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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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hat sie an jenem Abend von Ihnen gewollt?«
      »Ich sollte es mir noch mal überlegen. Sie wollte, daß ... daß alles wieder so wird wie früher.«
      »Und Sie haben ihr eine Abfuhr erteilt?«
      Er streichelte nur schweigend seinen Hund.
      »Haben Sie Ihre Meinung geändert? Sind Sie ihr nachgelaufen?«
      »Glauben Sie, ich habe sie umgebracht?«
      Gemma zögerte. Sie dachte daran, wie zutiefst erschrocken er bei der Nachricht von Annabelles Tod einen Moment lang gewirkt hatte. Sie hatte seine Reaktion mehr gespürt als gesehen. »Nein«, erwiderte sie langsam. »Nein, das tue ich nicht. Aber das ist meine ganz persönliche, nicht meine dienstliche Meinung und kein Persilschein für Sie. Und wenn ich mich täusche, riskiere ich Kopf und Kragen.«
      Gordon stand auf. »Weshalb sind Sie allein hierhergekommen? Aufgrund dieses Videos hätten Sie mich sofort vorladen lassen können.«
      Gemma berührte die Notenblätter auf dem Notenständer mit der Fingerspitze. »Ich weiß nicht«, antwortete sie. »Ich hatte das Gefühl, daß Annabelle Ihnen was bedeutet hat ... auch wenn Sie das leugnen.«
      Gordon zögerte. »Es nützt jetzt nichts mehr, aber ich habe bedauert, ihr eine so ... schroffe Abfuhr erteilt zu haben. Sie hatte mich nie zuvor um irgendwas gebeten ... oder mir Grund zu der Annahme gegeben, ich sei mehr für sie als ein Mittel zum Zweck der Auflehnung gegen ihr Leben.« Er schüttelte den Kopf. »Aber ihre Bitte kam so unerwartet ... und erst später wurde mir klar, daß sie geweint hatte.«
      »Und weshalb? Wissen Sie das?«
      »Ich bin sofort nach Hause gegangen ... Ich glaube, ich habe angenommen, daß sie hierherkommt.« Er wandte den Blick ab. Sein Kinn zuckte. »Aber sie ist nicht aufgetaucht. Hatte keine Chance mehr, sie danach zu fragen.«
     
    Kincaid saß an einem Tisch an der Tür in einem Lokal, ein paar Häuser von der Firma Hammond’s entfernt, und wartete zum Mittagessen auf Gemma. Trotz der geöffneten Türen war die Luft verräuchert. Der Fernseher in der Ecke plärrte, und die Speisekarte hatte nur Fertigkost zu bieten.
      Nachdenklich nippte er an seinem Bier und fragte sich, ob er Zeit und Ort der Verabredung mißverstanden haben könnte. Ihr Zuspätkommen besserte seine Laune nicht gerade, die schon durch das Gespräch mit seinem Chef ziemlich gelitten hatte. Chief Superintendent Childs war mit den bisherigen Ergebnissen der Ermittlungen ausgesprochen unzufrieden, und ließ sich auch durch Kincaids Argumentation nicht umstimmen, es sei noch zu früh für konkrete Ergebnisse, zumal es von Anfang an kaum nennenswerte Anhaltspunkte gegeben hatte.
      Er hatte gerade beschlossen, seine Bestellung aufzugeben, in der Hoffnung, eine Mahlzeit würde sein Allgemeinbefinden bessern, als er Gemma im Türrahmen entdeckte. Sie sah ihn, lächelte, schlängelte sich zwischen den Tischen hindurch und setzte sich zu ihm.
      »Hallo, Boß!« Sie wirkte erhitzt, und eine feuchte Haarsträhne klebte an ihrer Wange.
      »Was willst du haben?« fragte er.
      »Hm ... eine Limonade wäre nett. In jedem Fall was mit Eiswürfeln.«
      »Soll ich auch gleich das Essen bestellen? Fisch und Pommes?«
      »Ja, gut. Bin dabei«, erwiderte sie und fächelte sich mit der Speisekarte Kühlung zu.
      Kurz darauf kehrte Kincaid mit den Getränken von der Theke zurück. »Hast du Toby untergebracht? Wie geht es ihm?«
      »Ich habe vom Wagen aus gerade mit Hazel telefoniert. Es geht ihm offenbar besser. Er hat nur einen leichten Schnupfen.« Gemma leerte ihr Glas beinahe in einem Zug, lehnte sich zurück und sah sofort erholt aus. Sie berührte seinen Arm. »Duncan, wegen Kit ... Hazel hat erzählt, daß du ihm gesagt hast ...«
      Er schüttelte den Kopf. Nach einer unruhigen, schlaflosen Nacht erschöpfte ihn bereits der Gedanke, über das Thema reden zu müssen. »Die Sache ist völlig verfahren. Ich war nicht so naiv zu glauben, daß Kit mit fliegenden Fahnen zu mir überlaufen würde. Aber daß er es so schwer nehmen würde, hätte ich nicht gedacht.« Er zuckte die Schultern. Das Schlimmste brachte er gar nicht über die Lippen.
      »Der arme Junge hat verdammt viel durchgemacht. Er muß völlig durcheinander sein. Was willst du jetzt tun?«
      Das Mädchen von der Bar kam und knallte zwei gefüllte Teller mit Servietten, Besteck und zwei Schüsselchen mit Sauce Tatar auf den Tisch. Dann kehrte sie wortlos zu ihrem Techtelmechtel mit einem jungen Mann im

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