Decker & Lazarus 05 - Du sollst nicht luegen
Wandschrank?«
»Ja, da saug ich jede Tag. Sie mag kein Staub.«
»In dem Wandschrank ist ein großer Safe.«
»Ja.«
»Stauben Sie den Safe ab?«
»Ja, jede Tag.«
»Haben Sie den Safe gestern abgestaubt?«
»Ja, jede Tag.«
»Tragen Sie Handschuhe, wenn Sie den Safe abstauben?«
»Ich trag kein Handschuhe, nur wenn ich Toilette putze.«
»Es kann also sein, daß Sie den Safe mit den Händen berührt haben? Es posible que su mano ha tacado la puerta de la caja de seguridad?«
»Sí, es posible.«
Benny hatte einige Fingerabdrücke auf dem Safe gesichert. Man würde dem Hausmädchen zum Vergleich ebenfalls die Fingerabdrücke abnehmen müssen. Doch ein Gutes hatte ihr emsiges Putzen – der Safe war jeden Tag saubergewischt worden. Wenn einige der Abdrücke von Lilah stammten, mußte sie den Safe geöffnet haben, nachdem Mercedes ihn gestern abgestaubt hatte. Hatte man sie gezwungen, ihn zu öffnen? Oder vielleicht hatte sie gestern etwas Wertvolles hineingelegt, und irgendwer hatte davon gewußt.
Decker machte sich rasch einige Notizen – Fragen, die er Lilah stellen würde. Hoffentlich war sie am späten Nachmittag wieder bei vollem Bewußtsein und in einem Zustand, der es erlaubte, sie kurz zu vernehmen. »Wir sind gleich fertig, Mercedes. Nur noch ein paar Fragen, und zwar zu dem Mann, der sich um die Pferde kümmert.«
»Señor Carl?«
»Ja. Er behauptet, er wohnt im Stall. Ist das wahr?«
»Ja.«
»Wie lange lebt er schon dort?«
»Vier, fünf Jahre. Er nach mir gekommen, aber arbeitet schon lange für Missy Lilah.«
»Sehen Sie ihn oft?«
»Nein.«
»Wenn im Haus was kaputtgeht, wer repariert das?«
Mercedes mußte nachdenken. »Missy Lilah schickt Leute – immer andere. Manchmal Leute von ihre Arbeit.«
»Von ihrer Arbeit? Sie meinen von der Beauty-Farm?«
»Ja.«
»Was für Leute?«
»Diferentes. Ich glaub, manchmal ein Junge kommt Gemüse ernten.«
»Ein Junge? Ein muchacho?«
»Nein. Älter. Name ist Mike.«
»Mike«, wiederholte Decker. »Kennen Sie seinen Nachnamen?«
Mercedes schüttelte den Kopf.
»Aber er arbeitet in Lilahs Beauty-Farm?«
»Ja, glaub ich.«
»Okay«, sagte Decker. »Señor Carl repariert also nichts im Haus.«
»Nein. Arbeitet nur mit Pferde, erntet vielleicht Gemüse, también. Ich weiß nicht.«
»Machen Sie schon mal Frühstück oder Mittagessen für Señor Carl?«
»Nein.«
»Oder kleine Snacks? Geben Sie ihm was zu trinken, wenn’s heiß ist?«
»Nein, er bleibt aus dem Haus, ich bleib im Haus. Wir reden nicht, oder vielleicht ein-, zweimal im Jahr. Er kommt zum Haus und fragt nach Missy Lilah. Aber er kommt nie in Haus.«
»Benutzt er schon mal das Bad im Haus?«
»Nein. Ich glaub, er hat Toilette.«
»Waschen Sie schon mal seine Sachen?«
Mercedes schüttelte den Kopf.
Decker beugte sich zu ihr und flüsterte: »Macht er ihnen angst?«
Das Hausmädchen kräuselte die Lippen und schüttelte den Kopf. »Nein, er macht mir kein angst. Missy Lilah sagt, er nett. Ich glaub auch, er nett. Aber ich glaub, er ist ein bißchen …« Sie malte mit dem rechten Zeigefinger neben ihrer rechten Schläfe Kreise in die Luft.
»Ein bißchen verrückt?«
»Vielleicht. Aber ich glaub, er liebt Missy Lilah. Einmal Missy Lilah hat bösen Streit draußen mit ihr Bruder. Missy Lilah läßt Bruder nicht ins Haus, und er wütend. Señor Carl hört das und wird ganz schlimm wütend.« Sie demonstriert seinen Zorn, indem sie die Nase kraus zieht und eine Hand zur Faust ballt. »Er geht in Stall und holt große Schaufel. Er zeigt sie El Doctor, brüllt ihn an und sagt, er soll weggehen.«
»War es ein schlimmer Streit?«
»Ja, sehr schlimm.«
»Streitet Missy Lilah sich oft mit Doctor Freddy?«
»O nein!« Mercedes riß die Augen weit auf. »Missy Lilah nicht streiten mit Doctor Freddy, niemals. Das war el otro doctor, su otro hermano.«
Decker mußte das erst verdauen. »Sie hat zwei Brüder?«
»Ja.«
»Und beide sind Ärzte?«
»Ja. El otro doctor vielleicht zwei- oder dreimal hier, seit ich hier arbeite. Missy Lilah mag ihn nicht. Er kommt, und sie streiten. Letzte Mal, Señor Carl ihn fortgejagt. Brüllt ihn an und fuchtelt mit Schaufel. Sagt: ›Geh weg. Geh weg, oder ich bring dich um.‹«
»Wie ist der Name von el otro doctor?«
»Missy Lilah mir nicht gesagt. Sie nennt ihn nur su otro hermano.«
»Woher wissen Sie, daß er Arzt ist?«
Mercedes schwieg. »Kann mich nicht erinnern. Weiß halt, er ist Arzt.«
»Wie lang ist das her, daß
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