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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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dem Aufzug. Gemma ging an den Lifttüren vorbei. »Nehmen wir die Treppe. Ich halte dieses Eingeschlossensein keine Minute länger aus.«
      »Reg Mortimer und Annabelle müßten an jenem Abend diesen Weg genommen haben. Der Lift macht um sieben Uhr dicht«, sagte Kincaid. »Runterzugehen dürfte allerdings leichter sein, als hinaufzusteigen«, fügte er mit einem Blick auf die Wendeltreppe hinzu.
      »Reg hat ausgesagt, daß sie die Dinnerparty verlassen hätten, weil Annabelle sich nicht gut gefühlt habe; Jo behauptet, sie hätten sich gestritten; Teresa und Annabelles Vater sind der Meinung, die beiden hätten nie Auseinandersetzungen gehabt. Wer sagt die Wahrheit?« überlegte Gemma, während sie die Treppe hinaufstiegen.
      »Im Augenblick würde ich auf Jo tippen ... Allerdings glaube ich nicht, daß es die ganze Wahrheit ist. Wir müssen noch mal mit Mortimer reden. Aber vielleicht sollten wir uns zuerst mehr Informationen von Jo holen.«
      Wenige Minuten später traten sie etwas atemlos in die Sonnenwärme hinaus, die ihnen zur Abwechslung willkommen war. Vor ihnen tauchten die hohen Masten der Cutty Sark auf. Sie mußten um ihren Bug herumgehen, um den King Wil-liam’s Walk zu erreichen. Von dort durchquerten sie das Zentrum von Greenwich. Kleine, etwas heruntergekommene Läden duckten sich neben mit Rankpflanzen überwucherten Kneipen und Restaurants, und viele Geschäfte hatten Plakate mit der Aufschrift Rettet Greenwich in den Schaufenstern.
      »Rettet Greenwich wovor?« fragte Gemma, als sie an einem besonders einladenden Lokal namens The Cricketers vorbeikamen.
      »Vor den Erschließungsgesellschaften, nehme ich an. Jetzt, da die U-Bahnlinie bis hierher gebaut wird, wird das eine Top-Gegend für Eigentumswohnungen für Pendler.« Und das wäre ein Jammer, dachte er. Sie ließen das Stadtzentrum hinter sich und begannen, durch die Wohnstraßen bergauf zu gehen. Ein Jammer, wenn Greenwich jetzt den Bulldozern zum Opfer fallen würde, nachdem es der Zerstörung entgangen war, unter der die Isle of Dogs während des Krieges gelitten hatte.
      Als sie den Emerald Crescent erreicht hatten, fühlte er einen Schweißfilm unter dem Hemd auf seiner Haut. Die kleine Straße machte am Montag nachmittag einen noch verschlafeneren Eindruck als am Samstag abend, aber sein Klopfen an Jo Lowells Haustür wurde umgehend beantwortet.
      Harry Lowell starrte sie mit großen Augen im schmalen Gesicht an. Ihm war anzusehen, daß er mittlerweile schlechte Nachrichten mit ihrem Erscheinen verband.
      »Alles in Ordnung, Harry«, beruhigte Kincaid den Jungen. »Wir möchten nur kurz mit deiner Mutter reden.«
      »Sie ist im Schuppen. Ich bring Sie hin.« Harry drehte sich um, und sie folgten ihm durch das stille Haus. »Sarah macht Mittagsschlaf«, erklärte Harry, als sie durch den rückwärtigen Garten gingen. »Und Mami versucht zu arbeiten, während sie schläft, weil sie ein richtiger Quälgeist ist.« Als sie den kleinen blauen Schuppen erreicht hatten, steckte er den Kopf in die Tür und sagte: »Mami, die Polizei ist da.«
      Jo Lowell kam an die Tür. Sie wischte sich die Hände an einem Tuch ab, das nach Terpentin roch. »Was ...«
      »Wir möchten Ihnen nur ein paar Fragen stellen, Mrs. Lowell«, begann Kincaid. Sie sah erschöpft und leicht derangiert aus, so als habe sie kaum geschlafen oder seit Samstag einfach nicht in den Spiegel geschaut. Ein ärmelloses Oberteil entblößte sommersprossige Schultern mit Sonnenbrand, und sie trug ihr dunkles Haar achtlos zu einem Pferdeschwanz hochgebunden.
      »Sie müssen entschuldigen«, sagte Jo und betrachtete bedauernd ihre Hände. »Ich habe gerade einen neuen Lack ausprobiert. Wir können ins Haus gehen ...«
      »Hier ist es doch bestens«, versicherte Kincaid ihr. »Dauert nur eine Minute.«
      »Also gut. Aber es ist nicht viel Platz hier drin.« Sie trat zurück. Gemma und Kincaid betraten das Gartenhäuschen. Es bestand aus einem Raum, und Kincaid begriff sofort, weshalb sie gezögert hatte, sie eintreten zu lassen.
      Auf dem Arbeitstisch stand ein Eimer mit Gartenrosen und Margeriten zwischen Büchsen von Dekorationsfarben und Pinseln. Viereckige Holzstücke waren mit transparenter, gelber Farbe gestrichen und zeigten beim Trocknen unterschiedliche Maserungen. An der Rückwand enthielten Regale ein großes Sortiment an Garten- und Designbüchern sowie alte Keramikscherben und getrocknete Kräuter. Ein freundlich aussehender

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