Deception – Betörendes Trugbild – Teil 2 (German Edition)
Mittag essen. Meiner Freundin habe ich ein paar Mitbringsel versprochen, die werde ich bei der Gelegenheit auch direkt besorgen.“
Carrie nickte und hockte sich auf die benachbarte Liege. „Heute Abend gibt Scott ein Dinner. Ich muss noch mit der Köchin sprechen und den Tisch vorbereiten.“
Sam verdrehte die Augen – schon wieder eine Veranstaltung im Hause Winters. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Scott es über sich brachte, einen entspannten Abend auf der Couch zu verbringen. „Hast du einen Tipp für mich, was den Dresscode anbelangt?“
Schulterzuckend verkündete Carrie: „Ganz entspannt, nur Abendgarderobe.“ Dann sprang sie auf und verabschiedete sich mit einem kleinen Knicks, bevor sie in Richtung Haus davon eilte.
Seufzend erhob auch Sam sich. Wenn die ganze Situation mit Michael nicht gewesen wäre, hätte sie die Zeit in der Schweiz sicher noch etwas mehr genießen können. Das Haus lag totenstill da; kaum etwas deutete darauf hin, dass es tatsächlich so viele Gäste beherbergte. Irritiert durch die Geräuschlosigkeit beschloss Sam, einen anderen Weg durch das Gebäude zu nehmen.
Anstatt die Treppe im Eingangsbereich zu nehmen, wollte sie dieses Mal durch den hinteren Teil des Hauses gehen. Durch die Küche hatte sie einen Raum erspäht, der wie eine Bibliothek aussah. Außerdem wurde es Zeit, dass sie sich mehr mit der Architektur vertraut machte. Insgesamt drei Türen führten aus der Küche heraus, die Glastür in den Garten nicht mitgezählt.
Vorsichtig schob Sam den Kopf durch den Spalt der bereits offenen Tür: Es war eine Bibliothek. Große, wuchtige Regale, die bis unter die Decke reichten, füllten den gesamten Raum aus. Die Werke schienen von der Antike bis in gegenwärtige Belletristik zu reichen, allerdings konnte Samantha kein Ordnungssystem erkennen. Die Bücher waren weder alphabetisch noch nach Genre geordnet; geradezu lieblos waren sie in die Regalfächer gestopft worden.
Auf dem Boden lag ein dicker Teppichboden, der jedes Geräusch zu schlucken schien. Die Bücherwände besaßen lediglich zwei Aussparungen; eine für einen Kamin an der breiteren Wand und eine für ein Fenster, das die Aussicht auf den Garten ermöglichte.
Stutzig drehte Sam sich um ihre eigene Achse – die Proportionen des Raums erschienen ihr seltsam. Sie warf einen Blick zurück in die Küche und betrachtete dann wieder die Wände der Bibliothek. Lag es wirklich nur an den wuchtigen Regalen, dass der der Raum so viel schmaler wirkte als die Küche? Außerdem irritierte es Samantha, dass es keine weitere Tür in dem Raum gab. Konnte man die Bibliothek wirklich nur durch die Küche betreten? Was hatte es mit dieser unsinnigen Planung auf sich?
Gerade, als sie mit dem Gedanken spielte, ein Regalfach leer zu räumen und probehalber gegen die Rückwand zu klopfen, kam eine Haushälterin in den Raum, die Sam erschrocken musterte.
Da Samantha nicht einschätzen konnte, ob die Angestellten des Hauses gern tratschten, beschloss sie sicherheitshalber, vorerst den Rückzug anzutreten und die Bibliothek zu einem späteren Zeitpunkt weiter zu untersuchen – vielleicht in der Nacht.
Kapitel 4
Das kleine Café besaß eine weitläufige Terrasse, die durch eine Markise von der brennenden Sonne abgeschirmt wurde. Samantha entdeckte einen freien Tisch und stellte zufrieden ihre Einkaufstüten ab. Aufgekratzt durch die Erlebnisse von gestern hatte sie beschlossen, sich einen Frustkauf zu gönnen. Da Carrie dieses Mal nicht dabei gewesen war und Fragen zu den Summen hatte stellen können, die Sam ausgab, hatte sie voll zugeschlagen. Zurück zuhause würde sie ihre Einkäufe vor Becky als Geschenke reicher Kunden ausgeben, darum musste sie sich also keine Sorgen machen.
Die Speisekarte ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen und Sam brauchte nicht lange, um sich zu entscheiden. Der grüne Blattsalat mit frischem Ziegenkäse, Tomaten und Karotte klang zu verlockend. Nach der ausgiebigen Shoppingtour knurrte ihr der Magen.
Als sie ihre Bestellung aufgegeben hatte – zu dem Salat kamen noch ein starker Espresso und eine große Flasche Wasser – schielte sie wieder zu ihren Einkaufstüten. Besonders die kleine, hellgrüne Tüte hatte es ihr angetan. Nachdem sie sich mit Kleidung und Accessoires befriedigt hatte, war sie auf eine winzige Galerie in einer Nebenstraße gestoßen. Die Besitzerin hatte sich auch gleichzeitig als Künstlerin entpuppt und Sam ein wunderschönes Gemälde
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