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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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setzen, den er den Folterstuhl nannte. »Ich hätte es merken müssen. Da hast du recht.«
      »Nein, das meine ich gar nicht. Sie könnte es selbst nicht gewußt haben ...«
      »Trotzdem habe ich sie dann im Stich gelassen.«
      Gemma glitt vom Stuhl und kniete vor ihm nieder, so daß sie in sein Gesicht aufsehen konnte. »Blödsinn. Du kannst nicht ändern, was passiert ist. Solche Gedanken sind unproduktiv. Aber du mußt entscheiden, was du jetzt tun willst.«
      »Was kann ich denn tun?« protestierte er. »Kits Leben ist schon durcheinander genug. Er glaubt, Ian sei sein Vater ...«
      »Glaubst du wirklich, daß Ian ihm viel nützt, selbst wenn er zurückkommen sollte? Und Kits Aussichten bei seinen Großeltern sind mehr als schlecht.« Sie nahm ihre Hände von seinen Knien. »Ich glaube, Liebling, daß du Angst hast, dein Leben durcheinanderzubringen.«
     
     

* 14
     
    Und weil ich, trotz aller Gedanken, nicht einen Moment der guten Stunden fassen konnte, die vergangen, war ich traurig und elend und wünschte den Tod.
     
    Rupert Brooke aus >Kiefern und der Himmel: Abend.<
     
    Cambridge 3. September 1965
      Liebe Mami,
    Du bist so rührend besorgt um mich, aber so gern ich Dich hierhätte ... es geht mir doch wirklich gut. (Obwohl ich zugeben muß, daß es ziemlich amüsant ist, wie Du und Morgan hinter meinem Rücken konspiriert.) Du hast im Augenblick selbst genug zu tun, jetzt, da Nell krank ist - und Morgan erweist sich als eine sehr liebevolle und erstaunlich kompetente Krankenschwester.
      Obwohl diese letzte Fehlgeburt relativ einfach war, habe ich beschlossen, es nicht noch einmal zu versuchen. Ich habe mir eingeredet, es mir nicht mehr so verzweifelt zu wünschen, aber der Kreislauf von Hoffnung und Enttäuschung steckt noch tief und hält mich von meiner Arbeit ab. Auch für Morgan war es schwer, und er sagt, kein Kind sei es wert, daß ich meine Gesundheit und mein Wohlbefinden dafür opfere. Also mache ich tapfer weiter und versuche dankbar für alles zu sein, was mir beschert wird.
      Daphne war ein großer Trost. Sie besucht mich oft. Morgan scheint sie um meinetwillen zu tolerieren.
      Ich habe das Angebot von einem kleinen Verlag in Cambridge, meine neuesten Gedichte als Sammlung zu veröffentlichen. Sie wollen sich auf die Avantgarde spezialisieren, und ich bin ganz stolz, als eine Vertreterin derselben zu gelten. Es bedeutet Arbeit, aber ich freue mich darauf Denk nur, endlich ein Buch! Es wird so eine Art Kindersatz werden, denke ich.
      Morgan wurde von einer Londoner Galerie gebeten, eine Einzelausstellung in ihren Räumen vorzubereiten. Sie sind durch die Serie über die walisischen Bergleute auf ihn aufmerksam geworden. Du mußt zur Eröffnung unbedingt nach London kommen, dann machen wir uns einen schönen Abend.
      Bitte mach Dir keine Sorgen ... Ich verspreche, rote Backen zu haben, wenn wir uns das nächste Mal sehen.
    Alles Liebe, Lydia
     
    Der Kaffeeduft holte Kincaid mit geradezu magischer Anziehungskraft aus den Tiefen des Bewußtseins. Obwohl er das Wachsein kaum mehr leugnen konnte, blieb er noch mit geschlossenen Augen hegen und versuchte zu erraten, wer ihm denn Kaffee kochte.
      Bis ihm dämmerte, daß er weder in seiner Wohnung war noch in seinem Bett lag. Er war bei Gemma.
      Normalerweise blieb er nicht über Nacht. Gemma hatte wegen Toby Gewissensbisse. Aber am vergangenen Abend hatte sie darauf bestanden. Im Bett hatten sie sich mit der stummen Leidenschaft ängstlicher Teenager geliebt, die Entdeckung fürchten. Die Erinnerung daran erregte ihn erneut. Er schlug die Augen auf und hoffte, Gemma willens zu finden, zu ihm ins Bett zurückzukommen.
      Gemma saß angezogen am halbrunden Tisch, trank Kaffee und las in einem Manuskript.
      »Du hast mich letzte Nacht nur benutzt«, sagte er beleidigt.
      Gemma sah auf und lächelte. »Ihre Kombinationsgabe ist erstaunlich, Sir.« Sie reckte sich, und ihr kurzer Pullover enthüllte blanke Haut über ihrer Taille. »Entschuldige. Habe schon befürchtet, daß dich der Kaffeeduft wecken würde. Aber ich hab’s nicht mehr ausgehalten ...«
      »Gestern nacht hast du dasselbe gesagt«, neckte er und fügte hinzu: »Wie lange bist du schon auf?«
      »Das brauchst du nicht zu wissen.« Gemma blätterte eine Seite weiter.
      Kincaid hatte ihr am Vorabend gestanden, daß eine Kopie von Vics Manuskript im Kofferraum seines Wagens lag. Sie mußte ihm im Schlaf die Autoschlüssel entwendet

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