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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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das Sofa. »Das ist richtig«, erwiderte er verdutzt. »Aber weshalb interessieren Sie sich denn dafür?«
      »Man hatte Sie zu Ihrer Patentante nach Surrey geschickt, ist das richtig?«
      »Ja, nach Friday Green ... liegt nordöstlich von Guildford. Meine Patentante besaß dort ein großes Anwesen. Aber was ...«
      »Ich kenne das Dorf«, sagte Kincaid lächelnd. »Da gibt’s einen netten Gasthof... Vermutlich existierte er auch schon zu Ihrer Zeit. Bezaubernde Gegend. Ein Paradies für einen Jungen, könnte ich mir vorstellen. Haben Sie den ganzen Krieg dort verbracht?«
      »Ich ... ja, das habe ich. Meine Mutter war überzeugt, daß Greenwich bombardiert werden würde. Aber wir hatten Glück. Die Firma Hammond’s hatte nur minimale Schäden zu beklagen.«
      »Und während Ihrer Evakuierung haben Sie Lewis Finch kennengelernt?«
      »Lewis Finch?« Hammond starrte Gemma ausdruckslos an.
      »Soviel ich weiß, ist er ein renommierter Bauunternehmer im East End ... einer, der offenbar für den Erhalt alter Bausubstanz eintritt.«
      »Ich ... Es ist viele Jahre her, ja. Wir sind zusammen evakuiert gewesen. Das ist richtig.« Er schüttelte den Kopf. »Aber was hat das mit dem Tod meiner Tochter zu tun?«
      »Haben Sie einen Moment Geduld, Mr. Hammond. Jo hat behauptet, Sie hätten ihr und Annabelle nahegelegt, sich von Lewis Finch und seiner Familie fernzuhalten.«
      »Das ist Unsinn«, widersprach er unwirsch. »Wir bewegen uns lediglich nicht in denselben Kreisen.«
      »Jo scheint zu vermuten, daß zwischen Ihnen eine Art Fehde besteht... und daß dieser Zwist etwas mit dem Krieg zu tun hat«, beharrte Gemma.
      »Eine Fehde?« Hammond wirkte überrascht. »Keine Ahnung, wie Jo auf diese melodramatische Idee kommt.« Stirnrunzelnd fügte er hinzu: »Möglich, daß ich mal erwähnt habe, daß Lewis meiner Ansicht nach den Aufenthalt im Haus meiner Tante dazu mißbraucht hat, sich vorteilhafte Beziehungen zu erschleichen, ohne daß ihm das zugestanden hätte, aber als >Fehde< kann man das wirklich nicht bezeichnen.«
      »Und Lewis Finchs Sohn Gordon kennen Sie nicht?«
      »Seinen Sohn? Woher sollte ich?« fragte William Hammond perplex. Gemma registrierte, daß er plötzlich sehr müde wirkte.
      In ihrer Unsicherheit darüber, wieviel sie von ihrem Wissen preisgeben durfte, warf sie Kincaid einen fragenden Blick zu, doch der zuckte nur unmerklich die Schultern. Sie wandte sich wieder an Hammond. »Sir«, begann sie und tastete sich vorsichtig weiter: »Ihre Tochter Annabelle scheint sowohl mit Lewis als auch mit Gordon Finch gut bekannt gewesen zu sein. Tatsächlich hatte sie monatelang eine Affäre mit Gordon ... und Gordon Finch ist vermutlich der letzte gewesen, der sie lebend gesehen hat.«
      Williams Blick wurde starr. Schließlich kam er mühsam aus dem Sessel hoch und richtete sich vor ihnen auf. »Das muß ein Irrtum sein«, entgegnete er schneidend. »Annabelle hätte sich nie mit Lewis Finch oder seinem Sohn eingelassen. Sie hätte Reginalds Vertrauen niemals mißbraucht.« Er wandte sich an Kincaid. »Es betrübt mich, Superintendent, daß Sie kostbare Zeit mit abwegigen Spekulationen vergeuden, während der Mörder meiner Tochter noch immer frei herumläuft.«
     
    Im weiteren Verlauf des Herbstes wurde die Gefahr von Bombenangriffen immer geringer, und kaum etwas störte die goldenen, kürzer werdenden Tage auf dem Land.
      Der Krieg schien irgendwo weit weg in Europa stattzufinden, und Lewis war bald ein fest integriertes Mitglied des Haushalts. Denn obwohl er sein Zimmer über dem Stall behielt, gewährte Edwina ihm freien Zugang zum gesamten Haus. Er und William benutzten gemeinsam das große Badezimmer im ersten Stock, und wenn Edwina keine Gäste aus London hatte, aßen die Jungen mit ihr im Speisezimmer.
      Lewis litt gelegentlich noch immer unter starkem Heimweh, aber es wurde ein Sonderzug organisiert, der die Eltern der evakuierten Kinder in Abständen von einigen Wochen zu Besuch aufs Land brachte. In der Zwischenzeit war die Apfelernte zu bewältigen, Marmeladen und Gelees mußten eingekocht und Wälder, Steinbrüche und das alte römische Fort in den Downs erforscht werden. Das aufregendste allerdings waren die Vorbereitungen für den Guy-Fawkes-Tag, denn ihr Dorf baute den größten Scheiterhaufen in der ganzen Gegend auf.
      Die Schulstunden verbrachte Lewis ohne William Hammond, denn während die Kinder von der Isle of Dogs soweit wie

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