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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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wiederholte Gemma, und die Nackenhaare Stellten sich ihr auf. »Was hat Morgan Ashbys Herkunft damit zu tun?«
      »Ach, Sie wissen schon. Walisische Bergmannsfamilie, Salz der Erde und so weiter - und die ganze Last des Puritanismus, die damit verbunden ist. Er konnte die Vorstellung nicht ertragen, daß Lydia es mit anderen mal genossen hatte, so sehr sie ihn auch liebte.« Darcy hielt inne und fügte düster hinzu: »Ich glaube, für Ashby war Genuß in jeder Form etwas Verwerfliches, sogar wenn es ihn selbst betraf.«
      »Was man von Ihnen wohl kaum behaupten kann, Dr. Eliot«, warf Gemma lächelnd ein. Sie schaute zur Kommode hin, wo ein Tablett mit Gläsern neben einem Eiskübel und frisch geschnittenen Limonen bereitstand.
      »Allerdings nicht«, sagte er gespielt beleidigt. »Obwohl ich zugeben muß, daß mir die Feiern der Examensstudenten heutzutage im Vergleich mit den guten alten Zeiten doch reichlich langweilig Vorkommen.« Sein Lächeln erinnerte Gemma daran, daß er noch immer ein sehr attraktiver Mann war. Dann seufzte er übertrieben. »Aber selbst ich kann der Pflicht nicht vollkommen entgehen. Besonders, da es so aussieht, als müsse ich Iris Arbeit abnehmen.«
      »Ist mit Dr. Winslow alles in Ordnung?« fragte Kincaid hastig und besorgt.
      »Sie hat Montag einen Termin bei einem Spezialisten - wegen ihrer Kopfschmerzen«, erwiderte Darcy. Zum ersten Mal war nichts von dem Spott in seiner Stimme, an den sich Gemma beinahe schon gewöhnt hatte. »Das geht schon eine ganze Zeit, und ich muß sagen, daß mich die Sache beunruhigt«, fuhr er fort. »Iris ist eine der ältesten Freundinnen meiner Mutter. Wenn ihr etwas zustoßen sollte ...« Er sah auf und begegnete Gemmas Blick. »Es hat keinen Sinn, pessimistisch zu sein. Ich hasse es, in die Jahre zu kommen, in denen man ständig an die Sterblichkeit erinnert wird. Es verursacht mir Gänsehaut.«
      »Soviel ich gehört habe, stehen Sie ganz oben auf der Liste der Kandidaten für die Nachfolge von Dr. Winslow«, warf Kincaid ein. »Das dürfte doch eine große Befriedigung für Sie sein.«
      »Wobei soviel ich gehört habe gleichbedeutend mit gerüchteweise ist, oder?« Darcy schnippte eine Staubfussel von seiner Hose. »Ich habe schon vor langem gelernt, der akademischen Gerüchtebörse nicht allzuviel Bedeutung beizumessen. Wie in allen kleinen, inzestuösen Gemeinschaften wird vieles enorm übertrieben.«
      Kincaid neigte den Kopf zur Seite, als habe ihn die Bemerkung an etwas erinnert. »Vic war sich dessen ebenfalls bewußt. Sie hielt es daher für seltsam, daß zum Zeitpunkt von Lydias Tod so wenig Spekulationen im Umlauf waren. Man hat die Selbstmordtheorie damals wohl fraglos hingenommen.«
      Darcy sah Kincaid verdutzt an. »Wer Lydia gekannt hat, wußte um ihren Gemütszustand. Die Nachricht hat uns traurig gemacht, aber nicht überrascht. Was gibt es da viel zu sagen?«
      »Zum Beispiel, daß man es sich ein bißchen zu einfach gemacht hat, indem man annahm, daß Lydia das getan hatte, was alle von ihr erwarteten. Vic ist jedenfalls zu dieser Ansicht gelangt. Sie war tatsächlich überzeugt, daß Lydia keinen Selbstmord begangen hatte.« Und bedächtig fügte Kincaid hinzu: »Sie war ziemlich sicher, daß Lydia ermordet worden war.«
      Für einen Moment saß Darcy stumm da, protestierte nicht, das Gesicht ausdruckslos, dann schüttelte er den Kopf. »Ich fürchte, Mr. Kincaid, wir haben es hier mit dem Fall zu tun, in dem die Biographin sich etwas zu intensiv mit dem Gegenstand ihrer Arbeit identifiziert hat. Als Victoria McClellan an Unserer Fakultät angefangen hat, war sie eine vernünftige und kritische Person. Daß sie soweit kam, diesen Unsinn zu glauben, beweist nur, wie ungesund Kritiklosigkeit sein kann.«
      Kincaid lächelte. »Ich wäre Ihrer Argumentation vielleicht sogar gefolgt, Dr. Eliot - stünde es nicht zweifelsfrei fest, daß sie ermordet wurde. Haben Sie das vergessen?«
     
    »Damit habe ich so meine Schwierigkeiten«, gestand Gemma mit einem Seitenblick auf Kincaids Profil, während sie erneut durch den Kreisverkehr von Newnham fuhren. Diesmal waren die Grantchester Road und Nathan Winters Cottage ihr Ziel. »Ich hatte Männer vor Rob, aber immer nur einen zur Zeit.«
      «Und keine Freundinnen?« fragte Kincaid mit einem flüchtigen Grinsen.
      »Nicht in diesem Sinn«, entgegnete Gemma etwas spröde. »Bin ich deshalb spießig?«
      »Sehr.«
      »Daran ist vermutlich meine

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