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Debütantinnen - Roman

Titel: Debütantinnen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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wollen?
    Sie müsste eigentlich erleichtert sein. Schließlich war es das, was sie wollte.
    Unschlüssig blieb sie an der Ecke Church Street und Lisson Grove stehen.
    Oder?
    Sie war unsicher, welchen Weg sie einschlagen, was sie als Nächstes tun sollte. London kam ihr fremd vor, überwältigend, erdrückend. Sie ging weiter und setzte sich in der Nähe in ein Bushäuschen, dankbar für den Schatten. Dann holte sie ihren Taschenkalender heraus und blätterte darin, um sich ihre Notizen aus der Bibliothek noch einmal durchzulesen.
    Doch als sie durch die Monate blätterte, wanderte ihr Blick wie magisch angezogen zu bestimmten denkwürdigen Daten, die mit Sternchen versehen oder mit Rotstift eingekreist waren. Sie katapultierten sie zurück in intime Sitznischen von Restaurants, in abgelegene Hotelzimmer, zu heimlichen Treffen, die ihre Tage und dann ihre Wochen geprägt hatten. Unbewusst fuhr sie mit den Fingerspitzen über die weichen Perlen an ihrem Hals.
    Warum trug sie sie heute? Aus Gewohnheit? Damit sie ihr Glück brachten? Oder vielleicht, um sich daran zu erinnern, dass sie einst von jemandem geliebt worden war?
    Es hatte geschneit, als er ihr die Kette geschenkt hatte; überreicht in einem dunkelblauen Lederetui, hatten die Perlen zwischen den Falten des schwarzen Satins geleuchtet wie die großen fedrigen Flocken, die draußen vom Nachthimmel rieselten.
    »Denk an mich«, hatte er gesagt und ihr die Kette um den Hals gelegt und die goldene Schließe geschlossen, während er ihren Nacken küsste, dann die weiche Kurve hinter ihrem Ohr und dann, ganz langsam, den Rest von ihr …
    Und hier saß sie nun, viele tausend Meilen weit weg in der Sommerhitze, und dachte an ihn.
    *
    Er sah nicht einfach nur gut aus. Er war umwerfend. Groß, schwarzes Haar, noch schwärzere Augen. Doch zuweilen blitzte eine gewisse Schärfe auf, eine launische Finsterkeit. Seine Züge waren nicht regelmäßig, waren nicht von ebenmäßiger Schönheit. Aber wenn er lächelte, dann wurde sein Gesicht lebendig, dann erstrahlte der ganze Raum. Er besaß Charisma.
    Und als sie ihm das erste Mal begegnet war, hatte er natürlich Abendgarderobe getragen. Im Smoking sehen Männer einfach anders aus. In einem Ballsaal. Und Frauen fühlen sich anders in einem Abendkleid.
    Sie war mit Derek dort gewesen. Er ging oft zu Partys und wichtigen Veranstaltungen, um Leute zu treffen. Er musste arbeiten, Kunden werben. Er wollte gesehen werden. Und es war ungeheuer wichtig, mit wem er gesehen wurde. In der ganzen Zeit, da sie ihn kannte, hatte er nicht ein Mal versucht, sie zu berühren. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie das war, was man eine Alibi-Freundin nannte, eher ein teures Accessoire denn eine Gefährtin. Abgesehen davon besaß sie weder Geld noch Verbindungen. Wäre sie reich gewesen, hätte er es sicher übers Herz gebracht, fast alles zu tun. So rätselhaft war er. Sein wahres Wesen war so kompliziert, dass sie sich nie sicher sein konnte, nicht einmal der grundlegendsten Wahrheiten über seinen Charakter.
    Doch dieser Abend war eine große Sache gewesen, ein exklusiver Wohltätigkeitsball. Er hatte sie schon Monate vorher gefragt, ob sie ihn begleiten würde, aber sie hatte so viel um die Ohren gehabt, dass sie es fast vergessen hatte. Er hatte sie zu einem exklusiven Friseur und zur Maniküre geschickt und sogar eigenhändig ein Kleid für sie ausgesucht. Ein Kleid von Calvin Klein aus smaragdgrüner Seide, das phantastischste Kleid, das sie je gesehen und vor allem getragen hatte. Es war schlicht, raffiniert, luxuriös um ihren Körper drapiert. Seltsam, wie genau er ihre Kleidergröße gekannt und gewusst hatte, dass das Kleid ihr umwerfend gut stehen würde. Und für einige Minuten hatte sie sich vorgestellt, sein Interesse an ihr ginge doch tiefer. Noch entwaffnender war die Tatsache, dass sie nicht genau wusste, wie sie dazu stand. Doch es verlieh dem Abend eine gewisse sexuelle Spannung, und als sie im Auto zu dem Ball fuhren, achtete sie sorgsam darauf, so wenig wie möglich zu sagen, sich behutsam in dieses seltsame neue Kapitel zwischen ihnen vorzutasten.
    Dort angekommen, hatte sie eine Minute gebraucht, um zu erkennen, was nicht stimmte: Alle anderen waren in Schwarz und Weiß gekleidet, und das war kein purer Zufall, sondern Dresscode. »Ich bin die Einzige, die hier fehl am Platze ist!«, zischte sie ihm zu und senkte den Kopf, um den überraschten Blicken der anderen Gäste auszuweichen. »Es sieht aus, als hätte ich es

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