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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Land?
    Sie stand auf, tastete im Dunkeln nach dem Lichtschalter, stolperte ins Bad, wo sie sich auf Rachels avocadogrüne Toilette setzte und auf die Fugen zwischen den Badezimmerfliesen starrte.
    Was hatte sie dazu verleitet, ihm davon zu erzählen? Hatte sie sich eingebildet, er würde sie verstehen? Oder sie trösten, ihr aus ihrer Selbstverachtung heraushelfen?
    Jetzt kannte er ihren wahren Charakter. Und er war zurückgezuckt.
    Sie stand auf und spritzte sich Wasser ins Gesicht.
    Wie sollte er auch nicht?
    Ihr Spiegelbild blinzelte sie an, blass, verquollen.
    Zuckte sie nicht selbst vor sich zurück?
    Sie ging in ihr Zimmer und schaltete die Nachttischlampe ein. Dann schüttelte sie das Kissen auf, lehnte sich zurück und schloss die Augen.
    In Gedanken kehrte sie zurück in das Restaurant, wo sie seine Hand gehalten hatte. Sie hatte noch nie die Hand eines Mannes gehalten. Genauer gesagt, hatte sie die Hand eines Mannes noch nie einfach nur so gehalten. Es gab in ihrer Lebensgeschichte keinen Kontext, um diese Erfahrung einzuordnen; sie verstand nicht, was es bedeutete und was es nicht bedeutete. Alles, was sie wusste, war, dass es ungewohnt war. Tröstlich, zärtlich, beängstigend.
    Sie holte eine Zigarette aus ihrer Handtasche und zündete sie an.
    Am liebsten hätte sie sich versteckt. Wie sollte sie ihm je wieder in die Augen sehen? Gleichzeitig wollte sie wieder an diesem Tisch sitzen, seine Finger fest um die ihren geschlossen.
    Sie stand auf und öffnete das Fenster weit. Es war eine ruhige, windstille Nacht.
    Wahrscheinlich liebte er seine Frau noch. Es war klar, dass er sie angebetet hatte. Vermutlich war sie eine wunderbare Frau gewesen. Schön, gebildet, nett. Eine Frau, für die man auf der Suche nach dem perfekten Spiegel ganz London durchkämmte.
    Sie hatte Kopfschmerzen.
    Sie zog noch einmal an der Zigarette. Ausgeschlossen, dass sie jetzt schlafen konnte.
    Der Bildband mit den Fotos von Cecil Beaton, den sie in der Bibliothek ausgeliehen hatte, lag auf ihrem Nachttisch. Sie nahm ihn, schlug ihn auf und blätterte langsam die Seiten um, beruhigte sich bei der Betrachtung der Hochglanzfotos.
    Katie. Er hatte sie Katie genannt. Das hatte schön geklungen.
    Sie blätterte weiter.
    Sie blickte auf die inzwischen vertrauten Fotos, die sie schon in der National Portrait Gallery gesehen hatte. Und auf ein neues Bild von Baby Blythe: eine Nahaufnahme von ihr, wie sie auf dem Rasen lag, die goldenen Locken wie ein Heiligenschein um den Kopf gebreitet. Ein kleiner Spaniel hatte sich in ihrer Armbeuge eingerollt. Er trug ein funkelndes, mit Diamanten besetztes Halsband. Diana lachte, es war ein Porträt zügelloser Freude, wegen seiner Spontaneität und Ungekünsteltheit eine Seltenheit in Beatons Œuvre. »Diana › Baby ‹ Blythe und ihr Hund, 1931.«
    Sie suchte etwas, um die Kippe loszuwerden, und fand ein Glas mit einem Rest abgestandenem Wasser. Die Asche zischte, als sie in der Pfütze landete.
    Da erregte etwas ihre Aufmerksamkeit.
    »Lord und Lady Rothermere in Wooton Lodge, Leicestershire, 1931.«
    Sie beugte sich vor.
    Steif und formell starrte die mächtige Gestalt von Lord Rothermere sie an, ein intensiver, furchterregender Blick. Neben ihm saß eine hagere, dunkelhaarige Frau Mitte vierzig; eine Frau mit durchschnittlichen Zügen und vage mütterlicher Ausstrahlung, den Mund zu einem angespannten kleinen Lächeln verzogen. Sie sah aus, als wäre sie bei dem Gedanken, fotografiert zu werden, am liebsten davongelaufen, wenn sie nur die geringste Chance gehabt hätte. Doch sie war erwischt worden, als sie nicht auf der Hut war. Sie saßen an einem Teetisch an der Rückseite eines gotisch anmutenden Hauses. Ihr Gesicht war zum Teil unter dem Schatten eines großen Sonnenhuts verborgen, er hatte die Hände steif im Schoß gefaltet. Cate staunte über seine schiere physische Präsenz und darüber, wie alt er war. Plötzlich teilte sie Sams Verwunderung, dass er Baby Blythe je angefasst haben sollte. Die Vorstellung hatte etwas Unbegreifliches, gar Abstoßendes.
    Hinter den Rothermeres führte eine breite Terrasse zu Terrassentüren, die sich in die dunklen, schattigen Tiefen des Hauses öffneten. In der Nähe einer Tür war ein schwarzer, verhuschter Schatten, Lichtblitze spiegelte sich auf den Fensterscheiben.
    Cate beugte sich ganz weit vor und kniff die Augen zusammen, um es besser zu erkennen. Dann fiel ihr ein, dass auf dem Waschbecken im Bad eine von Rachels Lesebrillen lag.
    Sie tappte

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