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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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als der letzte in dem Gebäudeteil, der dem Fluß am nächsten lag. Den Anweisungen des Portiers folgend stiegen sie in den ersten Stock hinauf. Dort fanden sie die Tür mit Eliots Türschild ohne Schwierigkeiten. Bevor sie jedoch klopfen konnten, ging die Tür auf.
      »Bill hat angerufen und Ihr Kommen angekündigt«, empfing Darcy Eliot sie erfreut. »Aber ich dachte schon fast, Sie seien in die Cam gefallen.« Er trat zurück und winkte sie herein. »Was hat Sie aufgehalten?«
      »Tut mir leid, aber ich habe mir wohl alles zu genau angesehen«, gestand Gemma und schwenkte ihren Lageplan.
      »Kann ich Ihnen kaum verdenken. All Saints’ ist ein Kleinod - klein, aber fein, finden Sie nicht?« Eliot musterte sie neugierig. Er trug einen großen blauen Kaschmirpullover über der Hose und wirkte legerer und menschlicher, als sie ihn von der Beerdigung her in Erinnerung hatte. »Bitte nehmen Sie Platz.« Er deutete auf ein Samtsofa von demselben Blau wie sein Pullover.
      Aber Gemma hatte bereits das Zimmer durchquert, wie magisch angezogen von dem Erkerfenster auf der anderen Seite. Die Männer folgten ihr und nahmen sie in ihre Mitte, während sie aus dem Fenster blickten.
      »Drüben über der Flußbiegung, das ist St. John’s«, erklärte Darcy. »Es ist sehr schön, was? Ich werde meiner Aussicht nie überdrüssig.«
      Einer der Fensterflügel war nur angelehnt, und Gemma fühlte die kühle, frische Luft auf ihrer Haut. »Ja, das verstehe ich«, murmelte sie mit einem Seitenblick auf den noch immer schweigsamen Kincaid.
    • Sie war eine gewisse Beständigkeit an ihm gewohnt, die es ihr erlaubte, als der impulsive Teil ihrer Partnerschaft zu fungieren, doch in den letzten Tagen war er nahezu unberechenbar gewesen.
      Und in diesem Moment wurde ihr klar, wie sehr sie sich angewöhnt hatte, sich auf ihn zu verlassen - selbst wenn sie mit ihm stritt und seine Entscheidungen in Frage stellte. Das Gefühl, daß sie möglicherweise nicht mehr auf seine Stärke zählen konnte, machte ihr angst.
      Gut, dann handle ich für uns beide, entschied sie, aber sie hatte dabei das Gefühl, daß es all ihres Geschicks bedurfte. Sie wandte sich lächelnd an Darcy Eliot.
      »Sie müssen sich hier wie ein Feudalherr fühlen«, bemerkte sie, während er sie zur Couch zurückführte. Sie ließ ihre Blicke schweifen. Der Raum war mit viel Gold an den Bilderrahmen und Spiegeln, opulenten Stoffen und antiken Möbeln eingerichtet, die eine professionelle Hand verrieten. In der Mitte der Wand gegenüber den Fenstern stand ein reich verziertes Bücherregal aus Mahagoni, in dem die zahlreichen Titel aus Darcys Feder standen - einige mit dem mittlerweile vertrauten Verlagsemblem des Peregrine-Verlags. Gemma empfand die kleine Eitelkeit als ausgesprochen sympathisch.
      Darcy nahm am anderen Sofaende Platz, legte bedächtig ein Fußgelenk über das Knie, wobei eine bunte Socke im Schottenmuster sichtbar wurde, und sagte: »Abgesehen von den Attraktionen meines Colleges - wem oder welchem Umstand habe ich Ihren Besuch zu verdanken?«
      Dies war auch Vics College gewesen, erinnerte Gemma sich mit einem flüchtigen Blick auf Kincaid.
      Er drehte sich um, gesellte sich jedoch nicht zu ihnen. »Wir hatten gerade ein angenehmes Gespräch mit Ihrer Mutter«, sagte er. »Ich kannte sie bislang nicht persönlich.«
      »Sagen Sie jetzt bloß, daß meine Mutter Sie so übel zugerichtet hat.« Darcy starrte neugierig auf Kincaids geschwollene Lippe und den rotunterlaufenen Bluterguß. »Ihre Manieren sind normalerweise erstklassig.«
      »Ihre Manieren waren erstklassig«, bestätigte Kincaid, ohne weiter darauf einzugehen. »Wir scheinen Ihre Verabredung im Peregrine-Verlag gestört zu haben, aber sie war sehr freundlich.« Er setzte sich in den Sessel gegenüber Darcy.
      »Ah, das zweite Kind meiner Mutter«, bemerkte Darcy leicht belustigt. Als Kincaid fragend die Augenbrauen hochzog, fuhr er fort: »Hat sie nicht erwähnt, daß sie dem Verwaltungsrat angehört?«
      »Sie hat nur gesagt, daß sie Peregrine bei der Aufarbeitung von Henry Whitecliffs Manuskript geholfen habe.«
      »Henry saß ebenfalls im Verwaltungsrat«, führte Darcy aus. »Beide von Anfang an. Aber ohne die beträchtliche Unterstützung meiner Mutter hätte der Peregrine-Verlag nie das Licht der Welt erblickt. Sie und Ralph verbindet eine lange, produktive Beziehung.« Er lächelte. Gemma war ein wenig geschockt und fragte sich, ob es das

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