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Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen

Titel: Deborah Crombie - 05 Das verlorene Gedicht 06 Boeses Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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mit Tränen füllten. »Es tut mir so leid«, sagte sie. »Sie haben keine Ahnung ... Wir sind alle völlig fertig. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
      Er setzte sich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch und lächelte betreten. Seine Kehle war wie zugeschnürt. »Sie brauchen nichts zu sagen.«
      »Ich habe gerade alle angerufen, die mir eingefallen sind - wegen der Trauerfeier, meine ich. Es ist einfach unfaßbar.«
      »Ich weiß.« Er räusperte sich und versuchte, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. »Ich habe erst heute morgen von der Trauerfeier erfahren. Durch die Polizei.« Bei seinem letzten Wort wurde das normalerweise rosige Gesicht von Laura noch blasser, und Kincaid hätte sich für seine unsensible Bemerkung ohrfeigen können.
      »Sie sind vor dem Mittagesssen hier gewesen. Sie behaupten, es war Mord.« Lauras dunkle Augen wirkten hinter den dicken Brillengläsern riesengroß. »Ich kann’s einfach nicht glauben. Warum hätte jemand Vic umbringen sollen? Das kann doch nur ein Irrtum sein.«
      »Nein, ein Irrtum ist ausgeschlossen«, widersprach er.
      »Aber ...« Laura schien die Sinnlosigkeit ihrer Argumentation zu begreifen und hielt inne. »Entschuldigen Sie, daß ich mich so anstelle.« Sie wischte sich eine Träne von der Wange. »Aber ich muß dauernd heulen. Vic und ich, wir waren nicht nur Arbeitskolleginnen, wir waren befreundet. Mein Sohn Colin geht auf dieselbe Schule wie Kit, sogar in dieselbe Klasse. Oh, mein Gott, der arme Junge!«
      Kincaid wollte nicht über Kit reden - allein der Gedanke an den Jungen drohte die eiserne Selbstbeherrschung ins Wanken zu bringen, mit der er sich so mühsam gewappnet hatte.
      »Er hat doch wirklich schon genug durchgemacht, oder?« fuhr Laura unbeirrt fort und rückte ärgerlich ihre Brille zurecht. »Und eigentlich sollte man annehmen, daß jeder vernünftige Mensch weiß, daß es wichtig ist, daß er nicht aus seiner gewohnten Umgebung gerissen wird - nur seine Großmutter ist da anderer Meinung. Ich habe sie angerufen und vorgeschlagen, daß Kit nach der Trauerfeier morgen zu uns zieht. Er könnte wieder zur Schule gehen, seinen Sport machen wie immer und seine Freunde treffen. Und er hätte wenigstens was, was ihn ausfüllt, bis die Sache mit seinem Vater geklärt ist.«
      »Kein Erfolg, was?«
      »Sie hat reagiert, als hätte ich vorgeschlagen, ihn in die Sklaverei zu verkaufen.« Laura schloß für einen Moment die Augen. Dann blinzelte sie. »Aber Sie kennen Eugenia Potts ja«, sagte sie und starrte Kincaid verwirrt an. »Tut mir leid, wenn ich unhöflich geworden bin.«
      »Schon in Ordnung. Sie sprechen mir aus dem Herzen«, fügte er lächelnd hinzu. »Eugenia kann ziemlich ... Ich sehe keine Möglichkeit, das irgendwie diplomatisch auszudrücken. Sie vielleicht?«
      Laura lächelte ebenfalls. »Ich habe nie begriffen, daß eine Frau wie Vic aus einer solchen Familie stammen sollte.«
      »Früher habe ich immer behauptet, sie müßten sie auf den Kirchenstufen gefunden haben«, erwiderte er. Daran hatte er lange nicht mehr gedacht.
      »Haben Sie Einfluß auf Eugenia Potts?« fragte Laura. »Der Vater scheint nicht unvernünftig zu sein. Sicher sieht er ein, daß es für Kit besser ist, wenn er wieder unter Kinder kommt.«
      Kincaid schüttelte den Kopf. »Ich mische mich lieber nicht ein. Würde mehr schaden als nützen. Eugenia kann mich, gelinde gesagt, nicht ausstehen.«
      »Eine bessere Empfehlung könnten Sie kaum haben«, erwiderte Laura, und diesmal lächelten ihre Augen mit.
      »Verbindlichen Dank«, sagte er und nutzte die Gunst der Stunde. »Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten.« Er zögerte. Wie weit konnte er sich ihr anvertrauen? Dann entschloß er sich zu einem Kompromiß. Er würde ihr sagen, was er von ihr wollte, jedoch den Grund verschweigen. »Wie hat Vic diesen letzten Dienstag verbracht? Das muß ich wissen. Und ich möchte deshalb mit sämtlichen Fakultätsmitgliedern reden, die sie gesehen und mit ihr gesprochen haben.«
      »Dasselbe wollte die Polizei auch.« Laura sah ihm gerade in die Augen.
      »Kann ich mir vorstellen.«
      »Sie sind ebenfalls Kriminalbeamter. Das weiß ich von Vic. Helfen Sie der örtlichen Polizei?«
      »Nicht unbedingt.« Er hielt ihrem Blick stand. »Mein Interesse ist persönlicher Art.«
      Laura nickte langsam. »Ich muß ein paar Schriftstücke kopieren.« Sie sah auf die Uhr. »Und zwar sofort. Aber ich bin in ein

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