waren wirklich ein schönes Paar, aber trotzdem - ich sah nur Desaster, wenn ich sie mir angeschaut habe. Sie haben überhaupt nicht zueinander gepaßt.«
»Bitte, bleiben Sie bei der Sache, Tommy«, sagte Gemma und fragte sich, wie sie ihm den Ernst der Situation mit einem Mund voll Marmeladenscone klarmachen wollte.
Er seufzte. »Es kam zum Streit. Er fing an, mich zu beschimpfen, es wurde immer schlimmer, bis ich schließlich sagte, ich hätte genug davon. Dann bin ich gegangen. Das war alles.«
Gemma schob ihren Teller weg und beugte sich über den Tisch. »Das war nicht alles, Tommy. Kurz nachdem Sie und Connor das Pub verlassen hatten, ist der Barkeeper hinausgegangen, um frische Luft zu schnappen. Er hat uns erzählt, daß er Sie beide unten am Fluß bei Handgreiflichkeiten beobachtet hat.«
Obwohl sie es nicht für möglich gehalten hätte, daß ein Mann von Tommy Godwins weltmännischer Gewandtheit und Erfahrung überhaupt erröten konnte, hatte sie den Eindruck, daß sein Gesicht sich rosig färbte vor Verlegenheit.
Er wich ihrem forschenden Blick aus und schwieg. Schließlich jedoch sagte er: »Ich habe so etwas seit meiner Schulzeit nicht mehr getan, und selbst damals fand ich jede Form körperlicher Gewalt würdelos und unzivilisiert. Es war zwar die allgemein akzeptierte Ansicht, daß man sich in der Welt durchboxen müßte, um etwas zu erreichen, aber ich habe mich schon damals ganz bewußt entschieden, mein Leben anders zu führen. Natürlich drückte man mir prompt das Etikett des Feiglings und des Schwulen auf«, fügte er mit einem Anflug des alten gewinnenden Lächelns hinzu, »aber damit konnte ich leben. Nicht leben konnte ich mit dem Gedanken, meine Prinzipien aufzugeben.
Als ich mich plötzlich in eine Art Schuljungenrangelei mit Connor verwickelt sah, habe ich darum einfach aufgehört und bin gegangen.«
»Und das hat er zugelassen?«
Tommy nickte. »Ich glaube, da war ihm selbst schon der Dampf ausgegangen.«
»Hatten Sie Ihren Wagen auf dem Kiesplatz am Fluß
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