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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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worden, Miß Morris. Vergiftet«, erklärte Kincaid geradeheraus, ohne sie aus den Augen zu lassen. »Wir vermuten einen Zusammenhang mit ihren Recherchen über Lydia Brooke.« Daphne Morris wurde blaß. Ihre Augen wurden groß. Und Kincaid hätte schwören können, daß die Gefühlsregung echt war. Was steckte dahinter? Angst oder Schock? Bevor sie sich fassen konnte, fuhr er fort: »Bei Ihrem Gespräch mit Dr. McClellan haben Sie den Eindruck erweckt, Lydia und Sie seien nur flüchtige Bekannte gewesen - alte Collegekameradinnen, deren Wege sich gelegentlich gekreuzt hätten.«
      »Aber ich ...«
      »In Wirklichkeit sind Sie und Lydia langjährige, enge Freundinnen gewesen. Wollten Sie Dr. McClellan absichtlich täuschen?«
      »Ich habe Dr. McClellan nicht getäuscht«, protestierte Daphne. »Es gab gar keinen Grund, mit einer Fremden über meine Privatangelegenheiten zu sprechen. Ich habe ein Recht auf mein Leben, meine Erinnerungen ...«
      »Und was ist mit Lydia?« fiel Gemma ihr ins Wort. »Wenn Lydia Ihnen etwas bedeutet hat, müßten Sie doch den Wunsch haben, daß eine Biographin ihr gerecht wird? Aus Lydias Briefen geht unmißverständlich hervor, daß Sie ...«
      »Briefe?« flüsterte Daphne aschfahl. »Was für Briefe?«
      »Dr. McClellan hatte selbstverständlich Einblick in Lydias Korrespondenz«, erwiderte Gemma lächelnd. »Hat sie das nicht erwähnt? Einschließlich des ausgiebigen Briefwechsels mit ihrer Mutter. Und darin werden Sie häufig erwähnt. Daher wissen wir auch, daß Sie sich mit Morgan Ashby nicht verstanden haben. Gab es einen bestimmten Grund dafür, daß Morgan Sie nicht mochte?«
      Im ersten Augenblick schien es Daphne die Sprache verschlagen zu haben. Dann reagierte sie mit Wut. »Das geht Sie nichts an. Wie Dr. McClellan Lydia darstellen würde, war mir egal. Biographien sind das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben werden. Ich habe für Leichenfledderei nichts übrig.« Sie holte Luft. »Verstehen Sie - ich unterstelle Dr. McClellan keine schlechten Absichten. Aber auch noch so lange Briefe oder Gespräche hätten nie zeigen können ...«
      »Mit Verlaub - diese Diskussion dürfte sich mittlerweile erledigt haben«, warf Kincaid ein. »Eine Biographie wird es nicht geben. Falls es jemand darauf angelegt hat, Details aus Lydias Leben vor der Öffentlichkeit geheimzuhalten, dürfte er sich jetzt die Hände reiben - Wochenenden auf dem Land beruhigt genießen, und so weiter.« Er lächelte. »Offenbar haben auch Sie gute Gründe, Einzelheiten Ihrer Beziehung zu Lydia Brooke bedeckt zu halten, Miß Morris. Zum Beispiel, falls Ihre Beziehung von einer, sagen wir, etwas unorthodoxen Natur war? Sexuell gesehen, meine ich. Ich bezweifle, daß so was im Elternbeirat Ihrer Schule Beifall finden würde.« Er sah sich unverhohlen bewundernd um. »Diese Schule ist ein ziemlich vornehmes Mädchenpensionat, soweit ich weiß.«
      Daphne sprang auf und stieß den zierlichen goldenen Sessel um, der lautlos auf den tiefen Teppich kippte. »Da steckt doch Morgan dahinter!« schrie sie unvermittelt. »Er würde alles tun, nur um mich zu treffen. Morgan ist krank vor Eifersucht. Ein pathologischer Fall! Hat er Ihnen auch erzählt, daß man ihn wegen Körperverletzung verhaftet hat? Er hat Lydia geschlagen.« Daphne Morris registrierte das überraschte Schweigen ihrer Besucher mit tiefer Befriedigung. »Er hat ihr mehrere Rippen und den Kiefer gebrochen. Dachten Sie, Morgans berühmtes Künstlertemperament sei nur harmloses Theater gewesen?«
      »Wann genau ist das passiert?« fragte Gemma gelassen.
      Daphne fuhr sich mit zitternder Hand über den Mund und ordnete ihr wirres Haar. Kincaid registrierte erstaunt ihre großen Hände.
      »Ich hätte das nicht sagen dürfen. Ich habe es Lydia versprochen.« Sie schüttelte den Kopf. »Und in all den Jahren habe ich nie ... niemals gegenüber Lydia ein Versprechen gebrochen.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
      »Sicher gibt es Beweise, Krankenberichte und so weiter ... Für den Fall, daß wir gezwungen sind, das zu überprüfen«, fuhr Gemma fort. »Trotzdem wäre es besser, Sie geben uns die nötigen Informationen. Ist das kurz vor Lydias Tod gewesen?«
      Daphne starrte sie verständnislos an. »Wie bitte?«
      »Sie haben uns erzählt, daß Morgan gegenüber Lydia handgreiflich geworden ist«, formulierte Kincaid vorsichtig. »War das kurz vor ihrem Tod?«
      »Lydia hatte zum Zeitpunkt ihres Todes

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