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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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ich habe mit niemandem darüber gesprochen, außer natürlich mit der Polizei. Aber ich habe immer angenommen, daß es trotzdem bekannt geworden ist, weil mir gegenüber jeder das Thema geflissentlich gemieden hat.
      Aber das ist lange her. Und ich habe nichts dagegen, jetzt darüber zu sprechen, wenn du möchtest.«
      Eine einfache Erklärung, dachte Vic. Weshalb hatte sie sich nur so in die Verratstheorie reingesteigert? Wurde sie paranoid? Witterte sie jetzt schon überall Verschwörungen gegen sich? Beherrscht sagte sie laut: »Die Polizei hat offenbar angenommen, daß Lydia dich an jenem Abend angerufen hat, damit du sie findest.«
      Nathan zuckte die Schultern. »Ist wohl die logische Schlußfolgerung. Möglicherweise hatte sie auch gehofft, durch mich gerettet zu werden.«
      »Wie Adam sie das erste Mal gerettet hat?«
      »Armer Adam! Wenigstens habe ich sie nicht in ihrem eigenen Blut schwimmend gefunden. Entschuldige, Liebes«, fügte er mit einer Grimasse hinzu. »Keine schöne Vorstellung.«
      »Sie hat darüber geschrieben - Lebensblut/Salz und Eisen/wiegen sanft wie der Mutter Kuß ...«, rezitierte Vic leise. Sie stand auf und ging zum alten Grammophonschrank, in dem Nathan im Wohnzimmer seine Getränke aufbewahrte. Sie schenkte sich ein großes Glas Sherry ein. »Was hat sie gesagt, als sie dich an jenem Tag angerufen hat, Nathan? Wie hat sie geklungen?«
      Er dachte lange nach. »Angespannt... erregt... beinahe aggressiv. War wohl natürlich angesichts ihrer Selbstmordabsichten.«
      »Aber was genau hat sie gesagt? Erinnerst du dich an die exakten Worte oder Sätze?« Vic kehrte zu ihrem Sessel zurück und kauerte sich mit angezogenen Beinen in die Polster.
      Nathan schloß die Augen. »Sie hat gesagt ...« begann er langsam, »>Nathan, ich muß dich unbedingt sprechen. Kannst du heute abend vorbeikommen?< Und dann: >Wir müssen miteinander reden.< Oder war es: >Da ist etwas, worüber ich mit dir reden muß?<« Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Ich erinnere mich nicht.«
      »Und dann? Was hat sie dann gesagt? Hat sie aufgelegt?«
      »Heiliger Strohsack!« Nathan rieb sich das Kinn. »Laß mich nachdenken. Sie sagte: >Kommst du so gegen sieben auf einen Drink?< Das war eher eine Frage, aber sie hat meine Antwort nicht abgewartet. Und: >Also bis später. Cheerio.< Danach hat sie aufgelegt.«
      »Und du findest, daß das nach Selbstmordabsicht klang?« Vics Stimme wurde schrill. Sie konnte es nicht fassen.
      »Ich muß zugeben, daß mir das jetzt auch eher unsinnig vorkommt«, antwortete Nathan resigniert. »Aber ich hatte einen eindeutigen Beweis, verdammt. Sie war tot.«
      »Was hast du über das Gedicht in der Schreibmaschine gedacht?« fragte Vic prompt.
      »Das von Rupert Brooke? Ich habe angenommen, daß sie die Trennung von Morgan nie überwunden hat und es ihre Art war, ihm Lebewohl zu sagen. Für Lydia war das zwar ungewöhnlich sentimental, aber als ich gehört habe, daß sie ihm alles hinterlassen hat, war es eine durchaus plausible Erklärung.«
      »Die Polizei hat gedacht, Lydia habe dieses Gedicht geschrieben.«
      »Wirklich?« Nathan zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Mich haben sie danach nie gefragt. Ich hätte sie sofort aufgeklärt. Aber welchen Unterschied macht das schon?«
      Noch nicht, dachte sie. Sie war noch nicht bereit, ihre Karten offen auf den Tisch zu legen. Und dann waren da die unbekannten Gedichte. »Nathan, hast du von den Gedichten gewußt? Ich meine von denen in dem Buch, das du mir geschenkt hast?«
      »Das Buch über Rupert Brooke? Natürlich sind da Gedichte drin«, erwiderte er und sah sie an, als zweifle er an ihrem Verstand. »Es enthält schließlich seine erste Gedichtsammlung - zusammen mit Marshs doch sehr sexuell motivierten Memoiren, wenn ich mich recht erinn...«
      »Nein, nein. Die Gedichte meine ich nicht«, protestierte Vic lachend. »Ich meine Lydias Gedichte.«
      Nathan starrte sie schweigend an. »Wovon redest du, Vic?«
      »Hast du mal in das Buch reingeschaut, bevor du es mir gegeben hast, Nathan?«
      »Nur auf die erste Seite mit dem großartigen Foto. Kein Wunder, das Marsh ...«
      »Dann ist alles klar«, erklärte Vic mit einem Seufzer der Erleichterung. »Kein Wunder, daß du sie nicht gesehen hast.« Sie erzählte ihm, wie sie die Durchschläge von Lydias vermutlich letztem Manuskript im Buch entdeckt hatte.
      Als sie geendet hatte, sagte Nathan

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