Deception – Betörendes Trugbild – Teil 2 (German Edition)
sie sich um und starrten die Fassade an. Der Gedanke war Samantha auch bereits gekommen – es musste sehr viel mehr Zimmer geben als auf den ersten Blick sichtbar war.
Ethan wollte noch etwas hinzufügen, doch in diesem Moment wurde die Musik lauter. Der offizielle Party-Teil schien soeben begonnen zu haben und die Meute strömte zur Tanzfläche. Sam beugte sich näher zu ihm und rief: „Was wollten Sie sagen?“
Er holte Luft, doch dann klappte sein Mund zu und er hielt ihr die Hand hin. Ohne zu zögern ergriff Sam sie und folgte ihm. Sie betrachtete seine Schultern und die schmale Taille und verglich ihn in Gedanken prompt wieder mit Michael. Sie ärgerte sich, dass dieser Mann sich so in ihren Kopf eingenistet hatte.
Ethan ließ ihr den Vortritt und gemeinsam betraten sie den Pavillon. Drinnen war von dem Lärm nicht mehr viel zu hören – so gedämpft, wie die Musik hier klang, musste er schallisoliert sein. Flüchtig fragte Sam sich, welchen Zweck es hatte, einen Gartenpavillon von Geräuschen abschirmen zu lassen.
„So, Samantha, sollen wir zum Smalltalk übergehen?“
„Bitte nicht!“, rief sie aus und berührte ihn am Oberarm. „Ehrlich gesagt könnte ich ein richtiges Gespräch vertragen.“
„Okay!“, lachte er. „Was machen Sie beruflich?“
„Immobilien kaufen, aufpolieren, überteuert weiterverkaufen und mich dabei angemessen schäbig fühlen.“ Sie schenkte ihm ihren besten Augenaufschlag. „Und Sie?“
„Ich bin Biologe. Mein Vater hat zu viel Geld und sehr viele reiche Freunde, weshalb der Großteil meiner Zeit dafür draufgeht, Spenden-Galas zu organisieren und den entsprechenden, wohlhabenden Gästen das Geld aus der Tasche zu ziehen, um unser Meer zu retten.“
„Ich fühle mich unzulänglich neben Ihnen“, kokettierte Sam.
„Außerdem wurde mir gesagt, dass ich ihm Frack eine gute Figur mache“, ergänzte er mit einem Grinsen.
Samantha genoss das kleine Geplänkel. Sie hatte das Gefühl, dass es die erste unkomplizierte Unterhaltung seit Tagen war. Ethan war nett und wirkte wie ein anständiger Mann – also genau der Typ, den Sam eigentlich vor sich selbst hätte warnen müssen. Trotz ihrer leisen Bedenken rutschte sie einladend ein Stück näher in seine Richtung. „Ich wette, die Ehefrauen spenden in der Regel mehr als die Männer.“
Ethan freute sich sichtlich über das Kompliment und wendete ihr den Kopf zu. Sam wollte ihn küssen; er war intelligent und attraktiv. Doch sie spürte nichts. Nicht einmal ihr Puls hatte sich beschleunigt, sie fühlte kein Verlangen – stattdessen spukten braunen Augen in ihrem Kopf herum. Innerlich verfluchte sie Michael Hunt.
Ethans Lippen waren genauso weich wie seine Haut, doch in seinem Kuss lag nichts Forderndes, keine raue Lust. Sie hasste es, sich eingestehen zu müssen: Das war nicht, was sie wollte. Er rückte schon wieder von ihr ab und lächelte selig.
„Darf ich Sie zum Essen einladen, Samantha?“
„Sehr gerne. Aber ist das nicht merkwürdig, weil ich bei Scott wohne?“
Treuherzig sah er sie von der Seite an. „Sie könnten auch bei mir wohnen.“
Für den Bruchteil einer Sekunde zog Samantha seinen Vorschlag ernsthaft in Betracht. Bevor sie jedoch antworten konnte, erklang eine Stimme vom Eingang des Pavillons. „Miss Vickers hat hier noch einige Verpflichtungen, Ethan. Du kannst sie nicht einfach so entführen. Scott würde es sicherlich das Herz brechen.“
Es war Michael. Obwohl sein Tonfall fast freundlich gewesen war, lag doch ein eisiger Unterton darin. Während er einen unbestimmten Punkt hinter Ethan fixierte, lief dieser rot an. Verwirrt blickte Ethan erst zu Sam, dann zu Michael und räusperte sich.
„Ich glaube, Samantha kann selbst entscheiden, was sie machen möchte.“
Er versuchte, selbstbewusst zu klingen und Samantha bewunderte ihn dafür, dass er protestierte.
„Ich glaube, es ist an der Zeit zu gehen.“ Michaels Stimme klang vollkommen neutral.
Überrascht sah Sam ihn an. Warum zum Teufel warf er Ethan raus? Mit welchem Recht? Sie stand auf. „Kommen Sie, Ethan. Ich bringe Sie zur Tür.“
Mit einem großen Schritt stand Michael zwischen ihnen, Sam sah nur noch seinen breiten Rücken vor sich. „Das ist nicht nötig, Miss Vickers. Er kennt den Weg. Auf Wiedersehen, Ethan.“
Empört verschränkte Samantha die Arme. Ethan trottete sichtlich geknickt zum Ausgang und drehte sich in der Tür noch einmal um. Unsicher winkte er Samantha zu, der das Ganze äußerst peinlich
Weitere Kostenlose Bücher