Debütantinnen - Roman
wunderschönen Sommertag auf dem Rasen entspannten, je die Menschen betrogen, die er am meisten liebte? Oder sich selbst?
Sie ging zurück zum Büro, und ihre Absätze klapperten über das Pflaster.
Rachel war eigentlich nicht besonders scharf auf rote Schuhe. Doch sie zu tragen war ein Eingeständnis dessen, was niemand wusste oder wissen konnte. Es war ein äußerliches Zeichen einer inneren Schwäche.
Als sie nach Jockey’s Fields zurückkam, war das Büro abgeschlossen. Jack machte Pause. Sie drehte den Schlüssel im Schloss, ging direkt zum Schreibtisch und holte die Telefonnummer aus ihrer Tasche. Sie wählte und atmete erleichtert auf, als sich der Anrufbeantworter meldete. »Hallo, hier ist Anna. Bitte hinterlassen Sie mir eine Nachricht, ich rufe zurück.«
Es piepste.
»Ich bin’s, Rachel. Katie ist hier. Sie ist zurückgekommen. Hat was mit ihrem Freund zu tun, obwohl ich nichts Richtiges aus ihr herauskriege. Ich … Ich dachte, du solltest es wissen.«
Sie legte den Hörer ab. Dann zog sie ihren Stuhl heraus, sank darauf und starrte auf den Papierberg.
Da waren all die Dinge, die sie nicht gesagt hatte, wie, »Katie steckt in Schwierigkeiten. Ich mache mir Sorgen um sie. Und ich weiß nicht, was ich tun soll«.
Doch ihre Beziehung zu Anna war immer schon durch das definiert worden, was ungesagt blieb.
* * *
5 St. James’s Square
London
8. August 1933
Meine liebste Bird,
wie mutig Du bist, dass Du durch das Land fegst und Reden hältst und in seinem lärmenden alten Auto um Stimmen für Malcolm wirbst! Ich bin überzeugt, Du bist seine größte Stütze, aber bist Du Dir auch ganz sicher, dass das für jemanden in Deinem Zustand eine gute Idee ist? Ich empfinde gewiss anders, wenn Du mich in ein paar Jahren zum Tee in Nummer 10 einlädtst, aber bis dahin mache ich mir doch Sorgen. Ich hatte insgeheim gehofft, Du wärst der einzige Mensch in der Welt, der nicht verrückt geworden ist, und Endsleigh könnte ein Zufluchtsort sein vor dem Pesthauch radikaler politischer Denker, die über uns arme Philister hereingebrochen sind. Aber jetzt sehe ich, dass ich an Deinem Tisch ganz allein den Vorsitz über anständige Konversation übernehmen muss. Aus demselben Grund ertrage ich es nicht, dieses Wochenende runter zu Nancy zu fahren, es sei denn, Nick fährt auch. London ist so heiß und stickig um diese Jahreszeit, und nichts würde ich lieber tun, als in ihrem tollen Pool zu schwimmen.
Lord R. ist aus Paris zurückgekommen, und sein Büro hat mir heute ein wunderschönes Kleid geschickt. Ich wusste kaum, was ich sagen sollte! Ich habe angerufen und erklärt, das müsse ein Versehen sein, doch er kam an den Apparat und versicherte mir, seine Frau wolle, dass ich es bekomme, und sie würden mich sehr gern am nächsten Wochenende darin in Wooton sehen. Das Beängstigende ist, dass es passt wie angegossen. Ich werde einfach nicht klug aus ihm.
Nick fährt bald nach Portofino, und ich muss mich sehr zusammenreißen, um mich nicht vor einen Zug zu werfen. Wie schnell so ein Zug wohl sein muss, damit es einem tatsächlich gelingt? Glaubst Du, es ist möglich, an körperlichem Verlangen zu sterben? Muv wird natürlich mindestens die nächsten neun Monate keinen Fuß außerhalb von England setzen, also ist es an mir, jemandem eine Einladung abzuschmeicheln. Oh! Und Pinky hat Gloria Manning einen Antrag gemacht, und stell Dir vor, sie hat ja gesagt! Der Arme. Er wirkt vollkommen verängstigt wie ein Mann, der auf dem Weg zum Zahnarzt ist.
Ich frage mich, ob sie weiß, wie nass seine Küsse sind?
Ränke schmiedend und schmachtend,
B
C ate saß in einem italienischen Café, trank starken Cappuccino und blätterte in einem Buch mit Fotos von Cecil Beaton, das die Bibliothekarin ihr empfohlen hatte − Seite für Seite High-Society-Leben zwischen den Weltkriegen. Es war unbestreitbar eine goldene Ära gewesen. Sie blickten sie an, diese Lieblinge einer anderen Zeit, mit dem Selbstbewusstsein der Jugend und der unbeugsamen Arroganz der Privilegierten. Beschützt von ihrem Wohlstand und ihrer Schönheit, erschienen sie unangreifbar, weit weg, losgelöst von allem, was zu real oder zu unerfreulich war.
Plötzlich hielt sie inne.
Sie war auf ein Foto mehrerer junger Männer in Badehosen gestoßen, die an einem strahlenden Sommertag lachend an einem Swimmingpool posierten.
Unter ihnen ein vertrautes Gesicht.
Sie las die Bildunterschrift: »David Astor, Nicholas Warburton und Bill Farthing beim
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