Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer
abgestellt?«
»Nein, ich hatte einen Parkplatz auf der Straße gefunden, nicht allzuweit vom Pub entfernt. Bestimmt hat jemand meinen Wagen gesehen«, fügte er hoffnungsvoll hinzu. »Es ist ein Jaguar, rot, ziemlich auffallend.«
»Und was haben Sie getan, als Sie wieder bei Ihrem Wagen waren?«
»Ich bin nach London zurückgefahren. Das unerfreuliche Gespräch mit Connor hatte mir gründlich den Abend verdorben, außerdem hatte ich das Gefühl, von ihm zum Narren gehalten worden zu sein. Ich beschloß, wenigstens den letzten Rest meiner ursprünglichen Pläne für den Abend zu retten.«
»Ganze fünf Minuten?« fragte Gemma skeptisch.
Er lächelte. »Nun, ich hab mein Bestes getan.«
»Und Sie haben Sir Gerald nicht nur in seiner Garderobe aufgesucht, um sich ein Alibi zu sichern?«
Geduldig sagte er: »Ich wollte ihm gratulieren, Sergeant. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.«
»Obwohl Sie die Vorstellung gar nicht gesehen hatten?«
»Die Reaktion des Publikums hat mir gezeigt, daß sie besonders gut gewesen war.«
Sie blickte ihm forschend ins Gesicht, und er erwiderte ruhig ihren Blick. »Sie haben recht, Tommy«, sagte sie schließlich. »Sie sind wirklich ein schlechter Lügner. Ich nehme an, nach dem Theater sind Sie direkt nach Hause gefahren?«
»Das ist richtig, ja.«
»Kann das jemand bestätigen?«
»Nein, leider nicht. Und da ich meinen Wagen hinter dem Haus geparkt habe und dann mit dem Lieferantenaufzug hinaufgefahren bin, hat mich auch kein Mensch gesehen. Tut mir wirklich leid«, sagte er, als bedaure er es, sie zu enttäuschen.
»Ja, mir tut es auch leid, Tommy.« Gemma seufzte. Sie fühlte sich plötzlich müde. »Sie könnten Connor Swanns Leiche im Kofferraum Ihres Wagens verstaut haben, nach der Vorstellung nach Hambleden gefahren sein und sie dort in den Fluß geworfen haben.«
»Im Ernst? Das ist ja wirklich sehr phantasievoll.« Godwin zeigte Erheiterung.
Gereizt sagte sie: »Ihnen ist klar, daß wir Ihren Wagen beschlagnahmen müssen, damit die Spurensicherung ihn untersuchen kann. Und wir werden auch Ihre Wohnung durchsuchen müssen. Außerdem müssen Sie jetzt mit mir zum Yard fahren, damit wir Ihre Aussage zu Protokoll nehmen können.«
Er hob die Teekanne aus zartem Porzellan und lächelte. »Dann trinken Sie jetzt wohl am besten Ihren Tee aus, Verehrteste.«
* 12
Das Mittagessen mit Makepeace verbesserte Kincaids Stimmung ganz erheblich. Als die beiden Männer aus dem düsteren Pub in der Nähe der Polizeidienststelle High Wycombe auf die Straße traten, zwinkerten sie verblüfft.
»Das ist aber eine Überraschung«, sagte Makepeace und hielt sein Gesicht in die Sonne. »Nur wird es wohl leider nicht lang anhalten - der Wetterbericht hat starke Regengüsse angesagt.«
Nach diesem langen Morgen am Schreibtisch, dachte Kin-caid, als er die schwache Wärme der Sonne auf seinem Gesicht fühlte, ist jetzt ein Spaziergang das Richtige. »Die paar Sonnenstrahlen werd ich ausnützen«, sagte er zu Makepeace, als sie vor der Dienststelle standen. »Sie können mich ja erreichen, wenn sich etwas tun sollte.«
»So ein Glück möcht ich auch haben«, antwortete Makepeace gutmütig. »Aber ich muß zurück in die Tretmühle.« Er winkte Kincaid kurz zu und verschwand hinter der Glastür.
Kincaid fuhr das kurze Stück von High Wycombe nach Fingest mit dem Auto. Als er das Dorf erreichte, zögerte er einen Moment, ehe er auf den Parkplatz des Pubs fuhr. Das Pfarrhaus sah zwar in der Nachmittagssonne sehr einladend aus, und der Pastor kannte hier gewiß jeden Weg und Steg, doch er fürchtete, er könnte sich dazu verleiten lassen, den ganzen Nachmittag beim gemütlichen Plausch mit dem Pastor in seinem Arbeitszimmer zu verbringen.
Tony erwies sich schließlich in der Frage örtlicher Spazierwege so hilfreich und entgegenkommend wie in allem anderen bisher. »Ich hab genau das Richtige für Sie«, sagte er und holte ein zerfleddertes Buch unter dem Tresen hervor. »Eine Pubwanderung. Dreieinhalb Meilen, ist das zuviel für Sie?« Er musterte Kincaid mit taxierendem Blick.
»Ich glaube, das schaffe ich gerade noch«, erwiderte Kincaid lächelnd.
»Fingest, Skirmett, Turville und dann zurück nach Fingest. Jedes Dorf liegt in seinem eigenen Tal, aber auf dieser Wanderung werden die steilsten Steigungen vermieden. Ein bißchen matschig könnte es allerdings schon
Weitere Kostenlose Bücher