Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen
ein lockeres Hauskleid und hatte Schlappen an den Füßen. Sie versuchte, ihre nassen langen schwarzen Haare auszukämmen, die sich jedoch immer wieder verknoteten. Jedes Mal wenn die Zähne des Kamms auf Widerstand stießen, grummelte sie laut vor sich hin. Die Jungen ritten jauchzend über das Grundstück. Sie begrüßten ihren Stiefvater mit einem lauten Hallo. Decker lächelte und winkte. Rina blickte auf.
»Eines Tages schneid ich sie alle ab.«
»Mach ruhig.« Decker setzte sich neben sie und küßte sie auf die Wange. »Ich liebe dich auch mit Glatze.«
Ohne zu antworten, mühte sie sich weiter mit ihren Strähnen ab.
»Du siehst müde aus, Darling«, sagte Decker. »War’s ein anstrengender Tag?«
»Nein, bloß ein weiterer heißer schwangerer Tag.« Sie küßte Decker auf den Mund. »Ich verspreche, daß ich’s nicht an dir auslasse.«
»Hey, dazu bin ich doch da.«
Sie lächelte triumphierend, als sie wieder eine verhedderte Stelle entwirrt hatte. »Du bist ja halbwegs früh zu Hause.«
»Was kann ich für dich tun?«
»Nichts. Es ist alles einigermaßen unter Kontrolle.« Sie legte den Kamm hin. »Ich hab deinen Captain in den Fünf-Uhr-Nachrichten gesehen. Er wirkte nervös.«
»War er vermutlich auch.«
»Wird Davida wegen Mordes angeklagt?«
»Nein.«
»Warum dann der ganze Rummel?«
»Das war völlig unnötig. Ich hatte ihr gesagt, ich würde sie zu weiteren Fragen auf die Polizei bringen. Nicht daß ich viel gegen sie in der Hand hatte, ich dachte bloß … ach, ich weiß nicht. Ich wollte sie nicht so leicht davonkommen lassen. Sie wurde wütend und hat die Presse eingeschaltet. Ich hab Morrison angerufen, und er hat gesagt, er würde das schon regeln. Für die großen Geschichten sind eben die hohen Tiere zuständig. Mir war das ganz recht.«
»Fühlst du dich nicht übergangen?«
»Überhaupt nicht. Ich bin froh, daß ich diesen Haufen los bin. Ich hab schon wieder reichlich neue Fälle. Über mangelnde Arbeit kann ich mich wirklich nicht beklagen.«
»Hast du mit Lilah gesprochen?«
»Mit ihr wird alles wieder gut.« Er hielt inne. »Ich hoffe, daß wir nie wieder von ihr hören.«
»Es war eine scheußliche Woche für dich, nicht wahr?«
»Ja, das war es. Äußerst unbefriedigend. Deshalb liebe ich auch Pferde. Die sind ehrlich.«
Rina küßte ihn. »Tut mir leid für dich.«
»Schon gut. Jedenfalls hab ich mir meinen Gehaltsscheck verdient.« Er beobachtete die Jungen einen Augenblick und lächelte. »Die machen’s richtig.«
»Geh doch zu Ihnen.«
»Nee, ich glaub, ich seh lieber zu.« Er küßte seine Frau auf die Wange.
»Rina, ich verspreche dir, daß ich am Sonntag endlich das Gästezimmer tapeziere.«
»Mach dir darüber keine Gedanken.«
»Ich hab sonst nichts vor.«
»Peter, ich glaube, du solltest es besser streichen, statt zu tapezieren.«
»Erst gibt’s du siebzehn Dollar pro Rolle Tapete aus, und jetzt willst du es gestrichen haben?«
»Es wird den Sommer über Cindys Zimmer sein. Vielleicht gefallen ihr fliederfarbene Wände besser als Bilder von Mickey und Minnie beim Sonntagspicknick.«
»Das stimmt. An Cindy hab ich überhaupt nicht gedacht. Was bin ich bloß für ein Vater!«
»Du bist ein wunderbarer Vater, Peter. Cindy liebt dich, die Jungen lieben dich, und ich liebe dich. Versuch mal, dich selbst ein bißchen zu lieben.«
Decker lächelte. »Was machen wir, wenn das Baby früher kommt?«
»Dann stellen wir ein Bettchen in unser Schlafzimmer.«
»Macht dir das nichts aus?«
»Was bleibt uns denn anderes übrig? Du kannst ja nicht in zweieinhalb Monaten ein Zimmer anbauen.«
»Macht es dir was aus, daß Cindy den Sommer über bei uns wohnt?«
»Ob es mir was ausmacht? Chabibi, ich würde es gar nicht anders wollen. Sie gehört zur Familie!«
Familie. Nach allem, was Decker in der vergangenen Woche erlebt hatte, hatte er ganz vergessen, was eine richtige Familie ist, wo es um Liebe und Geborgenheit geht, und nicht um Eifersucht und gegenseitige Quälerei. »Du bist ein gutes Mädchen, Rina.«
»Na ja, es geht so.« Sie stand auf. »Während du hier aufpaßt, seh ich mal nach dem Essen.«
»Klar. Und dann legst du die Füße hoch und ruhst dich ein bißchen aus, Darling. Heute Abend bedien’ ich.«
Rina zauste seine feuchten Haare. »Danke.«
Decker beobachtete, wie sie zum Haus watschelte. Als sie drinnen verschwunden war, fing er an zu lachen. Klopf dir auf die Schulter, Deck. Es gibt nichts Besseres als ein richtiges
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