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Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen

Titel: Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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sie das Chaos, das darauf lag, durchgegangen war.
    Sie ging ins Badezimmer. Die hell- und dunkelgrünen Keramikfliesen an den Wänden waren in makellosem Zustand. Die Wasserhähne waren zwar altmodisch, aber auf Hochglanz poliert und ohne jeden Kratzer. Innen an der Tür hing ein Spiegel mit schräg geschliffenen Kanten. Offene Glasregale dienten als Medizinschrank. Auf den Glasböden standen Tontöpfchen, die in Schönschrift beschriftet waren – Hamamelis, Fingerhut, Minze, Klee. Nicht die üblichen Medikamente, kein einziges verschreibungspflichtiges Mittel. Auf dem obersten Glasboden stand eine Schüssel mit nach Zimt duftenden Kiefernzapfen und Eicheln. Das Badezimmerfenster war aus durchsichtigem Glas. Ein Vorhang aus Glasperlenschnüren schützte vor neugierigen Blicken. Die Perlen warfen Regenbogen in allen Farben des Spektrums auf die Wände.
    Wer auch immer das Schlafzimmer verwüstet hatte, für das Bad hatte er sich nicht interessiert.
    Marge wandte sich wieder dem Schlafzimmer zu. Es war mit einer cremefarbenen Seidentapete tapeziert. Darauf prangten etliche Schwarzweißfotos von Lilah Brecht, wie sie gerade irgendeine Berühmtheit umschmeichelte. Oder vielleicht war es auch umgekehrt. Die Stars wirkten jedenfalls begeistert, auf dem Foto sein zu dürfen. Sämtliche Fotos waren signiert.
    Für Lilah und Valley Canyon: mit den herzlichsten Grüßen, Georgina DeRafters.
    Für Lilah Brecht, die einzige Frau, die mich je ohne Makeup gesehen hat. Halt mir die Zellulitis von den Oberschenkeln. Alles Liebe, Ann Milo.
    Georgina DeRafters und Ann Milo, altgediente Schauspielerinnen, die ausschließlich B-Movies gemacht hatten. Die großen Stars hingen vermutlich an den Wänden der Beauty-Farm. Wie mochte das auf die weniger Prominenten wirken? Bemerkten sie es überhaupt? Mußten sie wohl; alle Schauspielerinnen sind narzißtisch. Was mochte Lilah ihnen sagen, nachdem sie ihr Hunderte Dollar pro Tag gezahlt hatten und dann noch nicht mal ihr Foto an der Wand sahen?
    Meine engsten und liebsten Freundinnen behalte ich zu Hause?
    Marge zuckte die Achseln. Für jedes Foto, das noch an der Wand hing, lag mindestens eins irgendwo im Zimmer. Das Glas vor den Bildern war ganz bewußt zerstört worden, als ob jemand die Fotos von der Wand genommen und mit einem Hammer darauf geschlagen hätte. In der Mitte jeder Scheibe war ein Loch, von dem aus Risse strahlenförmig zum Rand verliefen. Im Zimmer funkelte es von all dem Glas, in dem sich das helle Morgenlicht widerspiegelte. Die Sonnenstrahlen kamen durch zwei große Fenster herein – eins auf der Ost- und eins auf der Nordseite. Pete hatte die Schlafzimmerfenster verschlossen vorgefunden. Die Männer vom Labor hatten an den Rahmen keine Einbruchsspuren entdeckt.
    Die Nachttische zu beiden Seiten des Betts waren umgeworfen worden, die Lampen nur noch ein Haufen Scherben. Durch den bloßen Aufprall auf dem Boden konnten die Keramiksockel der Lampen nicht so zertrümmert worden sein. So groß war die Entfernung zwischen Tisch und Fußboden nicht. Jemand mußte die Dinger regelrecht zerschmettert haben.
    Jemand, der offenbar stinksauer gewesen war.
    Die Frisierkommode war ausgeräumt und sämtliche Schubladen waren herausgezogen und ausgekippt worden. Kleidung lag achtlos herum.
    Nur Lilahs Schlafzimmer war verwüstet worden.
    Vielleicht hatte der Täter erwartet, etwas Bestimmtes im Safe zu finden. Und als es nicht da war, hat er das gesamte Schlafzimmer durchsucht.
    Aber warum wurde dann das übrige Haus nicht durchwühlt?
    Vielleicht hat er gefunden, was er wollte.
    Dann hat er sie vergewaltigt.
    Vorsichtig betastete Marge mit Handschuhen das zerbrochene Glas auf dem Bett. Sie würde Benny bitten, die Scherben einzupacken. Vielleicht hatte sich ja jemand daran geschnitten und Blutspuren hinterlassen. In dem Moment kam der Fingerabdruckexperte aus dem Wandschrank.
    »Ich bin da drinnen fertig, Detective. Wenn Sie nach weiteren Anhaltspunkten suchen wollen, bitte schön. Ich fang jetzt an, die Wände einzustauben.«
    »Haben Sie außer den weiblichen Fingerabdrücken noch was gefunden?«
    Benny schüttelte den Kopf.
    »Detective?«
    Marge drehte sich um. Officer Bellingham war zurückgekommen und machte ein sehr ernstes Gesicht.
    »Wir haben gerade mit dem Stallburschen gesprochen. Ich glaube, Sie sollten ihn sich selbst vornehmen.«
    »Ein Stallbursche?«
    »Ja, Ma … Detective. Er behauptet, er wohnt dort. In einer der Boxen gibt es eine kleine Kochplatte, einige

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