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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Wasserspeier sah von einem eisernen Spiegelrahmen auf sie herab.
      Jo deutete auf den einzelnen Korbstuhl und eine kleine Trittleiter, dann drehte sie einen leeren Eimer als Sitz für sich selbst um. »Haben Sie schon was herausgefunden?« fragte sie.
      Kincaid nahm die Trittleiter und überließ Gemma den Korbstuhl. »Mrs. Lowell, haben Sie gewußt, daß Ihre Schwester ihre Anteile an der Firma Hammond’s Ihren Kindern hinterlassen hat.«
      Jo starrte sie verständnislos an. »Ihre Anteile? Harry und Sarah? Aber ... Sie hat nie ein Wort davon gesagt.« Ihre dunklen Augen füllten sich mit Tränen, die sie mit dem Handrücken wegwischte.
      »Den Vater der Kinder hat sie als Treuhänder eingesetzt«, fuhr Kincaid fort und beobachtete sie aufmerksam.
      »Martin?« Jos Gesicht verlor jede Farbe. Im ersten Moment schien es ihr vor Entsetzen die Sprache zu verschlagen. Sie schluckte. »Sicher ist das ... das muß ein Irrtum sein.«
      Eine Hummel brummte durch das offene Fenster und versank in den Blütenblättern einer Rose. Der Duft der Blumen war so stark, daß er beinahe den Geruch der Farben übertönte. Kincaid unterdrückte ein Niesen und sagte: »Annabelles Anwältin hat uns erklärt, daß das Testament schon vor etlichen Jahren gemacht worden ist und daß Annabelle vor kurzem mit ihr darüber gesprochen habe, es ändern zu wollen. Nachdem ihre Scheidung rechtskräftig geworden war, sollten Sie als Treuhänderin eingesetzt werden. Aber dazu ist sie wohl leider nicht mehr gekommen.«
      »Aber das ist verheerend. Sie können sich nicht vorstellen ... Martin kann so verdammt - unvernünftig sein. Und mit Annabelles Anteilen hat er ein wichtiges Stimmpaket in seiner Hand. Wie konnte Annabelle nur so was Dummes machen?«
      »Sie konnte ja nicht ahnen, wie wenig Zeit ihr noch bleiben würde«, warf Gemma ein. »Vielleicht war Martin damals, als sie das Testament gemacht hat, noch nicht so schwierig.«
      »Stimmt, war er nicht. Aber das scheint lange her zu sein.«
      Gemma zückte ihr Notizbuch und schlug es auf. »Wie genau sind die Anteile verteilt, Mrs. Lowell?«
      »Mein Vater, Sir Peter Mortimer, und ich haben die Mehrheit ... jetzt zusammen mit Martin. Meine Mutter hat ihre Anteile zu gleichen Teilen Annabelle und mir vermacht. Mein Einkommen aus der Firma hat es mir ermöglicht, mich selbständig zu machen und zu Hause zu arbeiten. Wenn Martin mir das verpatzt...«
      »Wir müssen uns mit ihm unterhalten, Mrs. Lowell. Die Anwältin hat uns seine Privatadresse, nicht aber die Geschäftsadresse gegeben. Können Sie uns sagen, wo wir ihn wochentags erreichen?«
      »Ist das wirklich nötig?« Ein Blick in ihre Gesichter schien ihre Frage bereits zu beantworten, denn sie fuhr widerwillig fort: »Er ist der Direktor der Bank gleich am Anfang vom Stadtzentrum. Sie können sie nicht verfehlen.« Sie stand auf. »Hören Sie, wenn das alles ...«
      »Nur noch ein paar Fragen, Mrs. Lowell.« Als Jo wieder auf den umgestülpten Eimer sank, fügte Kincaid hinzu: »Sie haben uns erzählt, daß Ihre Schwester und Reg Mortimer bei Ihrer Dinnerparty Streit hatten. Was genau ist passiert?«
      »Ich ... ich war vor dem Nachtisch in die Küche gegangen, um schon einen Teil Geschirr abzuwaschen. Annabelle hatte den Tisch mit abgeräumt. Plötzlich ist sie in die Küche gekommen und hat erklärt, sie fühle sich nicht wohl, habe sich von den anderen Gästen bereits verabschiedet, und Reg warte bereits draußen auf der Straße. Daraufhin ist sie durch den Garten hinausgegangen.«
      »Aber Sie haben ihr die Geschichte vom Unwohlsein nicht geglaubt?«
      »Es war ein bißchen seltsam ... und kam ziemlich plötzlich. Außerdem hatte sich Reg nicht von mir verabschiedet.« Jo brachte ein Lächeln zustande. »Habe selten erlebt, daß er seine gute Erziehung vergißt.«
      »Fanden Sie es nicht merkwürdig, daß Ihre Schwester Ihnen nicht erzählt hat, was vorgefallen ist?« wollte Gemma wissen.
      Jo zögerte kurz. »Annabelle hat sich mir nicht immer anvertraut. Nicht einmal, als wir noch Kinder waren. Trotzdem hatte ich damit gerechnet, daß sie am nächsten Tag anrufen würde ...«
      »Aber Sie müssen sich doch sehr nahegestanden haben, oder?« beharrte Gemma. »Das geht schon aus den Fotos hervor, die sie bei sich aufbewahrte ... Sie scheint eine äußerst liebevolle Tante für Ihre Kinder gewesen zu sein, jedenfalls eine viel bessere, als ich es für die Kinder meiner Schwester

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