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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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verlieren will«, protestierte Gemma.
      »Dann finden wir eben jemanden, der bereit ist zu reden.« Kincaid sah sie an. »Komm mit mir nach Surrey. Da gibt’s eine reizende Pension in Holmbury St. Mary ... weißt du noch?«
      Die Begegnung mit Gordon Finch am Vortag flackerte kurz in Gemmas Gedächtnis auf... Wie konnte sie sich in ein Wochenende mit Duncan flüchten, solange das ihr Gewissen belastete?
      »Ich habe Hazel versprochen, heute abend auf die Kinder aufzupassen«, sagte sie. Dabei wußte sie, daß Hazels und Tims Kinopläne durchaus flexibel waren, und sie diese nur vorschob- was ihr Gewissen noch mehr belastete. »Und vielleicht brauchst du mich hier«, fügte sie hinzu, um der Ausrede mehr Gewicht zu geben.
      »Vielleicht«, sagte Kincaid leichthin. Sein Ton sollte verbergen, wie verletzt er war, doch sie sah es seinen Augen an.
     
    Jo Lowell hatte Gemma gegenüber erwähnt, daß das Herrenhaus, in dem ihr Vater die Kriegsjahre verbracht hatte, mittlerweile vermutlich in ein Hotel im Landhausstil umgewandelt worden und daß der Name seiner Patentante Burne-Jones gewesen sei. Mehr Informationen hatte Kincaid nicht, als er am späten Nachmittag in Surrey eintraf und sich in der idyllischen Bauernhauspension in Holmbury St. Mary einmietete. Er hatte gehofft, seine Freundin Madelaine Wade zu treffen, die im Dorf wohnte, und Holmbury lag in der Gegend, die Jo Lowell erwähnt hatte.
      Madelaine hatte eine Praxis für Massage und Aromatherapie in einer kleinen Wohnung über dem Dorfladen, den sie ebenfalls betrieb. Kincaid hatte sie bei einem Mordfall im Herbst des letzten Jahres kennengelernt und war von ihrer Persönlichkeit fasziniert gewesen. Für eine bekennende Anhängerin der Parapsychologie war die ehemalige Investmentbankerin eine erstaunlich nüchterne Frau mit einer Gabe für die Erkennung dessen, was sie leicht despektierlich als »emotionale Ausstrahlung« bezeichnete. Und auch Kincaid hatte feststellen müssen, daß ein Gespräch mit ihr oft unerwartete Fallstricke bereithielt.
      Als er die wenigen Sachen aus seiner Notfallreisetasche in sein Zimmer geräumt hatte, schlenderte er die Straße zur Dorf-mitte hinunter. Der Laden lag versteckt in einer Sackgasse auf einer Anhöhe auf der anderen Seite oberhalb des Dorfes. Als er das Haus erreichte, war ihm heiß, er schwitzte, obwohl er sein Jackett nur über die Schultern gehängt hatte.
      Das Mädchen hinter der Theke des Dorfladens war ihm unbekannt. Auf seine Frage sagte sie jedoch, daß Madelaine vermutlich zu Hause sei, und beobachtete neugierig, wie er wieder hinausging, die weiß gestrichene Treppe an der Seite des Gebäudes hinaufstieg und an der strahlend weiß lackierten Tür im ersten Stock klopfte. Es dauerte nicht lange, bis die Tür aufschwang. Madelaine musterte ihn mit flüchtigem Lächeln. »Ich muß feststellen, Sie haben Ihr Gespür für ein gutes Timing nicht verloren.«
      Madelaine Wade hatte sich nicht verändert: ihr platinblondes, kurzgeschnittenes Haar umrahmte ein scharf geschnittenes Gesicht mit Adlerprofil, das ein Blick in ihre tief moosgrünen Augen sofort abmilderte.
      »Sind Sie gar nicht überrascht, mich zu sehen?« fragte er und sah sich um, als er in die kleine Wohnung trat. Zuletzt war er im November hier gewesen. An diesem warmen Sommerabend waren die beiden Fenster über der Ladenfassade weit geöffnet, und ein leichter Abendwind bewegte die rotgepunkteten Vorhänge.
      Ihr Lächeln vertiefte sich. »Keine Zaubertricks diesmal«, sagte sie und spielte damit auf seinen letzten, unangekündigten Besuch an, an dem er den Tisch für zwei Personen gedeckt vorgefunden hatte. »Aber ich habe eine Flasche Weißwein kühlgestellt ... nur für den Fall, daß ein Freund unerwartet vorbeikommt.«
      »Madelaine ... Sie sind ein Phänomen.«
      »Und Sie sind leicht zu beeindrucken«, entgegnete sie, holte zufrieden eine Flasche australischen Sauvignon aus dem Kühlschrank und entkorkte sie.
      Nachdem sie zwei Gläser eingeschenkt hatte, setzten sie sich in die Sitzecke. Sie musterte ihn einen Augenblick. »Also, was führt Sie her, Duncan? Sie sind doch bestimmt nicht nur zum Vergnügen hier?«
      »Leider nein.« Er schwenkte den Wein in seinem Glas. »Kennen Sie zufällig in der Nähe ein Hotel in einem ehemaligen Herrenhaus? Es muß früher einer Frau namens Burne-Jones gehört haben.«
      Madelaine dachte nach. »Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor ...« Dann hellte sich

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