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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Selbstsicherheit. Sie bestürmte all seine Sinne, die doch eigentlich gedämpft waren und nach leisen Tönen und mattem Licht verlangten, nach langsamen, vorhersehbaren Bewegungen.
    Doch sie erwies sich als recht nützlich. Sie brachte ihre eigenen Mülltüten mit und schickte ihn auf einen Spaziergang. Als er zurückkam, war sie fertig, sie hatte sogar seine Sachen in die freien Bereiche des Schranks geräumt, damit er nicht so öde und leer aussah. Sie luden die Tüten in den Kofferraum ihres Ford Fiesta.
    »Wollen wir rasch etwas trinken?«, schlug sie vor.
    Er hielt inne. Sie hatte sich sehr viel Mühe gemacht und etwas unglaublich Persönliches getan – etwas, was er allein nicht zuwege gebracht hätte. Er war es ihr schuldig.
    Sie gingen in einen Pub in der Nähe und setzten sich in eine Ecke. Es war Spätnachmittag. Sie tranken warmen Whiskey, und sie übernahm das Reden und zog ihren Pullover aus, unter dem eine Oxford-Bluse über überraschend großen, ziemlich verwirrenden Brüsten zum Vorschein kam. Sie erzählte ihm von ihrer Firma, plauderte entspannt über die Probleme mit dem Personal, über Urlaubspläne und Familiensorgen. Sie beugte sich vor, suchte häufig Blickkontakt, lachte ein bisschen zu bereitwillig über seine Bemerkungen, waren sie auch noch so banal. Und zu seiner Schande reagierte er, spürte, wie unter der bleiernen Oberfläche seiner Trauer der körperliche Schmerz der Anziehung unbeholfen und blind zum Leben erwachte.
    Sie blieben zu lange. Er lud sie nicht zum Essen ein, gab nicht einmal vor, amüsant oder charmant zu sein.
    Auf dem Rückweg zu ihrem Auto wagte er einen Vorstoß, der augenblicklich auf Resonanz stieß. Sie beugte sich vor, lenkte seinen Mund zu ihrem, organisierte den Kontakt, den er in seinem betrunkenen Zustand nur mehr oder weniger zustande brachte. Sie taumelten in die Wohnung, er fummelte an ihr herum, nicht vertraut mit ihrem Körper, ihrer Gestalt und ihrem Geruch. Ein- oder zweimal stießen sie mit den Köpfen zusammen. Sie bewegte sich nach rechts, wenn er nach links wollte, nach oben, wenn er nach unten wollte. Es war eine verhedderte, verzweifelte Angelegenheit, die vorbei war, noch bevor sie richtig begonnen hatte, ohne Freude oder gar Erleichterung.
    Er musste ihr zugutehalten, dass sie hinterher ziemlich schnell verschwand, ihre Sachen zusammensuchte und wie aufs Stichwort die Biege machte. Doch ihm ging durch den Kopf, wie jämmerlich still, wie zurückhaltend sie gewesen war, um bloß nicht zu viel von seiner Geduld oder seiner Zeit zu beanspruchen.
    Danach hatten sie sich gelegentlich getroffen, einfach deswegen, weil er sich wegen der ganzen Sache so unbehaglich fühlte. Er war verzweifelt darum bemüht, seine Aversion gegen sie dadurch zu verschleiern, dass er mit ihr schlief; eine Strategie, die beiden nicht gut tat.
    Zwei Monate später hatte sie Schluss gemacht.
    Trotz ihrer mitfühlenden, verständnisvollen Ansprache, sie hoffe, er werde sich gut um sich kümmern, aber sie brauche jemanden, der emotional frei sei, war sie leicht gekränkt davongefahren.
    So war Jack zu mehr Platz im Kleiderschrank gekom men. Und zu einer weiteren finsteren Periode seines Lebens, auf die er nicht gefasst gewesen war. Gerade als er dachte, er hätte es überstanden, ging es wieder abwärts und zog ihn nach unten.
    Es war weniger der Verlust seiner Frau als vielmehr der Verlust all dessen, was um sie herum gewesen war − ein grundlegender Glaube daran, dass das Leben gut war und dass sich am Ende so etwas wie Gerechtigkeit durchsetzen werde.
    Jetzt saß er auf der Dachterrasse seiner Wohnung in Canonbury und dachte an eine andere Frau − eine junge Frau mit kleinen, kalten Händen und einer winzigen weißen Narbe an der Stirn. Eine junge Frau, die er einfach nicht durchschaute, der er nicht traute. Und doch wollte die Erinnerung an ihre Berührung, ihre Stille nicht verfliegen.
    Er hatte sehr lange gebraucht, so weit zu kommen. Wie konnte er das Risiko eingehen, sich wieder zu verlieren? Er wankte, war in Gefahr, in einen neuen Abgrund der Gefühle zu stürzen, taumelnd die Kontrolle zu verlieren.
    Ein kluger Mann würde aufhören, solange er noch konnte. Ein gescheiter Mensch lernte aus seinen Fehlern.
    Er trank noch einen Schluck.
    War er klug?
    Nachdem Suzanne Julias Kleider weggeworfen hatte, hatte Jack alles aus der Wohnung geräumt, was zu ihrem gemeinsamen Leben gehört hatte. Nicht auf dieselbe Art und Weise, nicht mit derselben energischen

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