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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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bin ... oder zumindest war sie es, als Harry noch klein war.«
      »Annabelle hat Kinder geliebt. Sie hätte gern selbst Kinder gehabt, glaube ich ... aber die Firma hatte immer Vorrang.«
      »War Harry Annabelles erklärter Liebling?« Gemma erinnerte sich an das Ungleichgewicht bei der Zahl der Kinderfotos.
      »Nein, das würde ich nicht sagen.« Jo spielte mit dem Saum ihrer Khakishorts. »Aber nachdem sie die Leitung der Firma übernommen hatte, hatte sie nicht mehr so viel Zeit für die Kinder. Harry hat ihr das ziemlich übelgenommen. Er ist sehr ...« Sie hielt inne und horchte mit leicht zur Seite geneigtem Kopf. »Ich glaube, ich höre Sarah. Ich will lieber ...«
      »Nur noch eine einzige ...« Kincaid, der sich über die Feinheit des mütterlichen Gehörs wunderte, hielt inne, als Sarahs jammernde Stimme durch das offene Fenster drang. Er hatte bis zu diesem Zeitpunkt keinen Laut gehört. »Nur noch eine letzte Frage, Mrs. Lowell. Kennen Sie einen Mann namens Gordon Finch?«
      »Finch?« wiederholte Jo, die sich durch die Rufe ihrer Tochter deutlich abgelenkt fühlte. »Nicht Lewis Finch?«
      »Was wissen Sie über Lewis Finch?«
      »Nur, daß er und Vater nicht miteinander auskommen. Und das ist ziemlich untypisch für meinen Vater.«
      »Kennen Sie den Grund für diese Abneigung?« erkundigte sich Kincaid.
      »Ich erinnere mich, daß meine Mutter mal gesagt hat, es habe etwas mit der Zeit zu tun, die Vater während des Krieges in Surrey verbracht hat.«
      »Ihr Vater war dorthin evakuiert worden?«
      »Seine Mutter glaubte, daß Greenwich bombardiert werden würde ... sie lebten gleich nebenan. Vater wohnt dort noch immer.« Sie deutete auf die Hangseite der kleinen Straße. »Deshalb hatten seine Eltern ihn zur Patentante geschickt. Sie war eine Exzentrikerin ... eine von den Frauen, die Hosen trugen, als das für Frauen noch als unschicklich galt.« Jo lächelte. »Vater hat sie vergöttert.«
      »Hat?«
      »Er hat oft von ihr erzählt, als wir noch Kinder waren. Anna-belle hat Geschichten über die Familie geliebt.«
      »Wußte Annabelle, daß Ihr Vater Lewis Finch nicht mochte?«
      »Oh, ja. Er hat nie ein Geheimnis daraus gemacht. Ist Gordon Finch ein Verwandter von Lewis?«
      »Sein Sohn. Und offenbar war Ihre Schwester mit beiden gut bekannt. Gordon Finch war der Straßenmusikant, mit dem sie an jenem Abend im Fußgängertunnel gesprochen hatte.«
      »Lewis Finchs Sohn ist ein Straßenmusiker?« Jo runzelte die Stirn. »Wie komisch.«
      »Finden Sie es nicht komisch, daß Annabelle sich über den Wunsch Ihres Vaters hinweggesetzt ... was die Finchs betraf?« wollte Gemma wissen.
      Jo schüttelte den Kopf. »Nein. Sie haben Annabelle eben nicht gekannt. Was die Familie und die Firma betraf, hatte sie einen Tick ... genau wie Vater. Trotzdem hatte sie einen Hang zur Bosheit. Sie liebte es, sich einzumischen und alles durcheinanderzubringen.«
     
     

* 9
     
    Für die einsame Kuhherde im Mittelalter, als die Isle of Dogs eine karge, vom Wind zerzauste Marschlandschaft war, wie auch für die Jugend in den dicht besiedelten Straßen der Insel zu Beginn der Industrialisierung, war der Fluß über Jahrhunderte hinweg ein farbenfroher Corso an Schiffen jeder Art, und darüber hinaus die Verbindung zum Leben auf den großen Ozeanen und zu der weiten Welt außerhalb des Flußdeltas.
     
      Eve Hostettler, aus: Erinnerungen an eine Kindheit
     
    »Annabelle kann unmöglich Martin Lowell stimmberechtigte Firmenanteile hinterlassen haben.« Reg Mortimer starrte Teresa an, als habe sie den Verstand verloren.
      Sie stand im Türrahmen seines Büros, ein Blatt mit handschriftlichen Notizen in der Hand. Der Anruf der Anwältin war kurz nach der Mittagszeit gekommen, doch Teresa hatte nach dem Telefonat erst eine Weile stumm dagesessen und versucht, die Nachricht zu verarbeiten. »Die Anwältin kann sich in einer solchen Angelegenheit unmöglich irren, Reg. Und sie hat die Anteile auch nicht direkt ihm vermacht... er ist nur der Treuhänder für die Kinder.«
      »Harry Lowell ist zehn, Herrgott!« Reg stieß seinen Stuhl zurück, so daß er gegen den Aktenschrank knallte. »Lowell kann machen, was er will, solange Harry nicht volljährig ist. Und bis es soweit ist, kann die Firma Hammond’s längst vor die Hunde gegangen sein.«
      Teresa machte die Tür zu. »Du übertreibst, Reg. Warum sollte Lowell die Firma ruinieren wollen? Damit würde er

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