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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Boden ein Sweatshirt und ein Paar Jeans. »Was ist mit einem Pyjama?« fragte er. »Zahnbürste? Bademantel?«
      Kit zuckte mit den Schultern. »Hm, stimmt. Ist alles im Badezimmer.«
      Er braucht Sachen, die er bei der Beerdigung tragen kann, überlegte Kincaid. Aber er braucht auch ein paar Tage, bevor er überhaupt daran denken kann. »Ich mach dir einen Vorschlag«, erklärte er. »Du holst deine Toilettensachen, und ich packe den Rest für dich. Okay?«
      »In Ordnung«, stimmte Kit zu. Als er gegangen war, eilte Kincaid zum Schrank. Ein Schulblazer, eine Krawatte, eine dunkle Hose, ein weißes Hemd. Das mußte reichen. Er fand ein Paar schwarze Schnürschuhe, die ganz unten in der Tasche verschwanden. Dann kamen die anderen Sachen, sorgfältig zusammengelegt, und darüber das Sweatshirt und die Jeans. Als nächstes packte er Socken und Unterhosen aus der Kommode, dann ein Cambridge-Sweatshirt. Kincaid ließ den Blick durch den Raum schweifen, entdeckte einen abgeliebten Teddy auf dem Regal über Kits Bett und steckte ihn zuoberst in die Tasche.
      Kit kam mit seinen Nacht- und Toilettensachen. Als Kincaid sie ihm abnahm, entdeckte er in den Falten des Bademantels den auberginefarbenen Pullover, den Vic am Sonntag getragen hatte. Er roch nach ihrem Parfüm und ihrer Haut.
      Ihre Blicke trafen sich, als sie neben der Tasche knieten, und nach einem kurzen Augenblick faltete Kincaid Vics langen Pullover zusammen und packte ihn wortlos ein.
      Kits Zimmer lag an der Frontseite des Hauses, und als sie den Reißverschluß seiner Tasche zuzogen, hörten sie Autoreifen über den Kies knirschen und das Schlagen einer Autotür.
      »Gerade noch geschafft, was?« seufzte Kincaid aufmunternd.
      »Nein.« Kit setzte sich auf die Fersen und zitterte fast vor Verzweiflung.
      Der Junge wirkte wie ein verängstigtes Kaninchen auf der Flucht, und Kincaid wußte, er mußte verhindern, daß Kit völlig die Beherrschung verlor. »Komm, Junge«, sagte er, stand auf und nahm die Tasche. »Ich bin direkt hinter dir. Wir machen das zusammen.«
      »Nein, warte! Ich habe Nathans Bücher vergessen. Ohne Nathans Bücher kann ich nicht gehen.« Kit nahm einen Stapel Bücher vom Nachttisch und stopfte sie in die schon pralle Tasche. Dann begleitete Kincaid ihn, die Hand auf seiner Schulter, die Treppe hinab.
      Kincaid hatte Vics Eltern seit dem Weihnachtsfest vor der Trennung nicht mehr gesehen, und er bezweifelte, daß Zeit oder Umstände die tiefe gegenseitige Abneigung gelindert hatten. Er und Kit empfingen sie an der Tür. Wobei Kincaid zumindest den Vorteil hatte, vorbereitet zu sein.
      Eugenia Potts Gesicht, bereits rot und geschwollen vom Weinen, verlor bei seinem Anblick vor Schreck jegliche Kontur. In Bob Potts nichtssagenden Zügen zeichnete sich lediglich andeutungsweise so etwas wie Überraschung ab. Kincaid fragte sich, ob der Mann überhaupt Gefühle hatte.
      »Hallo, Bob. Mrs. Potts.« Er hatte sich nur schwer überwinden können, Eugenia, und schon gar nicht, >Mutter< zu ihr zu sagen.
      »Du!« keuchte sie. »Was tust du hier?«
      Kincaid nahm den vorwurfsvollen Ton gelassen. »Die Polizei hat mich angerufen«, erwiderte er höflich. »Kommt erst mal rein.«
      »Das ist die Höhe! Welches Recht hast du, uns ins Haus unserer Tochter zu bitten?« Damit drängte sie sich an ihm vorbei. Ihre Stimme war schrill geworden. »Du gehörst hier nicht her. Und ich wäre dir dankbar, wenn ...« Dann sah sie Kit, der sich bislang hinter Kincaid verschanzt hatte, hielt inne und schlug sofort einen anderen Ton an. »Christopher, oh mein armer Liebling!« jammerte sie, riß ihn an sich und drückte seinen Blondschopf an ihren Busen.
      Kincaid sah, wie Kit ganz steif wurde und versuchte, sich von ihr zu befreien. Ein Klaps auf den Arm erinnerte ihn, daß er, wie üblich, Bob Potts vergessen hatte.
      »Danke, Duncan, daß du gekommen bist«, sagte Potts höflich. »Aber es ist nicht nötig, daß du bleibst. Gibt es etwas ... Ich meine, sollten wir ...«
      Kincaid beschlich plötzlich das Gefühl, den Mann vielleicht doch falsch eingeschätzt zu haben. Leise sagte er: »Nein, ihr könnt nichts tun. Nicht bis morgen zumindest. Dann ruft man euch sicher an. Die Polizei ist fieberhaft darum bemüht, Kits Vater aufzutreiben. Hast du eine Ahnung ...?«
      »Dieser Mann!« zischte Eugenia, die, nachdem sie Kit fast erdrückt hatte, den letzten Gesprächsfetzen aufgeschnappt hatte. »Er ist an

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