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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sich wieder an den niedrigen Tisch unter der Kastanie, wo sie Tee getrunken hatten.
    Eine kühle Brise fuhr raschelnd durch das Laub. Und plötzlich war, nach der angenehmen Anonymität des Zusammenarbeitens, wieder spürbar, wie seltsam es war, dass sie hier allein waren.
    »Und«, Cate schob das Essen auf ihrem Teller herum, »waren Sie immer schon Wertermittler?«
    Es klang trocken und dumm.
    Jack sah sie an. »Nein. Sie sind Künstlerin, nicht wahr?«
    »Ja.« Sie hatte nicht erwartet, dass er das Gespräch so schnell an sie zurückgeben würde.
    »Was machen Sie?«
    »Ich male. Reproduktionen.«
    Eine Augenbraue schoss hoch. »Ehrlich? Sie meinen Porträt der Mutter des Künstlers und solche Sachen?«
    Sie riss ein Stück Brot ab. »Ich bin auf französische und russische romantische Gemälde des achtzehnten Jahrhunderts spezialisiert.«
    »Aufklärung?«
    »Ja.«
    Er kicherte.
    »Was?«
    »Dass Sie eine Fälscherin sind, hat Rachel mir nicht erzählt.« Er sah sie von der Seite an. »Haben Sie je versucht, ein Bild als echt auszugeben?«
    »Echt sind sie alle«, sagte sie und tunkte ein Stück Brot in die Bratensoße. »Sie sind nur nicht das Original. Und, ja, Werke werden dauernd als ›echt‹ ausgegeben. Die meisten Bilder, die ich male, sind für Versicherungszwecke. Nur sehr wenige Menschen können es sich leisten, ein Meisterwerk, selbst ein unbedeutenderes, durch Diebstahl oder Brand zu verlieren.«
    »Ich habe Sie gekränkt. Das tut mir leid. Schon meine Mutter hat immer gesagt, ich besäße die Umgangsformen eines Kohlkopfes.«
    »Sie wollte bestimmt nur nett sein.«
    Er lachte. »Mütter sollten nachsichtig sein. Und«, versuchte er es wieder, »warum gerade diese Periode?«
    »Ich bin gewissermaßen reingestolpert.«
    »In das Zeitalter der Vernunft?«
    »Jemand hat mir einen Auftrag gegeben. Ein trompe-l’œil in einer phantastischen Wohnung, die auf den Park hinausblickte. Da habe ich festgestellt, dass ich ein Talent dafür habe. Und der Spielraum für wirtschaftlichen Erfolg ist beträchtlich größer. Wenn Sie sich«, sie nahm einen Bissen,»eine Kopie der Sonnenblumen an die Wand hängen, weiß jeder, dass es eine Fälschung ist. Aber wenn Sie etwas auswählen, was schwerer zugänglich ist, etwas Unbekanntes …«
    »Sehr schlau. War das Constantines Idee?«
    Sein Scharfsinn traf sie wie eine Breitseite. Sie rutschte auf ihrem Stuhl herum. »Also, der Auftrag kam über einen seiner Kunden zustande.«
    »Er besaß immer schon … wie soll ich sagen … Unternehmungsgeist.« Er trank noch einen Schluck. »Und was ist mit Ihrer eigenen Arbeit?«
    »Das ist meine Arbeit.«
    »Natürlich. Ich dachte nur, Ihre eigenen Inhalte.«
    Wieder war sie unvorbereitet. »Ich werde sehr gut bezahlt. Und es ist nicht besonders erquicklich, in einer Mansarde zu verhungern.«
    Er schwieg, hatte jedoch eine amüsierte Miene aufgesetzt.
    »Von dem hier kann ich mich ernähren.«
    »Ja, klar. Wir müssen tun, was uns ernährt.«
    »Waren Sie immer schon Wertermittler?«, fragte sie noch einmal forsch.
    Er schaute auf und grinste. »Nein. Mein Vater hatte einen Antiquitätenladen in Islington. Nach der Universität habe ich ein Jahr bei Sotheby’s eine Ausbildung zum Auktionator angefangen, bevor ich auf die glorreiche Idee kam, Architekt zu werden. Dann wurde leider mein Vater krank. Parkinson. Und ich habe das Geschäft übernommen.« Er schwieg eine Weile. »Ich hätte es verkaufen und meiner Wege gehen sollen. Am besten im selben Jahr noch, auch wenn das brutal gewesen wäre. Stattdessen bin ich daran hängen geblieben.«
    »Inwiefern?«
    »Vermutlich habe ich so getan, als wäre ich mein Vater.«
    »Dann gefällt es Ihnen nicht?«
    Er zuckte die Achseln. »Ein Job ist ein Job, oder? Und«, er schenkte ihr ein Lächeln, »es hat mich wenigstens ernährt. Jedenfalls eine Weile. Aber zwei Jahre später war ich dann doch gezwungen zu verkaufen.«
    »Wie geht es Ihrem Vater jetzt?«
    »Schwer zu sagen, wenn ich ehrlich bin. Den einen Tag geht es ihm ziemlich schlecht, und am nächsten scheint er ganz der Alte zu sein. Meine Mutter überlegt, ihn in einem Pflegeheim unterzubringen. Sie leben jetzt in Leicestershire, und ich sehe sie nicht so oft, wie ich gern würde.«
    »Und Sie haben Ihre Ausbildung nie abgeschlossen?«
    Er spießte ein paar Salatblätter auf die Gabel. »Bis dahin war ich verheiratet. Mit einer jungen Frau, die in den Laden kam, um einen Spiegel zu kaufen.«
    »Verstehe. Haben Sie ihr einen

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