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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Cambridge dazu gesagt?« erkundigte sie sich, um das Thema zu wechseln.
      »Er hatte mit dem Fall nichts zu tun, aber ich konnte die Akte einsehen.« Kincaid zuckte die Schultern. »Da sind tatsächlich ein paar Dinge nicht ganz schlüssig. Aber ich sehe keine Möglichkeit, etwas dagegen zu unternehmen.«
      »Hast du’s ihr schon gesagt?«
      Er schüttelte den Kopf. »Ich wollte das nicht am Telefon tun. Außerdem möchte ich ihr die Notizen geben, die ich mir während der Aktenlektüre gemacht habe. Vielleicht kann sie damit was anfangen. Ich fahre Sonntag zu ihr.« Er sah Gemma an und lächelte sein gewinnendstes Lächeln.
      »Kommst du diesmal mit? Ich könnte moralische Unterstützung brauchen.«
      Sie schaffte ein Nicken, bevor sie einen Rückzieher machen konnte. Er nahm ihre Hand. »Hast du heute abend was vor? Du hast mir gefehlt.«
      Gemma nahm sehr bewußt die Form seiner Finger wahr, die sich über ihre Hand gelegt hatten, den Bartschatten, den ein langer Tag auf seinem Kinn zurückgelassen hatte, sein Knie, das ihr Bein unter dem Tisch berührte, das Gefühl seiner Nähe. Sie räusperte sich. »Ich habe Hazel gesagt, daß es heute spät werden könnte. Ist schließlich Freitag und so ...«
      Kincaid grinste. »Schlaues Mädchen. Dann komm mit zu mir. Wir nehmen uns auf dem Weg was zu essen mit - oder möchtest du irgendwo schick essen gehen?« Ihre Miene schien Antwort genug zu sein, denn er zog sie auf die Beine. Das Bier blieb halb getrunken zurück. »Machen wir, daß wir hier rauskommen!«
      Sie hatten sich also versöhnt, den Samstag gemeinsam verbracht und waren mit Toby in den Zoo im Regent’s Park gegangen.
      Jetzt war es unvermeidlich Sonntag, und sie fuhren auf der Autobahn in Richtung Cambridge. »Wann kaufst du dir einen neuen Wagen?« fragte Gemma, um ihre wachsende Nervosität zu überspielen. »Die Sprungfedern im Sitz bohren Löcher in meinen Hintern wie in einen Schweizer Käse.« Sie versuchte auf dem Beifahrersitz von Kincaids altem Midget eine bequemere Position zu finden. »Und durch die Ritzen kommt schon wieder das Wasser rein.« Es nieselte, so daß die Windschutzscheibe ständig vom öligen Spritzwasser der anderen Autos überzogen war, der Regen aber nicht ausreichte, um die Scheibe sauberzuwaschen.
      Gemma sah Kincaid von der Seite an. »Ich weiß, was du sagen willst, also gib dir keine Mühe. Er ist ein >Klassiker<«, äffte sie ihn nach und rollte die Augen. »Einen alten Bentley nenne ich einen Klassiker. Oder einen Rolls. Etwas mit Stil und viel Chrom. Das hier ist kein Klassiker.«
      »Damit haben du und Vic schon ein gemeinsames Thema«, sagte er mit hämischem Grinsen und seufzte. »Aber vermutlich hast du recht. Die Kiste ist schon recht altersschwach. Außerdem paßt Toby kaum noch mit rein.«
      Gemma nahm diese unerwartete Bemerkung schweigend hin. Sie hatte keine Ahnung gehabt, daß derartige Fragen ihn überhaupt beschäftigten. Dahinter stand die Absicht einer dauerhaften Verbindung zu ihr, die sie gleichzeitig freute und erschreckte.
      »Das stimmt«, erwiderte sie schließlich so neutral wie möglich. »Bei Ausflügen und so weiter.«
      »Wir könnten im Sommer ans Meer fahren, wir drei. Toby würde das doch gefallen, oder?« Er betätigte den Winker. »Hier müssen wir abbiegen.«
      »Hmm«, murmelte Gemma geistesabwesend. Hätte sie nur abgelehnt, mit ihm nach Cambridge zu fahren, wünschte sie insgeheim. Um eine passable Ausrede wäre sie nicht verlegen gewesen. Sie schluckte. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Die Neugier auf Vic und ihr Wunsch, gewisse Besitzansprüche auf Kincaid zu demonstrieren, hatten sich in Luft aufgelöst. Sie wünschte sich auf den Mond.
      Ein paar Augenblicke später erkannte Gemma einige verstreut liegende Landhäuschen links und rechts der Straße, dann folgten ein paar Luxusreihenhäuser, und sie wußte, daß sie Grantchester erreicht hatten. Kincaid fuhr langsamer, bog nach rechts in die High Street ein und danach gleich nach links in die Auffahrt eines schiefergedeckten, rosarot verputzten Cottages. Selbst bei Nieselregen leuchtete die Farbe warm und einladend. Gemma schoß es durch den Kopf, daß eine Frau, die sich ein rosafarbenes Haus ausgesucht hatte, vielleicht gar nicht so übel war, wie sie angenommen hatte. Sowieso konnte sie nur so tun, als sei die Begegnung mit den Ex-Frauen ihrer Liebhaber eine Alltäglichkeit.
      Sie lehnte den Schirm ab, den Kincaid ihr anbot. Es

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