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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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mich zurück.«
      Es folgten weitere Anrufe, ohne daß eine Nachricht auf Band gesprochen wurde, dann ertönte eine Frauenstimme: »Annabelle, es ist jetzt halb zehn. Ich weiß, du kannst es nicht vergessen haben ... wir warten auf dich.« Und wieder: »Annabelle, wo bist du? Wir sind mit dem Frühstück fertig. Wir können Sir Peter nicht länger hinhalten. Bitte ruf mich zu Hause an.«
      In der letzten Anruferin erkannte Kincaid Jo Lowell, die entspannt und leicht vergnügt schien: »Annabelle, Reg sagt, du hast ihn verlassen und er hat sich deshalb in was reingesteigert. Erlöse ihn von seinen Qualen. Ruf mich an, sobald du zu Hause bist.« Kincaid sah Gemma an und zog die Augenbrauen hoch. »Das klingt, als hätten Annabelle und Reg Streit gehabt.«
      »Ja, aber es bestätigt seine Behauptung, er habe im Restaurant auf sie gewartet.«
      »Möglich«, erwiderte Kincaid skeptisch. »Könnte mit Sir Peter Reg Mortimers Vater gemeint sein, was meinst du? Und wer ist Lewis?«
      Sein Handy klingelte. Während er es mit einer Hand aus der Tasche zog, strich er mit dem Rücken der anderen flüchtig über Gemmas Wange und fühlte plötzlich bei ihrem entrückten Anblick Verlangen in sich aufsteigen. Er berührte ihre Lippen mit den Fingerkuppen, hörte, wie sie schnell die Luft einzog. Die Wohnung war schließlich völlig leer ...
      »Kincaid!« meldete er sich unwirsch am Telefon.
      »Janice Coppin, hier, Sir. Ich glaube, ich habe unseren Straßenmusikanten gefunden.«
     
    Janice fing sie ab, als sie vom Parkplatz in das Limehouse-Polizeirevier kamen. Als sie Gemma zunickte, blitzte in ihren Augen kaum merklich der Schalk. »Ich habe ihn ins Vernehmungszimmer gebracht, damit er Dampf ablassen kann. Ist nicht gerade begeistert, daß er uns bei unseren Ermittlungen helfen darf.«
      »Haben Sie ihm was gesagt?« fragte Kincaid.
      »Nein, ich habe mir nur bestätigen lassen, wo er vorgestern abend gewesen ist... Gern hat er’s allerdings nicht zugegeben. Habe ihm gesagt, daß wir ein Dutzend Zeugen haben, die beschwören können, daß er unten im Tunnel gewesen ist.«
      »Haben Sie ihn dort gefunden? Unten im Tunnel?«
      »Im Park. Island Gardens. Nach der Beschreibung wußte ich ungefähr, wer er ist. Außerdem hat er ein paar Stammplätze auf der Insel. Ist einer unserer Aktivisten in der Bürgerinitiative ... trägt seinen Teil dazu bei, die Yuppies in Schach zu halten.« Ihr langer Seitenblick auf Kincaid ließ vermuten, daß sie es in ihrer Selbstzufriedenheit sogar riskierte, ihn zu reizen. »Und, Ironie des Schicksals... er ist ausgerechnet Lewis Finchs Sohn.«
      »Lewis Finch?« wiederholte Kincaid, und Gemma dachte an die Nachricht auf Annabelle Hammonds Anrufbeantworter. »Wer ist das, wenn ich fragen darf?«
      »Unser legendärer Lewis, der Heilige von East End ... wenn man ein paar Leuten glauben darf. Ihm ist es angeblich zu verdanken, daß viele der alten Speicher und Fabriken renoviert und einer neuen Bestimmung zugeführt wurden.«
      Gemma hörte die Skepsis in Janice’ Stimme. »Ist das keine gute Sache?«
      Janice zuckte die Schultern. »Ich kann die Argumente seiner Gegner verstehen. Sobald die meisten dieser Immobilien renoviert worden sind, kann es sich von uns - ich meine von denen, die auf der Insel großgeworden sind - keiner mehr leisten, drin zu wohnen.« Sie machte eine Kopfbewegung in Richtung Vernehmungszimmer. »Nicht zu übersehen, von wem der Sohn sein Aussehen, wenn auch nicht seine Ansichten hat. Man munkelt, Lewis sei ein Frauenheld.«
      Sollte Annabelle Hammond eine seiner Eroberungen gewesen sein? fragte sich Gemma und folgte den beiden anderen ins Vernehmungszimmer.
      »Fangen Sie ruhig mit den Fragen an, Janice«, sagte Kincaid drinnen, und Gemma blieb auf der Schwelle wie angewurzelt stehen.
      Der Mann stand ihnen zugewandt in der Mitte des Raumes, die Hände tief in den Taschen seiner Drillichhose im Militarylook vergraben. Aus der Tarnanzugjacke waren die Ärmel herausgetrennt, so daß seine muskulösen, sonnengebräunten Arme nackt waren. Seit Gemma ihn zum letzten Mal gesehen hatte, war sein blondes, kurzgeschorenes Haar nachgewachsen, und er trug jetzt einen goldenen Ring im linken Ohr.
      »Sie haben kein Recht, mich einfach hier festzuhalten«, begann er, und sie erinnerte sich, wie sehr sie seine gebildete Stimme und Ausdrucksweise damals überrascht hatte. »Sie lassen mich jetzt entweder gehen, oder ich rufe meinen

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