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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Ahnung!« Zum ersten Mal schien Kit den Tränen nahe. »Es ging so schnell ... wie ein Blitz. Aber ich hab’s gesehen. Ich weiß, daß ich’s gesehen hab. Warum hören die nicht auf mich?«
      »Ich glaube dir«, erklärte Kincaid mit wachsender Überzeugung.
      Kit sah ihm in die Augen. »Wirklich?«
      Die Tür ging auf, und Byrne schaute herein. Er machte Kincaid ein Zeichen, zu ihm in den Flur zu kommen.
      »Bin gleich wieder da«, sagte Kincaid zu Kit und ging hinaus.
      »Heute abend können wir hier nichts mehr ausrichten«, erklärte Byrne. »Würdest du auf die Großeltern warten?«
      Nein, nur das nicht, dachte Kincaid. Sich mit Vics Eltern auseinanderzusetzen, war eine Pflicht, die er freiwillig nie übernommen hätte. Allerdings konnte er Kit auch nicht allein lassen. »In Ordnung«, antwortete er. »Ich warte. Alec, du hast mir nicht gesagt, daß Kit jemanden im Garten gesehen hat.«
      Byrne zuckte die Schultern. »Er hat zusammenhangloses Zeug geredet, der arme Junge. Hat sich alles mögliche eingebildet.«
      »Er redet jetzt aber gar kein zusammenhangloses Zeug. Und er ist glaubhaft, Alec. Schick lieber die Spurensicherung her. Gleich morgen früh.« Als er Byrnes abwehrende Haltung sah, fügte er hinzu: »Für alle Fälle. Es zahlt sich immer aus, auf Nummer Sicher zu gehen, Alec. Und bete zu Gott, daß es heute Nacht nicht regnet.«
      Schließlich sagte Byrne widerwillig: »Also gut. Ich habe übrigens mit dem Pathologen telefoniert. Er kann die Obduktion erst morgen nachmittag durchführen. Willst du da-beisein?«
      Kincaid schüttelte den Kopf und antwortete barsch: »Nein.« Nicht das, noch nicht. Der Gedanke war unerträglich.
      »’tschuldige«, murmelte Byrne. »War taktlos von mir. Hör zu, Duncan. Die ganze Sache tut mir aufrichtig leid.« Er zuckte die mageren Schultern. »Ich rufe dich nach der Obduktion an.«
      Kincaid, dem die Worte im Hals steckenblieben, nickte nur.
      »Wir haben noch immer keine Ahnung, wie wir den Ehemann erreichen können. Kannst du vielleicht was aus dem Jungen rauskriegen? Oder ihren Eltern? Wir versuchen es morgen in seinem College.« Byrne zog eine Grimasse. »Verdammt unangenehme Geschichte.«
      Sie verabredeten einen Ort, wo Kincaid die Schlüssel zum Haus deponieren sollte, dann trat Byrne mit kaum verhohlener Erleichterung den Rückzug an. Kincaid sah ihm nach, wie er, gefolgt von den anderen Beamten, abfuhr, dann kehrte er ins Haus zurück.
      In der Küche saß Kit, als habe er sich während Kincaids Abwesenheit nicht bewegt. Wortlos durchsuchte Kincaid Schränke und Kühlschrank nach etwas Eßbarem. Er fand Brot und Käse und hatte kurz darauf ein Käse-Sandwich mit Butter und Pickles gemacht. Er faßte so wenig wie möglich an, begnügte sich mit einem Messer aus der Schublade und einem Stück Küchenpapier von der Rolle unter dem Hängeschrank. Für die Spurensicherung war schon fast alles verpfuscht, aber er sah keinen Grund, es noch schlimmer zu machen.
      Er legte das Sandwich vor Kit auf den Tisch und setzte sich ihm gegenüber. »Ich weiß, du glaubst, daß du nichts runterkriegst«, begann er. »Aber es ist wichtig, daß du ißt. Versuch’s mal.«
      Einen Augenblick sah es so aus, als wollte Kit protestieren, aber dann biß er lustlos in das Brot. Er kaute zuerst mechanisch, dann schien er zu merken, daß er Hunger hatte, und er verschlang den Rest. »Ich hasse Pickles«, erklärte er, als er den letzten Bissen vertilgt hatte.
      »Tut mir leid«, seufzte Kincaid. »Das nächste Mal weiß ich’s besser.«
      »Bleibst du?« fragte Kit mit einem Funken Hoffnung in den Augen.
      Kincaid schüttelte den Kopf. »Nur bis deine Großeltern dich holen.«
      »Ich gehe nicht weg«, erklärte Kit heftig. »Ich hasse sie. Ich will hierbleiben.«
      Kincaid schloß die Augen und wünschte sehnsüchtig, Gemma wäre da. Sie würde wissen, was zu tun war. Sie würde auf ihre sanfte, praktische Art sagen: »Komm, Schatz, wir packen deine Sachen.« Sie würde vielleicht den Arm um Kit legen, sein Haar zerzausen. Alles Dinge, die Kincaid nicht wagte.
      Er blinzelte und sagte: »Du kannst nicht hierbleiben, Kit. Soviel ich weiß, sind deine Großeltern dein gesetzlicher Vormund. Außerdem versuchen wir deinen Vater zu erreichen. Hast du eine Idee, wo wir ihn finden können?«
      Kit schüttelte ungeduldig den Kopf. »Nein, das habe ich ihnen schon gesagt. Er hat uns nie geschrieben. Mum hatte nicht mal

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