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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Himmel weiß, was schon verpfuscht worden ist.« Seine Wut war wie eine Erlösung, brannte sich eine saubere Bahn durch den Nebel in seinem Gehirn.
      »Hör mal, Duncan«, begann Byrne und baute sich vor ihm auf. »Mir ist klar, daß du durcheinander bist. Aber das hier ist nicht dein Fall. Und ich führe eine Routineuntersuchung in einem normalen Todesfall durch. Und zwar so, wie ich es für richtig ...«
      Kincaid stieß ihm seinen Zeigefinger gegen die Brust. »Und was ist, wenn du dich irrst, Alec? Kannst du’s dir leisten, einen Fehler zu machen?«
      Sie starrten sich an. Beide rot im Gesicht. Nach einem Moment entspannte sich Byrne und sagte: »Also gut. Du sollst deinen Willen haben. Wir haben schließlich nichts zu verlieren.«
      »Ich rede jetzt mit Kit«, erklärte Kincaid. »Und du hältst uns die anderen vom Leib.«
      Kit saß zusammengesunken auf einem Küchenstuhl, mit dem Rücken zu Kincaid, ihm gegenüber ein weiblicher Constable.
      »Wir haben die Großeltern benachrichtigt«, flüsterte Byrne in Kincaids Ohr, als sie auf der Schwelle standen. »Sie sind auf dem Weg hierher.«
      »Vics Eltern?«
      »Ja. Ihre Mutter war ziemlich ... aus dem Leim.« Byrne machte dem Constable ein Zeichen. Sie stand auf und trat zu ihnen. »Wir warten im Wohnzimmer«, sagte er zu Kincaid. Damit gingen sie hinaus und machten die Tür zu.
      Der Raum wirkte wie immer, völlig unberührt von dem, was in ihm geschehen war. Kincaid ging um den kleinen Tisch herum und setzte sich auf den Stuhl, den die Polizistin verlassen hatte. »Hallo, Kit.«
      Der Junge sah auf. »Du bist gekommen«, sagte er mit fast entrücktem Erstaunen. Sein Gesicht war vor Schock so ausdruckslos, daß Kincaid ihn auf der Straße vermutlich nicht erkannt hätte.
      »Ja.«
      »Ich konnte sie nicht wach kriegen«, sagte Kit, als setze er eine unterbrochene Unterhaltung fort. »Ich dachte, sie schläft, aber ich hab sie nicht wach gekriegt. Ich habe in angerufen.« Die Teetasse vor ihm war unberührt.
      »Ich weiß.« Kincaid streckte die Hand aus. Die Tasse war eiskalt. Er nahm sie, goß den Inhalt in den Ausguß und machte sich daran, frischen Tee für sie beide zu kochen. Kit beobachtete ihn teilnahmslos.
      Als der Kessel kochte, gab Kincaid eine großzügige Portion Zucker in Kits Tee und fügte soviel Milch hinzu, daß er noch warm, aber schon trinkbar war. Dann kehrte er mit beiden Tassen zum Tisch zurück und schob Kit eine davon zu. »Trink deinen Tee.«
      Kit hob die Tasse mit beiden Händen und trank sie aus, ohne abzusetzen, wie ein kleines Kind. Kincaid sah ihm zu. Nach einigen Minuten kam wieder etwas Farbe in Kits Wangen.
      »Du hast nach der Schule heute noch Sport gehabt?« fragte Kincaid und trank einen Schluck Tee.
      Kat nickte. »Laufen. Ich trainiere für die 500 Meter.«
      »Bist du zu Fuß nach Hause gegangen?«
      Er schüttelte den Kopf. »Zu weit. Ich fahre mit dem Fahrrad. Meistens.«
      »Und wann bist du heute nach Hause gekommen?« Die Frage rutschte ihm einfach so raus, denn er hatte das dringende Bedürfnis, die Details wie Stützen anzulegen, vielleicht ein Gerüst zu bauen, das sie beide tragen konnte.
      »Gegen fünf. Wie üblich.«
      »Erzähl mir, was dann passiert ist.«
      Kit scharrte ruhelos mit den Füßen. »Sie war nicht in ihrem Arbeitszimmer, also habe ich im Wohnzimmer nachgesehen. Wir hatten gestern Monopoly angefangen, und sie hatte versprochen, daß wir weiterspielen, wenn ich nach Hause komme.«
      Kincaid hatte das Spiel registriert, ohne es wirklich wahrzunehmen. Es hatte auf dem Wohnzimmertisch, ganz an der Seite, gestanden. »Und was war dann?« Vorsichtig, vorsichtig! Aber er mußte es wissen.
      Keine Antwort. Die Stille dauerte so lange, daß Kincaid schon glaubte, der dünne Draht zu dem Jungen sei abgerissen. Dann stieß Kit heftig hervor: »Die haben mir nicht geglaubt.«
      »Haben was nicht geglaubt?« fragte Kincaid stirnrunzelnd.
      »Ich hab jemanden gesehen. Ich bin in die Küche gekommen und habe aus dem Fenster geguckt. Bevor ich Mum ...« Sein Blick schweifte ab.
      Kincaid wußte, was er nicht aussprechen konnte. »Was hast du vorher gesehen? Als du aus dem Fenster geschaut hast?«
      »Eine Gestalt. Eine dunkle Gestalt. Bei der Gartentür unten am Grundstück. Dann habe ich gar nicht mehr daran gedacht.«
      Kincaids Puls ging schneller. »Eine männliche oder eine weibliche Gestalt?«
      »Keine

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