Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
ihre Miene auf. »Warten Sie! Ich hab’s! Da ist ein altes Herrenhaus droben bei Friday Green!«
      »Lebt noch jemand von der Familie in der Gegend?«
      »Wenn mich nicht alles täuscht, soll tatsächlich jemand aus der Familie auf dem Grundstück wohnen ... und zwar im alten Cottage, das dazu gehörte. Muß eine entfernte Cousine sein, soviel ich mich erinnere. Tut mir leid, mehr kriege ich nicht zusammen.«
      »Ist immerhin ein Anfang.«
      »Außerdem weiß ich, wie man hinkommt«, sagte Madelaine. »Es ist wirklich nicht weit.«
      Kincaid notierte sich Madelaines Wegbeschreibung, steckte sein Notizbuch ein und wandte sich wieder ihr zu. »Und wie geht’s so?«
      Madelaine lachte. »Wunderbar langweilig, seit Sie weg sind, Superintendent. Danke der Nachfrage. Die Wogen haben sich geglättet, und wir tun alle wieder so, als hätten wir nie einen anderen des Mordes verdächtigt. Und was ist mit Ihnen?«
      Kincaid erzählte ihr knapp vom Fall Hammond, und sie hörte aufmerksam zu. Als Lewis Finchs Name fiel, sah sie ihn überrascht an. »Kennen Sie ihn?« fragte Kincaid.
      »Aus meinem vorigen Leben, könnte man sagen. Er hatte einen gewissen Ruf in der City.«
      »Einen guten?«
      »Ja, überraschend gut. Erfolg und Aufrichtigkeit schließen sich normalerweise häufig aus. Allerdings wäre auch Finch ohne eine gewisse Skrupellosigkeit nicht dort, wo er heute ist. Ihre Annabelle muß wirklich ein starker Charakter gewesen sein, wenn sie es mit ihm aufgenommen hat.«
      »Sie hat dafür bezahlt.«
      »Glauben Sie, Lewis Finch hat sie umgebracht?«
      »Scheint die plausibelste Erklärung zu sein. Ihr ehemaliger Schwager ist der einzige, der offen zugibt, sie gehaßt zu haben. Aber der hat ein wasserdichtes Alibi. Ihr Verlobter konnte durch ihren Tod nur alles verlieren, aber nichts gewinnen. Sieht allerdings so aus, als habe er an Annabelles letztem Abend die Beherrschung verloren und einen handfesten Krach vom Zaun gebrochen. Die Zeitspanne zwischen dem Streit und dem Mord ist jedoch zu groß für eine Tat im Affekt.« Er starrte in sein Weinglas. »Und Lewis Finchs Sohn hat offenbar überhaupt kein Motiv - er wußte seit Monaten von ihrer Beziehung zu seinem Vater -, und Annabelle hatte ihn noch am Abend des Mordes angefleht, sich mit ihr zu versöhnen.«
      Madelaine schenkte Wein nach. Sie wirkte nachdenklich. »Eine komplizierte Situation: Vater und Sohn lieben dieselbe Frau ... Und wenn sie nun den Vater wegen des Sohnes verlassen hat ...?«
      »Was halten Sie von Lewis Finch?«
      »Wollen Sie von mir wissen, ob ich Lewis Finch für fähig halte, einen Mord zu begehen?« Sie runzelte die Stirn. »Ich schätze, einem so ehrgeizigen Mann wie Lewis Finch - und ehrgeizig war er - kann durchaus mal eine Sicherung durchbrennen. Trotzdem habe ich ihn als einen sehr melancholischen Menschen in Erinnerung ... er war stets von einer gewissen Traurigkeit umgeben, die schon so alt ist, daß sie Teil seiner Persönlichkeit geworden ist.« Sie warf Kincaid einen flüchtigen Blick über den Rand ihres Glases zu. Kincaid erinnerte sich nur zu gut an diesen Röntgenblick. »So, und jetzt erzählen Sie mir von sich.«
      Bei jedem anderen wäre es Kincaid leichtgefallen, heile Welt vorzutäuschen. Er trank einen Schluck Wein. »Meine Exfrau ist gestorben ... sie wurde ermordet.«
      »O Duncan! Herzliches Beileid. Standen Sie sich sehr nahe?«
      »Jahrelang gar nicht. Ich wünschte, wir wären Freunde gewesen.« Er fing Madelaines Blick auf und sah weg. Sie schien abzuwarten. »Und ich habe erfahren, daß ich einen Sohn habe. Kit. Er ist elf.«
      »Das Kind Ihrer Exfrau? Aber wie schön für Sie.«
      »Ja, und kompliziert«, erwiderte Kincaid niedergeschlagen.
      »Und wie kommt Ihr weiblicher Sergeant damit zurecht?«
      »Gemma? Die kann nichts erschüttern.«
      »Ach wirklich?« Das klang süffisant.
      Ohne Vorwarnung erfaßte ihn heftiges Verlangen nach Gemma. Er trank sein Glas aus und wünschte sehnsüchtig, sie wäre mitgekommen ... wünschte, diese eine, ungestörte Nacht mit ihr allein zu haben.
      »Noch ein Glas?« fragte Madelaine. Doch Kincaid schüttelte den Kopf. Er erinnerte sich nur zu gut an die Auswirkungen eines Besäufnisses mit Madelaine ... besonders auf leeren Magen.
      »Danke, lieber nicht«, wehrte er ab und stand auf. Madelaine wand sich graziös aus den Sofapolstern und brachte ihn zur Tür.
      »War schön, Sie wiederzusehen,

Weitere Kostenlose Bücher