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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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stehen und klammerte sich an das Treppengeländer.
    Es sei denn, er war in London.
    Wenn er hier war, war es nicht nötig, ihn per Post zu schicken. Und er würde niemals persönlich zum Haus kommen. Es war nicht seine Art, ein Risiko einzugehen, etwas zu tun, dessen Folgen er nicht im Voraus absehen konnte.
    Er war es zufrieden, den rechten Augenblick abzuwarten.
    Schließlich ging es nicht um Liebe.
    Es ging allein um Besitzansprüche.
    *
    Rachel leerte die Reste einer Schachtel Eiernudeln in die köchelnde Suppe. Als sie den Deckel des Abfalleimers öffnete, um die leere Schachtel hineinzuwerfen, fiel ihr etwas ins Auge. Es war glänzend und schwarz, gekrümmt wie eine Klaue, und ragte zwischen der feuchten Asche aus einem Bündel versengtem, durchweichtem Briefpapier. Behutsam zog sie es heraus, ihre Neugier war einfach zu groß.
    »Gütiger Himmel!«
    Es waren die Überreste einer schwarzen American-Express-Karte, die Sorte ohne Kreditlimit. Die Sorte, die nur Kunden angeboten bekommen, die persönlich empfohlen werden und deren Kontostand sich eher in den Millionen bewegt denn in den Tausendern. Sie war in ihrem Geschäft nur zwei Mal einer solchen Karte begegnet, und damit waren Gegenstände bezahlt worden, die man mit keiner gewöhnlichen Karte erwerben konnte. »Ms C. Albion« stand in goldenen Buchstaben am unteren Rand. Sie drehte sie um. Auf der Rückseite war gerade noch Katies verblasste Unterschrift zu erkennen.
    Rasch faltete Rachel das durchgeweichte Papier auseinander, in die sie eingewickelt gewesen war.
    Es war nicht der Liebesbrief, den sie erwartet hatte. Ja, es waren nur zwei Wörter, mitten auf das Blatt getippt.
    »Ohne Limit.« A. Munroe.

* * *
    5 St. James’s Square
    London
    14. Juli 1932
    Oh, mein Liebes!!
    Ich schreibe Dir in den frühen Morgenstunden mit zitternder Hand − Eleanor Ogilvy-Smith hat sich auf Esmes Kostümparty auf mich gestürzt! Sie hat mich auf der Toilette in die Enge getrieben, und im ersten Augenblick dachte ich, sie hätte nur das Gleichgewicht verloren, aber dann ging mir auf, dass ihr Mund kurz davor war, mit meinem zu kollidieren, dass sie versuchte, mich zu küssen! Wie entsetzlich! Als ich ihr sagte, ich könne das nicht, fing sie an zu weinen und mich anzuflehen, es bitte bitte nicht ihrer Mutter zu erzählen. Ich schwöre, sie war ziemlich angesäuselt, aber sie krallte sich an meine Hand (sie hat einen Klammergriff wie ein Matrose) und sagte, sie liebe mich schon seit Jahren. Das Ganze war äußerst schockierend. Bei Brenda oder Liz hätte es mich nicht das geringste bisschen überrascht, aber Eleanor? Ich vermute, das Romeo-Kostüm, das sie trug, hätte es mir verraten müssen. Sie ist wirklich ziemlich groß und recht beängstigend. Oh, was soll ich nur machen? Es war mir wahrlich lieber, als sie mich verachtete.
    Einen Rat bitte, so bald als möglich!
    Gekränkt und voller Angst, das Haus zu verlassen, aus Furcht, dass sich irgendwer auf mich stürzt.
    D

D as riesige Vestibül des Victoria and Albert Museum war eine Mischung – klassische Marmorarchitektur und elegantes, modernes Interieur. Über dem Informationsschalter hing ein wirbelnder Chihuli-Kronleuchter aus azurblauem und smaragdgrünem Glas, das sich in langen Schlangententakeln wand wie eine gesichtslose Wassermedusa.
    Cates Absätze hallten auf dem Marmor, als sie eintrat, stehen blieb und ihre Tasche öffnete, damit der Wachmann hineinschauen konnte.
    Er nahm den alten Schuhkarton, beäugte ihn misstrauisch und öffnete ihn.
    »Ich habe einen Termin in der Modeabteilung«, erklärte sie und schloss den Deckel wieder.
    Er wies sie zum Empfang. Dort wurde sie gebeten zu warten, während Theodores Assistentin angerufen wurde. Cate ging langsam am Rand der gewaltigen Halle entlang, beobachtete Gruppen von Menschen, die hereinkamen und hinausgingen, merkte, wie angespannt sie war. Sie hatte nichts zu fürchten. Doch sie spürte, dass in ihr eine Besitzgier wuchs auf die Schuhe, die Gegenstände, die ganze Entdeckung. Sie wollte alles darüber wissen, ohne das Geheimnis teilen zu müssen. Was war, wenn dieser Mann, dieser Theodore, ihr die Schuhe wegnahm? Was, wenn man dahinterkam, dass sie eine Diebin war?
    Sie ging langsam und konzentrierte sich auf das Marmormosaik am Fußboden, die Tasche fest an ihre Brust gedrückt. Sie würde ein paar Fragen stellen und wieder gehen. Das war’s.
    »Ms Albion?«
    Sie schaute auf.
    Vor ihr stand eine attraktive dunkelhaarige junge Frau in einer schwarzen

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