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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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zu haben.
      Meine Lider sind schwer. Aber eines, ein letztes, gibt es noch zu erzählen. Bei unserer Rückkehr nach Cambridge schließlich hingen meine Examensergebnisse am Schwarzen Brett vor dem Senate House aus. Es war gut, daß Adam mich stützen konnte. Die Knie wurden mir butterweich, und ich mußte die Augen zumachen, während er sie mir vorlas. Aber die Aufregung war umsonst. Ich habe besser abgeschnitten als erwartet, ich habe meine Sache sogar erstaunlich gut gemacht.
      Jetzt freue ich mich nur noch auf die langen Semesterferien und zu Hause.
    Lydia
     
    Gemma bereute ihre Entscheidung mit jeder Meile mehr, die sie zurücklegten. Nach dem vergangenen Sonntag und dem Krach wegen Kincaids Ex-Frau (den Streit hatte sie vom Zaun gebrochen, erinnerte sie sich erneut) hatten Duncan und sie sich während der Woche im Büro gemieden. Zwar waren sie es nicht gewohnt, viel Zeit miteinander zu verbringen, aber bis Freitag hatte sie ihn doch so schrecklich vermißt, daß sie als Tatsache ins Auge gefaßt hatte, sich zu entschuldigen.
      Gemma erwischte Kincaid in seinem Büro, als er gerade sein Jackett anzog. »Können wir mal miteinander reden?« fragte sie zögernd. »Wie wär’s mit einem Bier in der Kneipe - wenn du nichts Besseres vorhast.«
      Kincaid, der Akten von seinem Schreibtisch in die Aktentasche verfrachtete, hielt inne. »Beruflich oder privat?« fragte er und musterte sie aufreizend unbeteiligt.
      »Privat.«
      Er zog die Augenbrauen hoch. »Lädst du mich ein?«
      Sie lächelte. Das war ein gutes Zeichen. Er schien nicht allzu böse auf sie zu sein. »Geizknochen. Ich schätze, ein Bier kann ich dir spendieren.«
      »Abgemacht«, sagte er und schob sie zur Tür hinaus.
      Ohne weitere Diskussion steuerten sie den Pub an der Wilfred Street in der Nähe des Yard an. Seit sie Partner geworden waren, tranken sie dort gelegentlich nach Dienstschluß ein Bier. Im Lauf des Tages war unverhofft ein eisiger Wind aufgekommen. Als sie den Pub erreichten, atmeten sie dankbar die Wärme des überfüllten Schankraums ein. Gemma hielt nach einem freiwerdenden Tisch Ausschau, während Kincaid sich in das Gedränge an der Theke stürzte. »Heute abend schone ich deinen Geldbeutel noch mal«, sagte er über die Schulter, bevor er in den Nikotindunst abtauchte. »Aber das nächste Mal bist du dran.«
      Gemma ergatterte ihren Lieblingstisch in der Ecke neben dem Ofen. Das war ein gutes Omen. Das Paar, das dort gesessen hatte, stand in dem Moment auf, als Kincaid mit dem Bier kam. Sie hechtete wie ein Rugby-Stürmer darauf zu und sah mit strahlendem Lächeln von ihrem Stuhl auf, als er an den Tisch trat.
      »Gut gemacht«, lobte er sie, stellte die Gläser ab und setzte sich neben sie. Er hob sein Glas und prostete ihr zu. »War eine verdammt lange Woche.«
      Gemma erkannte ihre Chance und war wild entschlossen, sie zu nutzen. Sie trank einen Schluck Bier, um sich die Kehle zu schmieren, und legte los: »Das mit letztem Sonntag tut mir leid. Ich meine, was ich gesagt habe. Ich bin übers Ziel hinausgeschossen. Außerdem ging es mich nichts an.« Sie studierte eingehend ihren Bierfilz und hob dann den Blick zu ihm auf. »Es ist nur ... Ich weiß, es ist idiotisch ... aber die Vorstellung, daß du dich mit ihr triffst, macht mich ... beunruhigt mich.« Sie wandte erneut den Blick ab.
      Kincaid schwieg einen Moment, und Gemma kam sich wie eine Idiotin vor. Dann sagte er: »Ich weiß. Das hätte mir von Anfang an klar sein müssen.« Überrascht sah sie auf und wollte etwas sagen, doch er fuhr fort: »Aber du hast keinen Grund, beunruhigt zu sein. Oder dich bedroht zu fühlen.«
      Gemma schwieg. Sie traute ihrer Stimme noch nicht.
      Kincaid drehte sein Glas auf dem Untersetzer und fügte hinzu: »Zugegeben, es hat mich umgehauen, Vic wiederzusehen. Es ist damals eine Menge ungeklärt geblieben zwischen uns.«
      »Hast du ...« Gemma schluckte. »Ich meine, habt ihr das jetzt geklärt?« formulierte sie vorsichtig.
      »Darüber habe ich die ganze Woche nachgedacht. Dabei ist mir erstaunlicherweise klargeworden, daß ich sie sehr mag. Aber ich bin nicht mehr in sie verliebt.« Er fing ihren Blick auf. »Vic hat gesagt, sie habe das Gefühl, daß jemand auf mich wartet. Ich habe geantwortet: Ich glaube schon.«
      Beim Gedanken daran, wie sie ihn danach empfangen hatte, wurde sie rot vor Scham. »Und die Sache, die du für sie herausfinden solltest? Was hat dein Freund in

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