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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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von ihm entfernt, und er atmete den betörenden, besonderen Duft ihrer Haut ein. Nach einigen Augenblicken klopfte er erneut und sah sie achselzuckend an. »Wo, glaubst du ...«
      Er hielt inne, als hinter der Tür deutlich ein Sicherheitsriegel klickte. »Scheint so, als haben wir doch noch Glück.«
      Die Tür schwang auf. Reg Mortimer hatte die Krawatte abgelegt, sein rosafarbenes Hemd war zerknittert und hing ihm halb aus der Hose. Er schob sich die braune Haarsträhne aus der Stirn, die ihm über die Augen fiel, und stöhnte. »Was ist denn jetzt schon wieder los?« wollte er wissen.
      Kincaid lächelte. »Warum sind wir nur so beliebt bei den Leuten? Nur der Zahnarzt dürfte uns auf der Hitliste schlagen.«
      »Zumindest belästigt einen der Zahnarzt nicht zu Hause«, konterte Reg. Dann trat er widerwillig einen Schritt zur Seite. »Kommen Sie rein.«
      Direkt hinter der Tür öffnete sich ein großer Wohnraum. Kincaid sah sich interessiert um. Das Zimmer vermittelte einen Hauch von Tropenatmosphäre. Zwei weiße Sofas mit Baumwollbezügen standen einander auf einem runden Sisalteppich gegenüber. Tisch und Bücherregal waren aus heller Eiche in schlichtem Design, und vor den Fenstern hingen zur Hälfte hochgezogene, weiße Stoffrollos. Licht durchflutete den Raum. Die einzigen Farbtupfer waren die limonen- und mandarinenfarbenen Kissen auf den Sofas und die zeitgenössischen Gemälde an den Wänden. Alleinige Anzeichen einer Nutzung waren eine Vase mit welken Taglilien auf dem Couchtisch und ein Stapel Papiere auf einem zur Hälfte ausgeklappten Tisch an der Wand.
      »Hübsche Wohnung«, bemerkte Kincaid bewundernd und setzte sich auf eines der weißen Sofas. »Sie drücken sich vor dem Büro, was?«
      Reg ließ sich auf die Kante der Couch gegenüber nieder. »Ich habe mir die ganze Zeit gedacht, Annabelle sei nur für eine Weile verreist ... auf Einkaufstour, vielleicht, habe erwartet, daß sie jederzeit wieder vor der Tür stehen würde. Das ganze kommt mir so unwirklich vor.« Er sah Gemma an, die sich hinter ihn gestellt hatte. Sie hatte die Arme auf dem Rücken verschränkt und betrachtete die Bilder an der Wand. »Ist das normal?« fuhr er fort. »Ich meine, Sie haben doch ständig mit solchen Situationen zu tun ... Ich dagegen war noch nie ...«
      »Es gibt sehr unterschiedliche Methoden, sich mit dem gewaltsamen Tod auseinanderzusetzen. Vielleicht kommt es daher, daß Sie bisher nicht ehrlich mit uns gewesen sind, Mr. Mortimer.«
      »Was ... was soll das heißen?« Mortimers Augen wurden groß. Kincaid sah im hellen Licht, wie sich seine Pupillen weiteten. Der Mann hatte zweifellos Angst.
      »Haben Sie wirklich angenommen, Jo Lowell erzählt uns nicht, was sich bei der Dinnerparty wirklich abgespielt hat?« fragte Kincaid, um ihm eine letzte Chance zu geben.
      »Aber ich habe Ihnen doch gesagt ...«
      »Sie mußten doch damit rechnen, daß wir Ihre Geschichte überprüfen würden.«
      »Sie haben angenommen, daß Jo ihre Schwester nicht bloßstellen würde, stimmt’s?« warf Gemma ein und zog sich den Stuhl vom Klapptisch heran. »Das ist vermutlich immer so gewesen. Jo hat Annabelle stets gedeckt, oder?«
      »Ja ... nein ... Ich meine ... ich kann nicht mehr klar denken.«
      »Darf ich Ihnen auf die Sprünge helfen?« sagte Kincaid. »Sie hatten keine Ahnung von Annabelles Affäre mit Martin Lowell ... bis Harry an jenem Abend aus der Schule geplaudert hat. Aber die Affäre war vor Ihrer Verlobung mit Annabelle zu Ende. Warum also waren Sie derartig wütend? Hatten Sie den Verdacht, daß Annabelle sich trotzdem weiterhin mit Lowell getroffen hat? Auch während Ihrer Verlobungszeit mit ihr? Oder waren Sie sauer, weil Annabelle Ihnen nicht die Wahrheit gesagt hatte?«
      »Sie meinte, es ginge niemanden etwas an ...« Mortimer, der umgehend merkte, daß er damit alles zugegeben hatte, verstummte und sah von Kincaid zu Gemma.
      »Nachdem Sie Jos Haus verlassen hatten, sind die Fetzen geflogen, stimmt’s?« fragte Gemma. »Sie müssen sich doch zwangsläufig gefragt haben, was sie Ihnen noch alles verschwiegen hatte.«
      Einen Moment war Mortimers Miene eine undurchdringliche Maske, und Kincaid befürchtete, er würde alles leugnen. Dann sackten seine Schultern vornüber. »Wie konnte Annabelle Jo und die Kinder so gemein hintergehen? Und wenn sie Jo das antun konnte ...«
      »Dann auch anderen«, ergänzte Gemma. »Sogar Ihnen.«
      »Es war

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