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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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glühte. »Sie war ... sehr intensiv in ihren Gefühlen. Besessen vom Leben. Mehr als irgend jemand sonst, den ich kenne.« Er schüttelte den Kopf. »Das klingt ziemlich blöd und kitschig.«
      »Nein, fahren Sie nur fort.«
      Er trat unruhig von einem Bein aufs andere. »Das ist alles. Alles, was ich Ihnen sagen kann.«
      »Aber ...«
      »Sie begreifen gar nichts. Ich weiß, wie sie war, wenn sie bei mir war. Mehr nicht.« Er trat ans Fenster, zog den Vorhang zurück und starrte hinaus. Eine leichte Brise wehte die Geräusche von schwerem Baugerät auf der Baustelle an der Haltestelle Mudchute Park der DLR herüber.
      Als er weiterhin stumm blieb, sagte sie: »Waren Sie ...«
      »Sie meinen, ob wir eine Affäre hatten?« Gordon Finch klang leicht amüsiert. »Damit war’s längst vorbei. Ich habe schon vor Monaten mit ihr Schluß gemacht.«
      »Sie haben mit ihr Schluß gemacht?«
      Er wirbelte herum und machte einen Schritt auf sie zu. »Ist das so schwer zu glauben? Meinen Sie, ich hätte gar keinen Stolz? Jedenfalls hatte ich genug von ihren Spielchen.«
      »Von welchen Spielchen?«
      »Sie hat meinem Klarinettenspiel zugehört wie Sie. Und eines Abends ist sie mit zu mir nach Hause gekommen.«
      Gemma fühlte, wie sich die Röte über ihr Dekolleté bis zum Hals und über ihr Gesicht ausbreitete. Hatte er das an jenem Abend von ihr erwartet, als sie stehengeblieben war, um mit ihm über seinen Hund zu sprechen? Sie fragte sich, ob er Annabelle deutlicher ermutigt hatte als sie - wobei sie nicht Annabelles Absichten gehabt hatte -, oder ob Annabelle leichter zu animieren gewesen war.
      »Ich nehme an, Sie hätten sich durchaus geschmeichelt fühlen dürfen«, erklärte sie leichthin und setzte sich vorsichtig auf die Armlehne eines alten Sessels neben dem Bett.
      Der Bezug war abgeschabt, doch er hatte ihn mit einem purpurroten Überwurf überdeckt, und einen Moment stellte sie sich vor, Annabelle habe hier gesessen, umrahmt von der Silhouette des Sessels, ihr Haar glänzend gegen den purpurnen Hintergrund. Gemma strich mit den Fingern über die Decke und fühlte sich plötzlich einer Toten gegenüber als Eindringling.
      »Geschmeichelt?« Er schnaubte verächtlich. »Durch die Aufmerksamkeit einer Frau, die mir wochenlang nicht mal ihren Namen verraten hat? Die mir ganz absichtlich verschwiegen hat, wo sie wohnt und was sie beruflich macht?« Er schnippte mit einer ruckartigen Bewegung Asche von seiner Zigarette.
      »Aber Sie haben das alles trotzdem herausgefunden?«
      »Durch puren Zufall. Ich war eines Tages gerade in Island Gardens aus dem Zug gestiegen. Als ich vom Bahnsteig runtergesehen habe, kam sie aus der Wohnung an der Ferry Street. Und nachdem ich ihren Namen kannte, hat es nicht mehr lange gedauert, bis ich die Verbindung zum Teeimport Ham-mond’s hergestellt hatte.«
      »Und? Haben Sie sich nie gefragt, weshalb sie so verschwiegen war ... was sie verbergen wollte?«
      »Diese Konstellation kam mir durchaus gelegen.«
      »Wirklich?« Gemma schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Ihnen diese Geheimniskrämerei auch nur im mindesten gefallen hat. Oder haben Sie sich gern behandeln lassen wie jemand, dessen man sich schämt?«
      »Also gut«, entgegnete er schneidend, und sie wußte, daß ihre Bemerkung ins Schwarze getroffen hatte. »Es hat mir nicht gefallen. Aber sie hat gesagt, sie sei mit jemandem aus der Firma verlobt, und sie könne diese Verbindung nicht lösen. Es gebe gewisse Sachzwänge.«
      »Was für Sachzwänge?«
      »Das wollte sie nicht sagen. Sie hat nie über sich und ihr Leben gesprochen. Habe ich doch schon gesagt. Und das wenige hat sie mir auch nur erzählt, weil ...« Er hielt inne und drückte seine Zigarette wütend in einem zweiten Aschenbecher aus.
      »Weil Sie gedroht haben, Schluß zu machen«, ergänzte Gemma für ihn. »War es das?« Als er nicht antwortete, fuhr sie fort: »War es das, was die Affäre beendet hat?«
      »Nein. Ich war nur ... ich hatte sie einfach satt. Das ist alles.« Er stieß die Hände in die Taschen und starrte aus dem Fenster.
      »Wann haben Sie von der Verbindung zwischen Annabelle und Ihrem Vater erfahren?« wechselte Gemma die Strategie.
      »Ich wußte nichts von einer solchen Verbindung ... und ich bezweifle, daß Sie es wissen. Sie fischen im trüben, Sergeant.«
      »Wir haben einen Zeugen, der sie mehrfach zusammen gesehen hat. Zum ersten

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