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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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mich, oder?«
    »Tut mir leid …«, stotterte Cate verzweifelt, »ich komme nicht darauf …«
    »Es spielt keine Rolle. Es ist Jahre her. Ihre Semester abschlussausstellung. Ihre Tante hat uns einander vorgestellt.«
    »Oh, ich muss mich entschuldigen. Ich habe ein katastrophales Gedächtnis für Menschen.«
    »Also«, er sah sie durch die dicke Brille an, »Sie haben an diesem Abend ein wenig mitgenommen gewirkt.«
    Cate spürte, wie sie errötete. »Ich hoffe, ich war nicht unhöflich.«
    »Keineswegs. Sie haben nur … nun, gefeiert. Es war eine außergewöhnliche Ausstellung. Das Werk mit den Babys und dem Bettlaken wird mir auf ewig in Erinnerung bleiben.«
    » Medea .«
    »Ja! Genau! Sehr dramatisches Sujet.«
    Cate hatte das Gemälde mit Absicht vergessen. Das blutdurchtränkte Bettlaken, das reglose Kind. Es war das Jahr gewesen, in dem ihr Vater gestorben war. Sie hatte mit ihrer Arbeit gekämpft, mit sich.
    Sie starrte zu Boden. »Es hat sich nicht verkauft.«
    Theo verschränkte die Finger und drückte sie nachdenklich an die Lippen. »Es war sehr kraftvoll.«
    »Es war hässlich.«
    »Aber bei Kunst geht es nicht um Schönheit. Es geht um Wahrheit. Und ich, zum Beispiel, glaube nicht, dass die beiden Dinge immer miteinander korrelieren.«
    Sie konzentrierte sich auf die Madonnen hinter ihm, die leuchtenden, knallbunten Farben ihrer Gewänder, die sanfte Neigung ihrer Köpfe.
    »Was machen Sie jetzt?«, fragte er und beugte sich vor. »Ich hoffe, Sie stellen bald mal wieder etwas aus.«
    »Ich mache … traditionellere Sachen. Reproduktionen.«
    »Ehrlich?« Er klang überrascht.
    »Auftragsarbeiten.«
    »Oh. Ja, nun …«, räumte er ein. »Was mir an Ihrer Arbeit gefallen hat, war die schiere Größe und Verwegenheit. Wie ein zeitgenössischer weiblicher Caravaggio. Also«, er lehnte sich zurück, »was kann ich für Sie tun?«
    Sie öffnete die Tasche, nahm den Schuhkarton heraus und schob ihn über den Tisch. »Ich wüsste gern, ob Sie mir etwas über die hier erzählen können.«
    Er öffnete den Karton und betrachtete die Schuhe. »Ja, von Pinet in der Bond Street, so um 1929/30, würde ich sagen. Ein sehr teueres Schuhgeschäft, schon damals.« Er drehte sie um. »Kaum getragen. Offensichtlich Abendgarderobe. Aber die Abende müssen ein jähes Ende gefunden haben. Sie sind kaputt.«
    »Ehrlich?« Cate beugte sich vor.
    »Hier.« Theodore zeigte ihr, wo ein Riemchen durchtrennt war. »So sind sie nicht mehr lange am Fuß geblieben. Wo haben Sie sie gefunden?«
    »Ich war kürzlich in Devon. Sie kommen aus einem alten Haus. Eigentlich …« Sie zögerte. »Ich glaube, sie haben Lady Irene Avondale gehört.«
    Er setzte sich auf, seine Augen funkelten. »Sie meinen Irene Blythe? Eine der Blythe-Schwestern?«
    »Ja.«
    »Aha! Ich hege eine besondere Zuneigung zu den schönen Blythe-Schwestern! Wer nicht? Aber traurigerweise lautet die Antwort nein«, sagte er resolut und setzte den Deckel wieder auf die Schachtel.
    »Was meinen Sie mit › nein ‹ ?«
    »Nein, sie können unmöglich Irene gehört haben.«
    »Aber … wie können Sie sich da so sicher sein?«
    »Ich bin ein leidenschaftlicher Sammler.« Er wies auf die Wand hinter ihm. »Im Augenblick bewundern Sie womöglich meine Sammlung geschmackloser Madonnen. Oder auch nicht. Wie auch immer, eine meiner frühesten Leidenschaften war die Sammlung von Leisten.«
    »Verzeihung?«
    »Schuhleisten. Das sind die exakten Nachbildungen von Füßen, aus Holz geschnitzt, die von Maßschustern verwahrt werden. Ein Kunde lässt sie ein Mal anfertigen, und sie werden so lange aufgehoben, bis dieser Mensch stirbt. Nach diesen Leisten wird jedes Paar Schuhe maßgefertigt, damit es exakt passt. Als Ergebnis meiner persönlichen Leidenschaft haben wir vor fünf oder sechs Jahren eine Ausstellung mit dem Titel › Damit der Schuh nicht drückt ‹ über die Geschichte der Maßschuhanfertigung zusammengestellt. Und wie es der Zufall wollte, hat das Museum für einen beträchtlichen Betrag mehrere Leisten erstanden, die Irene Blythe gehörten. Ein Paar von Foster & Son in der Jermyn Street und ein zweites von Ferragamo selbst. Lady Avondale wurde von dem lähmenden Leiden geplagt, mit dem sie sich in der Oberschicht absolut zu Hause fühlen konnte − lange, sehr schmale Senkfüße. Sie hätte niemals ein Paar Schuhe in einem Geschäft kaufen können, egal wie teuer. Sie hätte keine zwei Sekunden darin gehen können. Abgesehen davon«, er schob den Karton wieder

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