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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Morgan seit Jahren nicht gesehen. Jedenfalls so weit ich weiß. Es war Wochen vor der Trennung. Sie ist zu mir gekommen.« Daphne tastete sich zu ihrem Stuhl zurück, und Kincaid stellte ihn hastig für sie auf. »Warum reden Sie dauernd von Lydias Tod?« wollte sie wissen. »Was hat er damit zu tun?« Daphne klammerte sich an den Sitz des Stuhls, als müsse sie sich daran festhalten.
      »Vic - Dr. McClellan - hat geglaubt, daß Lydias Tod kein ... Nein, sie war überzeugt, daß Lydia Brooke ermordet worden war«, verbesserte er sich. »Finden Sie es in diesem Zusammenhang nicht seltsam, daß auch Victoria McClellan eines gewaltsamen Todes gestorben ist?«
     
    Cambridge 11. Februar 1968
      Ich habe nie geglaubt, daß es dazu kommen würde. In Trümmern. Beobachtete und Beobachterin. Die eine Lydia leidenschaftslos, rational, wissend, daß es nur zwei unvermeidliche Lösungen gibt - Tod oder Trennung.
      Die andere Lydia weiß, daß Tod die bessere Alternative gewesen wäre.
      Lydia beobachtet Lydia, die zusammengekauert wie ein Fötus im schweißnassen Bett liegt. Lydia erkennt dies als Sabotageakt, weiß, daß die andere die große, schlichte Kraft dessen, was sie verband, nie ertragen konnte. Also hat die andere die Atmosphäre vergiftet, hat mit einem Wort hier, einer Bemerkung da provoziert, wo sie hätte Trost geben können, hat mit wildem Verlangen Blut gesaugt.
      Und Lydia hat beobachtet, Elektra sprachlos, stumm, die Dichterin zum Schweigen gebracht.
      Das ist das Ende.
     
    »Sie hat es kein einziges Mal geleugnet«, bemerkte Gemma mit einem Seitenblick auf Kincaid, der am Steuer saß.
      »Wer hat was nie geleugnet?« fragte Kincaid, der sich auf den Kreisverkehr konzentrierte. Er bog zur Barton Road ab.
      »Daphne hat ihr lesbisches Verhältnis mit Lydia nie geleugnet.«
      »Vielleicht war ihr die Anspielung zu läppisch, um überhaupt darauf zu reagieren«, gab Kincaid zu bedenken. »Vielleicht hält sie uns für übergeschnappt - wie Morgan Ashby. Vielleicht hat sie sich schon beim Yard über uns beschwert. Schließlich haben wir gerade eine angesehene Schuldirektorin einer lesbischen Beziehung - und des Mordes - bezichtigt. Und das ganz ohne Beweise.«
      »Sie hat uns nicht die ganze Wahrheit gesagt«, ereiferte sich Gemma. »Sie war richtig erleichtert, als sie merkte, daß wir die Briefe meinen, die Lydia an ihre Mutter geschrieben hat. War nicht zu übersehen.«
      »Sie hat für den Nachmittag von Vics Tod ein wasserdichtes Alibi.«
      Kincaid und Gemma hatten erneut mit Jeanette gesprochen und sich Daphnes Terminkalender angesehen. Beide bestätigten, daß Daphne an jenem Dienstag zahllose Gespräche geführt und mehrere Verabredungen gehabt hatte. Trotzdem wollte Gemma nicht so schnell klein beigeben. »Auch Alibis haben Lücken. Und wir wissen nicht, wohin Vic gefahren ist, nachdem sie die Fakultät am frühen Nachmittag verlassen hatte. Was ist, wenn sie zu Daphnes Wohnung gefahren ist? Daphne könnte ihr Büro unbemerkt verlassen und sie ohne Zeugen getroffen haben.«
      Kincaid blieb skeptisch. »Also ... konzentrieren wir uns auf Morgan Ashby. Wie sollen wir ihn deiner Ansicht nach überreden, sich wie ein zivilisierter Mensch mit uns zu unterhalten?«
      Gemma bekam eine Gänsehaut. Sie hatte Morgan Ashby angelogen. Selbst ein Mann, der ruhiger und ausgeglichener war, würde ihr das übelnehmen. Sie flüchtete sich in Galgenhumor. »Also wenn er auf dich nicht fliegt, müssen wir uns wohl auf meinen Charme verlassen.«
      Diesmal hielten sie sich an die ländlichen Sitten und klopften zuerst an der Hintertür. Sie hatten Morgan Ashbys Wagen nirgends entdecken können, aber ihre Hoffnung, daß der Hausherr nicht zu Hause war und Francesca ihnen den Weg bereiten würde, war bald zunichte.
      Morgan öffnete. Seine Miene war düster. Offenbar hatte er jemand anderen erwartet. Daß sie ebensowenig willkommen waren, wurde bald deutlich. »Sie schon wieder?« fuhr er Kincaid an. »Ich habe Sie doch neulich schon rausgeworfen.« Dann entdeckte er Gemma, die sich hinter Kincaid verschanzt hatte, und seine Züge entspannten sich. »Was machen Sie denn hier, Miß Ja ...« Er verstummte, sah erneut von Gemma zu Kincaid, und sein Blick wurde schlagartig giftig. »Sie interessieren sich gar nicht für den Atelierraum, was? Sie wollten nur rumschnüffeln. Verdammt, hätte ich mir denken können!« Er schüttelte angewidert den Kopf. »Jetzt reicht’s endgültig.

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