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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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»Zankt euch nicht. Ich finde, Irene ist sehr wohl in der Lage, Leuten zu sagen, was sie tun müssen. Ist es euch eigentlich schon mal in den Sinn gekommen«, fuhr er fort, und schien sich richtig für das Thema zu erwärmen, »daß wir den Krieg vielleicht längst gewonnen hätten, wenn alle Generäle Frauen wären? Denkt nur an Artemis, die Göttin der Jagd.«
      Lewis und William sahen sich an und verdrehten die Augen. Jetzt hatten sie den guten alten Cuddy auf eines seiner Lieblingsthemen gebracht, und wenn sie nicht aufpaßten, seifte er sie wieder einmal mit der gesamten griechisch-römischen Mythologie ein.
      »Und was ist mit Boadicea ... der alten britannischen, kriegerischen Königin, die ihr Heer gegen die Römer in die Schlacht geführt hat? Die steht uns sogar noch näher.« Mr. Cuddy sah Irene lächelnd an. »Und sie hatte rotes Haar.«
      »Wetten, daß die Leute ihr auch gesagt haben, sie könne kein General werden?« bemerkte Irene und warf ihren Kopf aufreizend selbstbewußt zurück.
      Lewis jedoch war bereit, um des lieben Friedens willen das Thema fallenzulassen, denn er hatte das Gefühl, daß Mr. Cuddy wirklich böse werden würde, wenn sie weiter auf Irene herumhackten.
      Seit ihr Lehrer von seinem langen Urlaub in Cornwall zurückgekehrt war, schien er verändert zu sein, aber Lewis vermochte nicht zu definieren, wodurch und wie. Zuerst, hatte er vermutet, daß Mr. Cuddy Irene nicht mochte, doch das hatte sich nicht bestätigt. Sie wurde viel wenigergemaßregelt als William und er. Trotzdem hatte sich etwas verändert, und die nagende Sorge, die Lewis dieses Gefühl bereitete, war das einzige, was sein Wohlbefinden trübte.
     
    Als Kincaid den Wagen auf einen Parkplatz im Schatten gegenüber Gordon Finchs Wohnung fuhr, sah Gemma Gordon die West Ferry Road aus der Richtung des Mudchute Parks herunterkommen, den Klarinettenkasten in der Hand, Sam an seiner Seite. Sie warteten, bis er sein Wohnhaus erreicht hatte, stiegen aus, überquerten die Straße und traten ihm in den Weg.
      »Auf ein Wort, Mr. Finch, wenn Sie nichts dagegen haben«, begann Kincaid und zückte seinen Dienstausweis, als könne Gordon bereits vergessen haben, wen er vor sich hatte.
      »Angenommen, ich hab was dagegen?« fragte Gordon gelassen, aber sein Blick huschte zu Gemma. Er trug heute wieder seinen Tarnanzug und sah neben Kincaid, der Khakihose, Oberhemd und Krawatte anhatte, wenig gesellschaftsfähig aus.
      »Wir können uns auch in einer wesentlich ungemütlicheren Umgebung unterhalten.«
      Gemma fühlte, wie die Spannung zwischen den beiden Männern stieg, dann zuckte Gordon die Schultern und ging stumm voraus und die Treppe zu seiner Wohnung hinauf. Drinnen sah er Gemma an und sagte herausfordernd: »Bitte ... Sie kennen sich hier ja schon aus.« Die negative Ausstrahlung der beiden Männer in dem kleinen Raum verursachte Gemma Beklemmungen.
      Sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Wir möchten wissen, was Annabelle im Tunnel zu Ihnen gesagt hat. Und zwar den exakten Wortlaut.«
      »Ich habe Ihnen doch schon ...«
      »Nur einen kleinen Teil ... nämlich daß sie sich mit Ihnen versöhnen wollte. Was Sie nicht erzählt haben, ist, daß Annabelle gerade erfahren hatte, daß Ihr Vater sie ebenso belogen und hintergangen hatte, wie sie ihren eigenen Vater hatte hintergehen wollen.«
      »Mein Vater lügt nicht«, entgegnete Gordon scharf.
      »Warum hat er Annabelle dann versichert, er wolle den Lagerspeicher der Hammonds erhalten, wenn sie ihm diesen verkaufe, obwohl er definitiv die Absicht hatte, ihn abreißen zu lassen?«
      »Er wollte ihn abreißen lassen?« wiederholte Gordon stirnrunzelnd.
      »Hat sie Ihnen das nicht erzählt? Sie muß furchtbar wütend auf ihn gewesen sein.«
      »Sie hat gesagt ...« Er sah an sich herab und schien überrascht, den Klarinettenkasten noch in der Hand zu halten. Er stellte ihn behutsam vor dem Notenständer auf den Fußboden. »Sie hat irgendwas von Loyalitäten geredet, die keine Bedeutung mehr hätten. Im Frühjahr hatte ich gerüchteweise von Lewis’ Interesse am alten Lagerspeicher gehört und daß man die beiden häufig zusammen gesehen hätte. Aber als ich sie danach gefragt habe, hat sie sowohl geschäftliches Interesse als auch eine Affäre geleugnet.« Er hob den Kopf und sah Gemma in die Augen. »Also bin ich ihr eines Abends nachgegangen. Sie hat die Nacht in seiner Wohnung verbracht. Als ich sie zur Rede

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