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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Zimmer.
      Kaum hatte sich die Tür hinter den beiden geschlossen, trat Gemma zu Kincaid. Er stand mit dem Rücken zum Kaminfeuer und wärmte sich die Hände.
      Gemma brach nach wenigen Augenblicken das Schweigen. »Sie ist nett.«
      Kincaid sah auf sie herab. »Was hattest du erwartet?« fragte er, unverhohlen amüsiert. »Eine Hexe auf einem Besen?«
      »Überhaupt nicht. Es ist nur ...« Gemma schaltete schnell. Bevor sie Gefahr laufen konnte, sich in Ungereimtheiten zu verstricken, wechselte sie das Thema. »Hast du Kit schon bei deinem ersten Besuch kennengelernt?«
      »Nein. Ich glaube, da war er bei seinen Großeltern.«
      »Er kommt mir irgendwie so vertraut vor ...«, bemerkte Gemma nachdenklich. »Vermutlich weil Toby in ein paar Jahren auch so aussieht.« Tobys Haar hätte dann sicher denselben weizenfarbenen Ton, und er würde sich mit derselben staksigen Eleganz bewegen. Toby begann bereits seinen Babyspeck zu verlieren. Bald würde er mager sein wie Kit, der aussah, als gehe bei ihm jede Kalorie ungebremst in kinetische Energie über.
      Die Flurtür ging auf, und Kit balancierte ein schwerbeladenes Tablett herein. Gemma räumte hastig den Tisch frei. »Jetzt verstehe ich, weshalb du so scharf darauf bist, daß deine Mutter richtigen Tee zelebriert. Ich bin froh, daß wir nichts zu Mittag gegessen haben.«
      »Sie bäckt Scones oder Kuchen gelegentlich auch nur für uns beide, aber nicht beides zusammen«, erwiderte Kit und sah zu Gemma auf. Er deckte das Geschirr vom Tablett auf den Tisch und arrangierte penibel jedes Gedeck. Eine Platte mit Scones, ein Glas Erdbeermarmelade, eine Schüssel mit Sahne, ein Teller mit Sandwiches aus Grahambrot, noch einen Teller mit dicken Scheiben Rosinenkuchen - alles mußte offenbar an exakt vorgegebenen Stellen stehen, und Gemma war klug genug, ihre Hilfe nicht anzubieten.
      Schließlich betrachtete er zufrieden sein Werk. »Mum bringt den Tee«, erklärte er.
      »Ich dachte, deine Mutter kann nicht kochen«, bemerkte Kincaid von seinem Platz am Kamin aus.
      »Kann sie eigentlich auch nicht«, gab Kit zu. »Sie hat nur ein paar Rezepte gelernt - mir zuliebe. Und Sandwiches kann doch jeder.« Er griff nach einem Stück Kuchen, sah flüchtig auf und zog dann hastig seine Hand zurück, als er ihre Blicke auffing. »Ich kann kochen«, erklärte er, um abzulenken. »Ich kann Rühreier auf Toast und Würstchen und Spaghetti.«
      »Klingt perfekt«, sagte Kincaid. Dann deutete er auf den Kuchenteller. »Komm schon, nimm dir ein Stück!«
      Kit schüttelte den Kopf. »Sie bringt mich um, wenn ich mich danebenbenehme. Ich darf nichts anrühren, bis der Tee auf dem Tisch steht.«
      »In diesem Fall würde ich das Risiko auch nicht eingehen«, riet Kincaid ihm grinsend. »Wäre die Folgen kaum wert.«
      Kit setzte sich auf die Sofalehne und betrachtete Kincaid neugierig. »Du bist Polizist, was?« fragte er nach kurzem Zögern. »Mum hat’s mir gesagt. Warum trägst du keine Uniform?«
      »Weil ich heute dienstfrei habe. Außerdem bin ich bei der Kripo, und da tragen wir normalerweise keine Uniform.«
      Kit überlegte. »Soll das heißen, daß du Leute ausfragen kannst, ohne daß die wissen, daß du ein Bulle bist? Cool!«
      »Wenn wir Leute befragen, müssen wir ihnen unseren Dienstausweis zeigen«, erwiderte Kincaid beinahe entschuldigend. »Sonst wär’s nicht fair.«
      Als er Kits Enttäuschung sah, deutete er auf Gemma: »Gemma ist auch Kriminalbeamtin.«
      Kits Augen wurden groß. »Mann, ich dachte, so was gibt’s nur in der Glotze. Der einzige Polizist, den ich kenne, ist Harry. Er ist der Dorfpolizist. Und er ist fett wie eine Sau und ...«
      »Kit!« Vic war unbemerkt hereingekommen, in der Hand ein zweites Tablett. »Wie kannst du nur so was Häßliches sagen?«
      »Es stimmt. Das weißt du doch genau.« Kit wirkte eher beleidigt als zerknirscht. »Hast du selbst gesagt.«
      »Ich habe nichts dergleichen gesagt. Harry ist sehr nett.« Vic sah ihren Sohn strafend an.
      »>Nettsein< ist die oberste Pflicht eines Dorfpolizisten«, warf Kincaid diplomatisch ein.
      Gemma trat zu Vic. »Warten Sie, ich nehme die Tassen.«
      Als der Tee eingeschenkt war, sagte Kincaid: »Ich finde, Kit hat sich lange genug kasteit.«
      Vic lachte. »Na, gut, dann greif schon zu. Aber laß noch was für uns andere übrig.«
      Kit fiel mit einem Aufschrei über den Kuchen her und legte zwei große Stücke auf

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