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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Gesicht.
      Nachdem er sein Versprechen erfüllt und den Kindern eine Geschichte vorgelesen hatte, schenkte Gemma zwei Gläser Wein ein. Sie nahmen ihre Getränke mit hinaus und saßen ein paar Augenblicke auf den Stufen, die von ihrer Wohnung in den Garten der Cavendishs führten.
      Er massierte ihren Rücken dort, wo er wußte, daß sie es am liebsten hatte, nämlich zwischen den Schulterblättern, und als sie sich gegen ihn lehnte, schlang er einen Arm um sie und liebkoste mit den Lippen ihren Nacken. Einen Moment fühlte er, wie sie reagierte, sich an ihn schmiegte. Dann entzog sie sich ihm.
      »Toby hat die letzten Nächte sehr unruhig geschlafen«, bemerkte sie, stand auf und trank ihr Glas aus. »Das müssen noch die Nachwehen seiner Grippe sein. Und ich habe auch eine schlechte Nacht hinter mir.«
      »Ich habe den Wink schon verstanden«, sagte er leichthin, erhob sich und küßte sie keusch auf die Wange. »Wir sehen uns morgen früh auf dem Revier in Limehouse.«
      Zu Hause in seinem Bett wälzte er sich rastlos hin und her und konnte erst recht keine Ruhe mehr finden, nachdem sich Sid schwer über seine Füße gelegt hatte. Schließlich versetzte er dem Kater einen sanften Schubs und versuchte bewußt, all die fruchtlosen Grübeleien aus seinem Bewußtsein zu verbannen. Beim Einschlafen tauchte vor seinen Augen mit der Klarheit eines Traums ein Bild auf.
      Gemma stand in einem sonnenbeschienenen Gerstenfeld, und das Licht reflektierte in ihrem Haar, als sie lachte. Mit einem Mal jedoch verwandelte sich Gemma unter seinen Augen in Annabelle Hammond.
     
    An einem winzigen Tisch in der hintersten Ecke des Lokals saß Teresa Reg Mortimer gegenüber.
      Nachdem sie nach getaner Arbeit im alten Lagerhaus endlich nach Hause gekommen war, hatte sie eine Nachricht von ihm auf ihrem Anrufbeantworter vorgefunden. Er hatte sie gebeten, sich mit ihm im The Grapes in Limehouse in der Narrow Street zu treffen. Es war das erste Mal, seit sie die Anwaltskanzlei nach dem Mittagessen verlassen hatten, daß sie von ihm gehört hatte, und seine Stimme hatte seltsam, ja beinahe flehentlich geklungen. Nachdem sich der Anrufbeantworter ausgeschaltet hatte, war sie sich automatisch durchs Haar gefahren und hatte ihre Bluse geglättet. Erst dann überlegte sie: Reg Mortimer hatte keinen Grund, sich aus anderen Motiven als geschäftlichen mit ihr zu verabreden.
      Trotzdem hatte sie ihr Haar mit besonderer Sorgfalt gekämmt und Make-up aufgelegt, bevor sie aus dem Haus gerannt war, um die Dockland Railway in Crossharbour zu erwischen.
      Sie verließ den Zug, der voller Pendler war, an der Station West Ferry, und stieg die Betontreppe vom Bahnsteig hinunter. Sie blinzelte in die tiefstehende Abendsonne, wandte sich nach rechts in den Limehouse Causeway, und ging die Narrow Street bis zum alten Pub entlang. Das Lokal war eines der historischen Fixpunkte von Limehouse und mittlerweile Treffpunkt der jungen Aufsteiger. Teresa kannte es nur vom Hörensagen. Es gehörte zu den Lokalen, in das man allein gehen konnte, um Schäferpastete oder Fisch und Chips zu essen.
      Sie betrat das Etablissement zögernd, zwängte sich zwischen den Gästen in Anzug und Krawatte und Kostümen hindurch, die wie die Sardinen gedrängt um die Theke standen, bis sie Reg in der hintersten Ecke entdeckte. Er winkte ihr zu, und als sie seinen Tisch erreichte, stand er auf und gab ihr völlig unerwartet einen Kuß auf die Wange. Er wirkte leicht erhitzt. Sein Haar fiel ihm unordentlich in die Stirn, und er sah noch attraktiver aus als sonst.
      »Tausend Dank, daß du gekommen bist«, sagte er, nachdem er ihr einen Stuhl zurechtgerückt hatte. »Bist du schon mal hier gewesen? Bald wird’s hier leerer. Und das Essen ist ausgezeichnet. Dachte, du könntest eine anständige Mahlzeit vertragen. Aber zuerst hole ich dir was zu trinken, ja? Hier gibt’s ein gutes, leichtes Sommerbier. Schmeckt ein bißchen nach Zitrone.«
      »Wunderbar«, brachte Teresa heraus. Als er sich abwandte und zur Bar ging, schnupperte sie mißtrauisch an seinem Glas. Es enthielt reine Limonade, soweit sie das beurteilen konnte. Aber das sollte sie eigentlich nicht überraschen. Er trank normalerweise keinen Alkohol. Trotzdem hatte sie den Eindruck gehabt, daß er leicht beschwipst war. Nachdenklich beobachtete sie, wie er mit derselben übertriebenen Fröhlichkeit mit dem Barkeeper plauderte.
      Schließlich kam er mit ihrem Getränk und der Speisekarte

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