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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Strumpfhose, flachen Ballettschuhen und einem Kleid, das ganz aus braunem Packpapier und Paketklebeband gefertigt zu sein schien. Vorn war in roter Tinte das Wort » KLEID « daraufgeschrieben.
    Sie lächelte. »Ich bin Sam, Mr Whytes Assistentin. Sein Büro ist unten. Möchten Sie mir folgen?«
    Cate blinzelte. »Ja. Natürlich.«
    Sam drehte sich um, und Cate folgte ihr durch das Gewirr aus Korridoren in die Modeabteilung des Museums. In den matt beleuchteten Räumen, wo Schaufensterpuppen in langen Glasvitrinen erlesene Beispiele von Haute Couture quer durch die Jahrhunderte präsentierten, herrschte eine ehrfurchtsvolle Stille. Sams unglaubliches Outfit gab ein scharfes, raschelndes Geräusch von sich. Einige Besucher drehten sich um und starrten sie an, als sie vorbeigingen, doch Sam schien das nicht zu stören. Schließlich kamen sie an eine dicke Mahagonitür mit einem Sicherheitsschloss. Sam zog ihre Schlüsselkarte durch den Schlitz, und sie stiegen in die Eingeweide des Gebäudes hinab, vorbei an Werkstätten und Büros im Keller des Museums.
    An der Decke flimmerten und summten Neonlampen, und es roch nach verschiedenen Farb- und Klebstoffen, vermischt mit dem tröstlichen Aroma starken italienisch aufgebrühten Kaffees. In der Gobelin-Reparaturwerkstatt lief ein Radio, als sie an dem Raum für Hüte und Accessoires vorbeikamen, hörten sie heiseres Lachen, und in der Abteilung für kleine Lederwaren war eine hitzige Debatte über die Vorteile von Klebstoff gegenüber Nieten zugange. Je weiter sie vordrangen, desto ruhiger wurde es. Sie kamen an endlosen Gewölben vorbei, in denen wild zusammengewürfelte Kleidungsstücke in langen Reihen an automatisierten Schienen von der Decke hingen. Überall stapelten sich Kartons, und die Flure waren vollgestopft mit Plakaten und alten Broschüren, Kleiderständern, beladen mit viktorianischen Herrenmänteln, Minikleidern von Mary Quant und Abendkleidern von Armani. Überall lagen und standen Teile von Schaufensterpuppen, Arme ragten aus schwarzen Müllbeuteln, Köpfe thronten auf Aktenschränken. Der ganze Keller war zum Bersten voll mit Schätzen, seltenen Stücken vergangenen Lebens, gerettet, erforscht und hingebungsvoll restauriert.
    Um eine Ecke gelangten sie in ein kleines Büro, das sich vor dem allgemeinen Chaos der Abteilung versteckte. Dort saß an einem Tisch, auf dem sich Stoffmuster, Papierstapel, Zeitschriften, Nachschlagewerke, alte Kaffeetassen und ein hypermoderner Mac-G3-Computer drängten, ein schmächtiger älterer Mann in den Sechzigern mit pinkfarbenem Haarschopf. Er trug eine Original Bondage-Hose von Vivienne Westwood aus rotem Karostoff und ein Hemd mit aufgerollten Ärmeln. Eine dicke schwarze Brille rahmte seine strahlend blauen Augen. An der Wand hinter ihm prangte eine umfassende Sammlung Jungfrau-Maria-Memorabilien.
    Er stand auf. »Ich bin Theo«, stellte er sich vor. »Bitte, nehmen Sie Platz. Möchten Sie etwas trinken? Kaffee? Wasser?«
    »Nein, vielen Dank.« Cate hockte sich auf die Stuhl kante.
    Er lachte. »Sie müssen nicht nervös sein! Wir bereiten eine neue Ausstellung vor, in der wir Dada und Punk erkunden, › Die radikale Stimme in der Mode ‹ . Sam und ich lassen uns gelegentlich ein bisschen hinreißen, nicht wahr?« Er zwinkerte Sam zu.
    »Also, mir gefällt das Kleid«, versicherte Cate ihnen.
    Sam strahlte. »Es ist von einem Originalschnitt von Pierre Cardin aus den 1960ern, den ich im Internet gefunden habe. Ich interessiere mich für Wegwerfkleider für eine Wegwerfgesellschaft. Und recycelbar. Wegwerfbar und recycelbar«, korrigierte sie sich. »Im Augenblick arbeite ich an einem Regenmantel im Burberry-Stil, ganz aus schwarzen Mülltüten.«
    »Wie geht das?«, fragte Theo.
    »Ich muss zugeben, dass das Zeug nicht besonders schön fällt.«
    »Du brauchst Profimüllsäcke. Solche, wie sie auf dem Bau Verwendung finden.«
    »Hmm.« Sie nickte. »Ich glaube, du hast recht.«
    Er wandte sich an Cate. »Wir knien uns hier in unsere Forschung ziemlich rein. Letztes Jahr war das Thema › Das modische Lebewohl: Die Tradition des Trauerns im Laufe der Jahrhunderte ‹ . Da haben wir alle ausnahmslos das ganze Jahr von Kopf bis Fuß Schwarz getragen. Aber damit genug. Haben Sie gesagt, Sie wollten Kaffee?«
    »Nein. Nein, vielen Dank.«
    Er nickte Sam zu.
    »Entschuldigen Sie mich bitte«, sagte die und zog sich zurück.
    Er setzte sich wieder hinter den Tisch und neigte den Kopf zur Seite. »Sie erinnern sich nicht an

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