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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Kincaid immer wieder aufs neue. Er ging sofort darauf zu, um sich die Titel genauer anzusehen.
      In den Regalen standen zahlreiche Bestseller und eine Handvoll Romane, in deren Titel er die Lebensbeschreibungen erfolgreicher, vielen Widrigkeiten trotzender Frauen erkannte. Kein Buch stand für einen besonders abenteuerlustigen oder besinnlichen Geist, alle waren ordentlich zwischen Buchstützen aus Messing oder Alabaster aufgestellt, und die Buchrücken eher nach Größe und nicht nach Autor oder Inhalt sortiert. Es schien, als sei Annabelle Hammond in ihren Lesegewohnheiten ebenso ordentlich gewesen wie in ihrer Haushaltsführung und als habe sie ihre Leidenschaft auf andere Dinge als auf Bücher konzentriert.
      »Irgendwas Interessantes?« wollte Gemma wissen, die neben ihn trat.
      »Interessant ist nur das, was nicht da ist. Und alles kommt mir geradezu krankhaft ordentlich vor.«
      »Ist mir auch schon aufgefallen.« Gemma deutete auf den Couchtisch, wo penibel gestapelt etliche teure Hochglanz-Ein-richtungsmagazine lagen. »Nichts deutet auf eine letzte Tätigkeit oder Beschäftigung hin ... nirgends liegen halb gelesene Bücher oder Magazine, aufgeschlagene Zeitungen, ein Korb mit Strickzeug oder andere Handarbeit herum.« Sie wandte sich wieder der Regalwand zu und berührte die CDs, die hinter der Stereoanlage gestapelt waren. »Sie mochte offenbar Musik ... Auf diesem Gebiet hatte sie einen etwas intellektuelleren Geschmack. Da ist Jazz, Klassik und Pop.«
      Die Hände in den Hosentaschen, nahm Kincaid seine Wanderung durch das Zimmer wieder auf und blieb stehen, um in die kleine Küchennische an der Rückseite zu sehen. Dort herrschte die gleiche peinliche, sterile Ordnung vor wie im Wohnzimmer. Die Küche enthielt einige wenige, teure Geräte, die einen völlig unbenutzten Eindruck machten. Im Kühlschrank standen ein Karton Milch, Orangensaft, Butter, eine Flasche Wein, Oliven. Die Auswahl erinnerte Kincaid fatal an die eigenen Küchenvorräte.
      »Sie muß immer auswärts gegessen oder bei einem Essensservice bestellt haben«, überlegte er laut. Gemma antwortete nicht, und als er ins Wohnzimmer zurückkam, sah er, daß sie noch immer vor dem Bücherregal stand und auf ein Foto starrte, das in einem Goldrahmen steckte.
      Das Foto zeigte Annabelle allein. Sie stand in einem weizenfarbenen Kleid auf einer Wiese, lachte in die Kamera, und ihr Haar schimmerte wie geschmolzenes Rotgold in der Sonne.
      »Weißt du«, begann Gemma bedächtig, »idyllisch oder friedlich ist eigentlich nichts in diesem Raum. Ich glaube, es ist alles darauf abgestimmt, nicht mit Annabelle in Konkurrenz zu treten.« Sie drehte sich zu ihm um. »Es ist eine Kulisse. Kannst du dir vorstellen, wie spektakulär sie hier vor diesem neutralen Hintergrund ausgesehen haben muß? Du hättest dich keinen Moment von ihrem Anblick losreißen können ... obwohl das schon unter normalen Umständen vermutlich nicht leicht gewesen sein muß.«
      Man- konnte die wesentlichen Strukturen eines toten Gesichts erkennen, aber keine Spur eines Lächelns oder das Leuchten der Augen. Erst das Foto verlieh dem Gesicht Leben, das sie zwar als schön, jedoch ohne lebendige Persönlichkeit auf dem Obduktionstisch erkannt hatten. Kincaid nahm das Foto, um es genauer zu betrachten. »Sie war tatsächlich sehr schön. Und vermutlich hast du recht.«
      »Frage mich, wer das Bild gemacht hat«, murmelte Gemma, als sie es ins Regal zurückstellte. »Tippe darauf, daß ihr die Person hinter der Kamera einiges bedeutet hat. Andernfalls muß sie es glänzend verstanden haben, sich zu verstellen.«
      »Auf diesem Foto hat sie was Übermütiges, wenn nicht Verwegenes an sich ... etwas, das hier in ihrer Wohnung überhaupt nicht zum Ausdruck kommt.« Kincaid machte eine Geste, die den Raum einschloß. »Glaube nicht, daß sie hier zu Hause war ... emotional gesehen, meine ich.«
      »Wo hat sich Annabelle Hammond dann verwirklicht?« überlegte Gemma. »Sehen wir uns den Rest der Wohnung an.«
      Im Schlafzimmer hatte Annabelle in die übliche sandfarbene Kulisse noch sanftes Meeresblau integriert, doch es war ebenso penibel sauber und aufgeräumt wie das Wohnzimmer. Kein einziges Kleidungsstück war über einen Stuhl geworfen oder lag auf dem Boden, doch ein Blick in den Schrank entlockte Gemma einen leisen Pfiff durch die Zähne. »Jedenfalls ist mir jetzt klar, was sie mit einem Großteil ihres Geldes gemacht haben muß«, erklärte

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