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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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letzte sanfte Anhöhe erklomm. Die Straße kam ihm elender und schmutziger vor, als er sie in Erinnerung hatte, und plötzlich befiel ihn eine gewisse Unsicherheit, als sein Zuhause in Sicht kam. Hatte sich vielleicht auch zu Hause einiges verändert? Was würde ihn erwarten? Er betrat den verwilderten Garten von der Rückseite her, stieß die Küchen tür auf und spähte hinein. Vertraute Gerüche schlugen ihm entgegen ... Kohl und Speck und frisches Brot im Ofen. Seine Mutter hatte ihm den Rücken zugewandt, die rosarote Schürze sorgfältig um die Taille gebunden. Sie hielt einen Moment beim Rühren inne und neigte in vertrauter Geste den Kopf leicht zur Seite. »Lewis?« Sie drehte sich um. Ihr hageres Gesicht strahlte, und im nächsten Augenblick wurde er in einer Wolke von Mehlstaub umarmt. »Laß dich anschauen!« rief sie und hielt ihn auf Armeslänge von sich. »Mein Gott, deine Brüder werden dich kaum wiedererkennen. Du bist so groß geworden!«
      Beim Anblick seines verdutzten Gesichts lachte sie. »Eigentlich sollte es eine Überraschung sein. Tommy und Edward haben es geschafft, über Weihnachten einen Tag frei zu kriegen. Sie kommen heute abend.«
      Dann kam Cath herein. Ihre hohen Absätze klapperten über den Boden. Sie gab ihm einen Lippenstiftkuß auf die Wange. Lewis starrte sie verwirrt an. »Was soll denn die Hollywood-Maskerade?«
      Cath warf den Kopf zurück, aber die heftige Bewegung konnte ihrer sanft gewellten Haartracht nichts anhaben. »Ich bin jetzt eine erwachsene Frau, Lewis Finch. Also benimm dich entsprechend. Ich treffe mich mit jemandem, wenn du’s wissen willst.«
      »Nicht, wenn dein Vater dich in diesem Aufzug sieht«, erklärte seine Mutter. »Lewis hat recht, Cathleen, wisch dir die Schminke vom Gesicht, bevor dein Vater nach Hause ...«
      »Aber Mami, du weißt doch, wie lange ich für diesen Lippenstift anstehen ...«
      »Dann war das eben umsonst, mein Fräulein. Du bleibst heute abend zu Hause bei deinen Brüdern. Und jetzt will ich nichts mehr hören.«
      »Du mußt ja gerade reden«, sagte Cath, ohne sich weiter mit der Mutter zu streiten. »Siehst wie ein Fatzke aus.«
      »Was soll das heißen, >Fatzke      »Na, schau dich doch bloß an!« Sie deutete auf seinen Pullover und die Hose, die er von William geerbt hatte. Die Hose war ihm noch ein bißchen zu lang. »Und hör dich an! Redest wie der Ansager bei der BBC. Wie heißt er noch? Der, der so redet, als halte er sich dabei die Nase zu.«
      »Ich rede überhaupt nicht...«
      »Natürlich tust du das, Lewis Finch. Und glaub bloß nicht, daß du mir damit imponierst.«
      »Glaubst du, das juckt mich?« Er streckte ihr die Zunge raus.
      Cath packte ihn beim Ohr und drehte es um.
      Er schrie auf, zwickte zurück, bis seine Mutter dazwischenging und auf beide Kinder schimpfte. Es war, als sei er nie fort gewesen. Als der Tag in den Abend überging, tauschten sie beim Tee am Küchentisch Nachrichten aus, bis sein Vater aus der Werft kam, und kurz darauf erschienen seine beiden Brüder, groß und laut, die wie Männer - und Fremde - aussahen in ihren neuen Uniformen.
      An jenem Abend nach dem Tee nahm ihn sein Dad zu einem Spaziergang zum Fluß mit. Ihr Weg war nur vom Mondlicht erhellt, das die weiße Schneedecke reflektierte. Lewis war an die Verdunklung auf dem Land gewöhnt, hatte die Isle of Dogs jedoch nie ohne Straßenbeleuchtung, Scheinwerferlicht oder strahlend erhellte Fenster erlebt. Es schien eine völlig andere Stadt zu sein, und er atmete tief die frische, nicht von Petroleumgestank verunreinigte Luft ein. In der absoluten Stille hallte gelegentlich eine laute Stimme in den Straßen wider, und irgendwo in der Ferne läutete eine Kirchenglocke zum Weihnachtsgottesdienst.
      Lewis’ Vater ging schweigend dahin, die Hände auf dem Rücken verschränkt, und rauchte seine Pfeife, die erzwischen den Zähnen hielt. Er war nie ein Mann vieler Worte gewesen, und Lewis beunruhigte das nicht. Er spürte die Zufriedenheit des Vaters darüber, daß er bei ihm war, und fühlte Stolz in sich aufkeimen.
      Als sie die Island Gardens erreicht hatten, mußten sie sich vorsichtig durch die Finsternis unter dem Blätterdach vorwärtstasten, doch als sie die vom Mond beschienene Uferpromenade erreichten, glitzerte der Fluß wie ein silbernes Band. Der Rauch aus der Pfeife des Vaters glitt über die Wasserfläche wie eine zerbrechliche Wolke.
      Ein Schleppkahn kam vorbei, nur

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