Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
erklärte er, wobei er sich durchaus bewusst war, dass er mit einem gerüttelt Maß an Hochmut im Tonfall überkompensierte. Sie war klug und provokant. Doch was ihn am meisten begeisterte, war ihre Schlagfertigkeit.
    Ihr Mund verzog sich zu einem leicht spöttischen Lächeln. »Und alle Ihre Absichten sind durchschaubar und ehrenwert?«
    »Ist das nicht möglich?«
    »Möglich vielleicht. Aber nicht natürlich.«
    »Und warum nicht?« Er rutschte auf seinem Stuhl herum und schlug die Beine übereinander. »Warum kann man sich seiner Handlungen nicht bewusst sein, bevor man sie ausführt? Den Kurs für sein Herz festlegen, statt ihm blind zu folgen?«
    »Meine Güte, Sie sind wirklich ein seltsamer Vogel!«
    Der Wind rüttelte an den dicken Ästen, und lange Schatten wanderten über den Rasen auf sie zu.
    »Das ist nicht fair. Aus Ihrem Mund klingt das so, als wäre ich prüde!«
    »Na, wollen mal sehen. Ein Mann, dessen Motive und Wünsche ihm zu allen Zeiten vollkommen bekannt sind und vollkommen seiner Kontrolle unterliegen, der nie in die trüberen Tiefen menschlicher Beziehungen stolpert, dessen Gefühle allein seinen vorher durchdachten Plänen folgen … Nein, Sie sind nicht prüde. Sie sind eine Statue. Etwas Olympisches. Eindeutig marmorn.«
    »Und was ist mit Ihnen?«, konterte er. »Eine Frau, die nicht weiß, was in ihrem Kopf vorgeht, die nicht einmal sagen kann, ob sie eine Beziehung hat oder nicht, sich jedoch sicher ist, dass keine Liebe im Spiel ist. Was macht das aus Ihnen?«
    Im schwächer werdenden Licht fiel ein Schatten über sie, tauchte sie in Dunkelheit. »Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, was das aus mir macht.«
    Die Luft schien plötzlich kühler.
    Er überlegte fieberhaft, wie er antworten konnte, ohne das Gesicht zu verlieren. »Cate …«
    Doch bevor er noch etwas sagen konnte, schob sie ihren Stuhl zurück und stand auf.
    »Ich bin müde«, sagte sie. »Es war ein langer Tag. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich …?«
    »Nein, gehen Sie nur«, erwiderte er ein wenig zu schnell, während er noch fieberhaft überlegte, womit er sie beleidigt hatte, davon überzeugt, dass er erneut ins Fettnäpfchen trat, wenn er es jetzt nicht gut sein ließ. »Ich kümmere mich hierum.«
    »Danke.«
    Sie überquerte den Rasen, entfernte sich von ihm, ging ins Haus, durch die offenen Terrassentüren, wo der Wind sich sammelte und mit unsichtbaren Fingern die hauchzarten weißen Vorhänge raffte und wieder losließ.
    *
    Das alte Haus veränderte sich mit der Dunkelheit. In Räume, die im Tageslicht hell und einladend waren, kroch eine ungewohnte Kühle, Schatten lauerten, und unebene Bodendielen ließen Cate den Flur entlangstolpern. Obwohl die Küste zu weit weg war, glaubte sie, das Meer zu hören, Brandung, die gegen Klippen schlug.
    Plötzlich war ihr Körper bleiern vor Müdigkeit, ihr Kopf wie taub. Die Treppe knarrte, als sie hinauf in ihr Zimmer ging. Ohne das Licht einzuschalten, sank sie auf die Bettkante. Im Westen verblasste das letzte rosafarbene Glühen des Sonnenuntergangs. Einen Augenblick später war es verloschen.
    Sie nahm ihr Handy, das auf dem Nachttisch lag. Zwei weitere verpasste Anrufe. Sie schaffte es nicht, nicht nachzuschauen. Sie konnte die Anrufe nicht erwidern, doch sie brachte es auch nicht über sich, seine Nummer zu löschen. Unfähig, einen einzigen Schritt nach vorn zu tun, gefangen in einem unsichtbaren Käfig aus Widersprüchen und Obsessionen. Sie schaltete das Handy aus und warf es quer durchs Zimmer. Es landete in einer Ecke. Weit genug weg, dass sie in der Nacht nicht die Hand danach ausstrecken konnte, nah genug, um es wieder an sich zu nehmen. Selbstekel machte sich in ihr breit, sickerte in sie wie Tinte in ein leeres Blatt Papier.
    Sie konnte Jacks blaue Augen sehen, zusammengekniffen, triumphierend, und hörte förmlich die Überlegenheit in seiner Stimme.
    Was machte das aus ihr?
    Sie wusste nur zu genau, was das aus ihr machte.
    Trotzdem erregte es sie. Und das war das Widerlichste an der ganzen Sache. Sie fürchtete sich vor den verpassten Anrufen, doch sie fürchtete auch den Tag, an dem er nicht mehr anrufen würde. Ihre Motive waren unklar, verschwommen. Nichts an ihr war mehr klar oder gut oder rein.
    »Wir sind füreinander bestimmt, du und ich.« Die Erinnerung an seine Stimme, leise, kaum mehr als ein Flüstern, seinen heißen Atem auf ihrer Wange, ging ihr wieder und wieder durch den Kopf. Ohne nachzudenken, rieb sie sich den Unterarm. Sie spürte

Weitere Kostenlose Bücher