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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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hatte.
      »Ich dachte, er will dich nicht sehen.«
      »Hazel sagt, ich muß ihm zeigen, daß sich meine Gefühle für ihn nicht geändert haben, gleichgültig, wie er sich mir gegenüber benimmt. Wie soll ich das machen, ohne mit ihm zu reden?« fragte er frustriert.
      Gemma richtete sich im Liegestuhl auf und runzelte die Stirn. »Das war, bevor Ian die Dinge noch komplizierter gemacht und wieder in sein Leben geplatzt ist. Vielleicht wäre es einfacher für Kit, wenn du alles Ian überläßt.«
      »Ich soll kneifen? Und mich auf Ian verlassen, nach allem, was wir durchgemacht haben? Wer garantiert mir, daß er Kit nicht wieder ins Cottage in Grantchester holt, nur um in einem oder zwei Monaten erneut seine Meinung zu ändern?«
      Gemma schüttelte den Kopf. »Was willst du tun? Du hast keine Handhabe gegen ihn.«
      »Ich kann Kit jederzeit besuchen«, entgegnete Kincaid eigensinnig. Es wunderte ihn, daß Gemma plötzlich nur noch gereizt und ärgerlich auf ihn reagierte.
      »Na, gut.« Gemma seufzte und lehnte sich im Stuhl zurück.
      »Dann fahr morgen. Ich erledige das hier schon. Du mußt nur den Chef beruhigen. Und wenn die Hölle losbricht, während du fort bist« - sie lächelte verschmitzt -, »dann habe ich bei dir was gut.«
      Sie aßen im Garten beim Schein der Zitronenkerzen, die die Schnaken abhalten sollten. In Hazels Tabouli verband sich der volle Geschmack von Fetakäse, provenzalischen Oliven und reifen Tomaten mit der Frische von Zitronen und Minze. Tim hatte eine eisgekühlte Flasche Pinot Grigio geöffnet. Die Kinder saßen auf dem Terrassenboden und amüsierten sich mit einem uralten Kartenspiel, das sie in einer Küchenschublade voller Krimskrams entdeckt hatten, und ließen die Erwachsenen in Ruhe essen.
      Als Kincaid Gemma über den Tisch hinweg ansah, drehte sie sich um und lachte über eine Bemerkung von Tim. Im Kerzenschein wirkte sie entspannt und glücklich, und plötzlich drängte sich der Gedanke an Annabelle Hammond zwischen sie. Hatte Annabelle Hammond ihre letzte Mahlzeit ebenso genossen wie sie dieses Abendessen?
      Sie war unter Freunden gewesen ... oder hatte es zumindest angenommen ... bei ihrer Schwester, ihrem Verlobten, den Freunden der Schwester und ihrem geliebten Neffen und der Nichte. Und dann war der angenehme Abend in einen Alptraum ausgeartet. Zuerst Harry Lowell, dann Reg und schließlich Gordon Finch ... alles Männer, und alle, so schien es, hatten sich auf die eine oder andere Weise gegen sie gestellt. Hatte sich Annabelle bei jemandem Trost geholt ... vielleicht bei einer Frau?
      Teresa Robbins fiel ihm ein. Sie hatten sie bisher so genommen, wie sie sich darstellte: als die loyale und verzweifelt trauernde Angestellte, unscheinbar, farblos. Und doch schien sie kompetent und tatkräftig Annabelles Stellung in der Firma eingenommen zu haben. Was, wenn Annabelle zu ihr gegangen war, ihr etwas anvertraut hatte, das Teresa jetzt verschwieg? Möglicherweise schützte sie Annabelles Andenken ... oder deckte Reg Mortimer.
      Vielleicht waren Spekulationen wie diese nur der Ausdruck seines Schuldbewußtseins darüber, daß er mitten in einem Mordfall einen Tag Urlaub machte. Er nahm sich vor, Gemma am Morgen zu bitten, sich noch einmal mit Teresa zu unterhalten.
      Nach dem Essen erbot er sich, den Abwasch zu übernehmen, während Gemma die Kinder badete. Hazel und Tim nutzten die Gelegenheit zu einem Spaziergang in der Abendkühle, so daß er die Küche für sich allein hatte. Eine Spülmaschine gab es nicht... eine Modernisierung der Küche war ein Luxus, auf den Hazel und Tim verzichtet hatten, als Hazel ihre Praxis aufgegeben hatte, um die kleine Tochter zu betreuen. Aber Kincaid hatte gelernt, die Prozedur des Geschirrspülens als Entspannung zu empfinden.
      Während er Wasser einließ und ein frisches Geschirrhandtuch aus der Schublade nahm, fiel ihm plötzlich auf, daß es genau diese Art von Leben war, das er sich mit Gemma wünschte und es bereits für selbstverständlich hielt. In letzter Zeit jedoch schien Gemma ihn auf Distanz zu halten, und er wußte nicht, wie er die Kluft, die sich aufgetan hatte, wieder schließen sollte.
      Dann flog die Küchentür mit einem Knall auf, und die Kinder stürmten im Schlafanzug herein und schrien: »Bettgeschichte! Bettgeschichte!« Hinter ihnen tauchte Gemma auf. Feuchte Strähnen, die sich aus ihrer Pferdeschwanzfrisur gelöst hatten, kringelten sich um ihr ovales

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