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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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bedeutet ihm alles. Und er war entschlossen, mir das Beste zu bieten. Was er nicht akzeptieren konnte, war meine Weigerung, einfach zu schlucken, was er mir auf dem Tablett serviert hat ... zumindest nicht so, wie er es sich eingebildet hatte.«
      Gemma dachte an ihren Vater. Im Vergleich mit Lewis Finch war er ein unbedeutender Selfmademan. Und doch war er stolz auf das, was er aus seiner Bäckerei gemacht hatte. Hatte er davon geträumt, daß seine Töchter in seine Fußstapfen treten würden? Wenn ja, dann hatten ihn beide enttäuscht.
      »Er wollte, daß Sie in seine Firma eintreten?« fragte sie ins Blaue hinein.
      Gordon vergrub seine Finger im rauhen Fell seines Hundes. »Ich habe ein Jahr durchgehalten. Haben Sie eine Ahnung, was es heißt, im Schatten eines Menschen wie mein Vater zu stehen?«
      Gemma musterte ihn prüfend. Seine grauen Augen lagen unter den geschwungenen Brauen tief in den Höhlen, das Haar stand ihm widerspenstig vom Kopf ab, und die eingefallenen Wangen unter hohen Wangenknochen und die Falten in den Mundwinkeln verrieten harte Jahre. »Also haben Sie ein neues Leben angefangen - eines, das sich so weit wie möglich von dem des Vaters unterschied - als Straßenmusikant und Aktivist, der auf jede Art von Konvention verzichtet ...«
      »Ich hatte herausgefunden, was mit den Menschen passiert war, die es sich nicht mehr leisten konnten, in ihrer angestammten Umgebung zu leben«, protestierte er.
      »Sie hätten überallhin gehen können. Niemand hätte gewußt, wer Sie sind. Trotzdem sind Sie auf die >Insel< zurückgekommen.« Sie deutete mit dem Finger auf ihn. »Weil Ihnen am Herzen liegt, was hier passiert. Sie sind der Sohn Ihres Vaters, ob Sie’s wollen oder nicht. Und ich glaube, deshalb ist Annabelle auf Sie verfallen.«
      »Blödsinn!« entgegnete Gordon hitzig. »Am Anfang kannte sie nicht mal meinen Namen!«
      »Ich glaube schon. Ich glaube, sie kannte zu diesem Zeitpunkt bereits Ihren Vater und war neugierig auf Sie. Also hat sie sich Ihr Klarinettenspiel angehört. Vielleicht wollte sie zuerst gar nicht mehr ... aber dann ist mehr daraus geworden, als sie vorgehabt hatte.«
      »Aber warum? Was kann sie von mir gewollt haben?«
      »Ich weiß nicht.« Gemma pflückte einen Grashalm von der Wiese. »Aber es gibt eine Verbindung zwischen Ihren Familien ... den Finchs und den Hammonds: Eure Väter sind während des Krieges zusammen evakuiert gewesen.«
      Er sah sie überrascht an. »Davon hatte ich keine Ahnung.«
      »Haben Sie nie davon gehört, daß zwischen Ihrem Vater und William Hammond so etwas wie eine Fehde bestand?«
      »Nein. Die Vorstellung ist absurd.«
      »Annabelles Schwester Jo behauptet, ihr Vater habe sie vor Ihrem Vater und seiner Familie gewarnt.«
      Gordon schien etwas sagen zu wollen, hielt jedoch abrupt inne. Er wirkte verwirrt. »Komisch, jetzt, da Sie das sagen ... Annabelle hat mich immer wieder über meine Familie ausgefragt. Ich dachte, es sei nur Neugier, bis ...«
      »Bis was?«
      »Ach, das war nichts. Wirklich.« Er kraulte Sam. »Eines Tages ist mir aufgefallen, daß sie in bezug auf andere Dinge überhaupt nicht neugierig war ... Sie wissen schon, wer meine Freunde sind, was ich getan habe, wenn ich nicht mit ihr zusammen war ... der übliche Weiberkram.«
      Gemma entnahm seinem schnellen Seitenblick, daß er sie provozieren wollte, und ließ die Bemerkung unkommentiert.
      »Ich ...« Gordon starrte nachdenklich zum Fluß hinüber. »Wirklich sehr komisch. Sind Sie sicher, daß mein Vater in seiner Jugend Annabelles Vater gekannt hat?«
      »Beide haben es mir bestätigt.«
      »Mein Vater hat nie über seine Kindheit gesprochen, und ich bin sicher, daß er William Hammond nie erwähnt hat. Meine Mutter allerdings... sie hat immer Geschichten über das Leben auf der Isle of Dogs vor dem Krieg erzählt. Sie war an schönen Sommerabenden als Kind häufig in Island Gardens, um sich die Vergnügungsschiffe auf der Themse anzusehen. Die Schiffe waren mit bunten Lichtern geschmückt, und Musik hallte über das Wasser. Manchmal haben die Leute getanzt, und meine Mutter hat sich immer gewünscht, alt genug zu sein, um mittanzen zu können. Aber so weit ist es nie gekommen. Nach dem Krieg hatte sich alles verändert.«
      »Vielleicht haben Sie daher Ihre Liebe zur Musik ... von Ihrer Mutter?«
      Er zuckte die Schultern, den Blick noch immer in die Ferne gerichtet. »Vielleicht.«
      Die Band

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